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Drei Dinge, die bei Atlético Madrid gegen Manchester United auffielen: Ronaldo ist eine Fehlbesetzung

Thomas Gaber

Publiziert 24/02/2022 um 01:15 GMT+1 Uhr

Manchester United erreicht im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League ein glückliches Unentschieden bei Atlético Madrid. Vor allem in der Offensive bleibt die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick erneut vieles schuldig, was auch mit der Rolle von Cristiano Ronaldo zu tun hat. Atlético verschenkt am Ende einen verdienten Sieg, zeigt aber nach langer Zeit mal wieder echten Atlético-Fußball.

Cristiano Ronaldo hatte wenig zu melden gegen Atlético Madrid

Fotocredit: Getty Images

João Félix hatte die Rojiblancos früh in Führung geköpft (7.). Atlético verpasste es in der Folge jedoch, das zweite Tor nachzulegen und hatte zweimal Pech mit Lattentreffern.
Manchester war lange Zeit unterlegen und kam nie in einen vernünftigen Spielrhythmus. United hat es dem glücklichen Händchen von Trainer Ralf Rangnick zu verdanken, dass die Ausgangslage für das Rückspiel am 15. März im Old Trafford deutlich besser ist, als es das Spiel der Red Devils war.
Drei Dinge, die bei Atlético Madrid gegen Manchester United auffielen:

1. Atlético spielt (endlich) wieder Atlético-Fußball

Diego Simeone ist im elften Jahr Trainer der Rojiblancos. Der Argentinier führte Atlético in dieser Zeit zu zwei Meisterschaften, zwei Europa-League-Titeln und zweimal ins Champions League-Finale. Sportliche Krisen kannte Simeone bislang nicht, doch in dieser Saison liegt einiges im Argen bei Atlético.
In der Liga ist man nur Fünfter und hat in 25 Spielen schon 34 Gegentore kassiert - absolut untypisch für Disziplin-Fanatiker Simeone. Defensive Stabilität steht für den 51-Jährigen über allem. Hinzu kommen immer wiederkehrende Ausfälle von Stammspielern, verursacht durch ungewöhnlich viele Muskelverletzungen und mehrere Covid-19-Ausbrüche.
In die K.o.-Phase der Champions League zog Atlético im letzten Moment ein - um dort gleich zu demonstrieren, was wirklich in der Mannschaft steckt - allen Widrigkeiten zum Trotz.
Atlético zeigte im ersten von zwei Duellen mit Manchester United (endlich) wieder sein wahres Gesicht. Klare Struktur mit Fünferkette, Dreier-Mittelfeld, der hängenden Spitze João Félix und vorne drin mit dem quirligen Correa. Vom Anpfiff weg warfen sich die Rojiblancos in jeden Zweikampf, ließen United keinen Zentimeter Raum, waren giftig, laufstark und effizient - Atlético-Fußball pur.
Die erste Halbzeit war das Beste, was Simeones Männer in den letzten Monaten abgeliefert haben, mit Félix' Traumtor als Höhepunkt. Auch nach der Pause blieb sich Atlético treu. Die Mannschaft zog sich etwas zurück, verteidigte aber weiter diszipliniert. Einziges Manko: Die Konter wurden nicht sauber zu Ende gespielt.
"Leistung und Ergebnis stimmen heute nicht überein. Es gab viele Dinge in unserem Spiel, die mir gefallen haben", sagte Simeone.
Es gibt nach wie vor kaum eine Mannschaft im europäischen Spitzenfußball, die so unangenehm zu bespielen ist, wie Atlético. Dass es am Ende nicht zum Sieg gereicht, lag an einer einzigen Unachtsamkeit, die United prompt bestrafte.
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Glänzte nicht nur bei seinem Tor: João Félix

Fotocredit: Getty Images

2. Herausragender Auftritt von Lodi in einer Doppelrolle

Für den Brasilianer hatte sich Simeone eine ganz besondere Rolle ausgedacht. Als Linksverteidiger in der Fünferkette sollte Lodi in erster Linie die Kreise von Jadon Sancho stören, was dem 23-Jährigen bis zu seiner Auswechslung in der 75. Minute auch nahezu perfekt gelang.
Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, musste Lodi aber jede Menge Kilometer abspulen. Denn bei eigenem Ballbesitz spielte er einen verkappten Flügelstürmer auf der linken Seite.
Egal ob bei Gegenangriffen nach Ballgewinnen in der gegnerischen Hälfte oder beim Spielaufbau aus der Fünferkette - Lodi war an nahezu allen vielversprechenden Angriffen von Atlético beteiligt. Seine perfekte Flanke verwertete João Félix zum frühen Führungstor.
War United am Ball, reihte sich Lodi umgehend in die Fünferkette ein. Diese Doppelrolle verlangt enorme Laufbereitschaft. Verständlich, dass nach etwa einer Stunde die Kräfte bei Lodi nachließen. Nach 75 Minuten und einem ganz starken Auftritt war sein Arbeitstag beendet.
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Lodi (r.) machte ein überragendes Spiel

Fotocredit: Getty Images

3. United hat so viel Potential - und nutzt so verdammt wenig davon

Cristiano Ronaldo. Marcus Rashford. Bruno Fernandes. Paul Pogba. Jadon Sancho. Alles, was bei Manchester United Rang und Namen an, durfte sich austoben im Wanda Metropolitano. Unendlich viel Potential, das (mal wieder) nicht im Ansatz ausgeschöpft wurde.
In der ersten Halbzeit hatte United Atlético nichts entgegen zu setzen. Schaltzentrale Pogba wurde beim Versuch, Manchesters Offensivspiel anzukurbeln, ordentlich auf die Füße getreten. Der Franzose verlor jeden Zweikampf und ließ sich die Bälle mitunter recht plump abluchsen.
Rashford und Sancho waren unsichtbar, Fernandes noch am auffälligsten, aber mit einer Passquote von 65 Prozent auch kein Heilsbringer. Und Ronaldo? Rieb sich im Sturmzentrum gegen zwei, manchmal auch drei Gegenspieler auf und diskutierte ansonsten mit Schiedsrichter Ovidiu Alin Hategan.
Rangnick bevorzugt eigentlich das schnelle vertikale Spiel. Umso bemerkenswerter ist die Behäbigkeit, mit der United in der Offensive agierte. Und wenn schon so gemächlich gespielt, braucht es vorne keinen Ronaldo, der Platz und Mitspieler benötigt, die schnellen Kombinationsfußball beherrschen - sondern einen Brecher, einen Wandspieler, der Bälle prallen lässt und sich im Sechzehner auf engem Raum auch mal gegen zwei Gegenspieler durchsetzt.
Insofern ist Ronaldo in dieser Mannschaft mit diesem langsamen Offensivspiel eine Fehlbesetzung.
Es war mal wieder die zweite Garde, die United am Ende aus dem Sumpf zog. Alex Telles, Aaron Wan-Bissaka und Anthony Elanga wurden in der zweiten Halbzeit eingewechselt und mit ihnen wurde Manchester United endlich gefährlicher. Elanga erzielte letztlich den Ausgleich und hält recht viel von sich. "Auf dem Feld mache ich alles, um der Mannschaft zu helfen. Ich bin selbstbewusst genug, um zu sagen: ich werde der beste Spieler auf dem Feld sein", sagte er.
Rangnick mausert sich immer mehr zum Einwechsel-Experten. Elangas Treffer war bereits der elfte eines Jokers in der Rangnick-Ära bei United.
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