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Manchester City scheitert im Champions-League-Halbfinale an Real Madrid - Pep Guardiolas alte Wunden klaffen auf

Robert Bauer

Update 05/05/2022 um 12:13 GMT+2 Uhr

Pep Guardiola hat es erneut verpasst, den Henkelpott in den himmelblauen Teil Manchesters zu holen. Die Citizens scheiterten nach einem dramatischen Halbfinal-Rückspiel an Real Madrid. Während bei den Königlichen Weltstars wie Toni Kroos die entscheidenden Akzente ausgerechnet von der Bank setzten, fehlt den Skyblues ein Anführer. Die Real-Stars ließen dadurch Guardiolas alte Wunden aufklaffen.

Guardiola hadert nach Aus in Madrid: "Hatte immer bittere Niederlagen"

Pep Guardiola war die Enttäuschung deutlich ins Gesicht geschrieben.
Während die Anhänger von Real Madrid das Estadio Santiago Bernabéu am Mittwochabend in ein Tollhaus verwandelten, schlich der Katalane bedröppelt über den Rasen, um seine Stars aufzumuntern.
"Für den Moment ist das natürlich ein harter Schlag für uns. Wir brauchen Zeit, um das zu verarbeiten", sagte Guardiola sichtlich frustriert nach der für Manchester City bitteren 1:3-Pleite nach Verlängerung (Hinspiel 4:3) und dem damit verbundenen Halbfinal-Aus in der Champions League.
"Ich bin sehr glücklich, wir haben großartige Dinge in der Champions League getan. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt", führte der 51-Jährige bei "DAZN" aus.
Für den Moment bleibt jedoch festzuhalten, dass Guardiola den Henkelpott auch im sechsten Anlauf mit den Skyblues nicht nach Manchester holen wird. Zweifelsohne ein Dämpfer für den amtierenden Premier-League-Champion, der im vergangenen Sommer europaweit nach dem FC Arsenal (167 Millionen Euro) und Stadtrivale Manchester United (140) die meisten Transferausgaben (134,5) verzeichnete.

Real krönt Aufholjagd

Dabei sah es lange Zeit danach aus, als könnte City - wenn auch im Rückspiel ein Stück weit glanzlos - den Finaleinzug aus der Vorsaison (0:1 gegen Chelsea) wiederholen.
Nach dem Führungstreffer von Riyad Mahrez (73.) schienen die Weichen für das Endspiel gegen den FC Liverpool gestellt, doch Reals Comeback-Künstler, die bereits Paris Saint-Germain und Titelverteidiger FC Chelsea auf spektakuläre Art und Weise aus dem Wettbewerb geworfen hatten, hatten andere Pläne.
Der eingewechselte Rodrygo rettete die Königlichen mit einem Doppelpack binnen 85 Sekunden (90./90.+1) in die Verlängerung. Top-Torjäger Karim Benzema krönte die Aufholjagd mit seinem 15. Champions-League-Treffer in dieser Spielzeit (zehn davon in der K.o.-Phase) vom Elfmeterpunkt zum Endstand (95.).
"Am Ende wurde es hektisch, Real hat viele Leute in die Spitze gestellt, mit Militao, Asensio, Rodrygo. Sie haben Bälle in den Strafraum geschlagen und zwei Tore erzielt. Sie waren dazu in der Lage, Glückwunsch an sie und an Liverpool. Wir müssen es akzeptieren", konstatierte Guardiola.
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Ancelotti freut sich auf Endspiel: "Wie ein Derby"

ManCity in den entscheidenden Phasen kopflos

Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Citizens gerade in den entscheidenden Phasen der Partie kopflos agierten. Es fehlte ein Anführer auf dem Platz, der das Spiel in kritischen Momenten an sich reißt und seine Mitspieler antreibt.
Fast über die gesamte Spielzeit ließ die hochtalentierte Guardiola-Elf die letzte Entschlossenheit vermissen und präsentierte sich fast schon City-unlike. "In der ersten Halbzeit war es kein gutes Spiel von uns. Wir haben es nicht geschafft, dem Spiel Kontinuität zu geben. Es war schwierig, es gab viele Unterbrechungen. In der zweiten Halbzeit waren wir deutlich besser und hätten das 2:0 machen müssen", betonte Guardiola.
In der Tat hatte der 118-Millionen-Euro-Mann Jack Grealish in den Schlussminuten gleich zweimal die Vorentscheidung auf dem Fuß (87./88.). Über die gesamte Partie gesehen waren etwaige Großchancen für City jedoch Mangelware. In der Verlängerung ging nach vorne dann so gut wie gar nichts mehr - oder wie es Real-Stürmer Rodrygo ausdrückte: "In der Verlängerung war City tot."
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Jack Grealish (Manchester City) verpasste gegen Real Madrid die Vorentscheidung

Fotocredit: Getty Images

Ancelotti bindet Real-Stars mit ein

Ganz anders dagegen Real, das angetrieben von den zu diesem Zeitpunkt bereits ausgewechselten Toni Kroos, Luka Modric, Benzema und dem nicht berücksichtigten Marcelo von Minute zu Minute selbstbewusster wurde. Immer wieder versammelten sich eben jene Weltstars an der Seitenlinie neben Trainer Carlo Ancelotti, um ihm ihre Sicht der Dinge auf das Spiel mitzuteilen.
"Der Trainer hatte ein paar Zweifel, wen er jetzt bringt. Wir haben uns ausgetauscht. Er ist einfach so, dass er uns mit reinholt, das beschreibt ihn einfach gut. Am Ende entscheidet aber er", betonte Kroos bei "Amazon Prime".
Jene Szenen demonstrierten eindrucksvoll, wie gefestigt der spanische Meister in dieser Saison ist. Für "DAZN"-Experte Sandro Wagner war eben jene Selbstständigkeit der Real-Stars in puncto Entscheidungsfindung gar der entscheidende Faktor im Halbfinale der Königsklasse.
Zumindest darf bezweifelt werden, ob Guardiola etwaigen Ratschlägen seiner Schützlinge ähnlich aufgeschlossen gegenübergestanden hätte wie sein Pendant.
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Karim Benzema (l.) und Carlo Ancelotti - Real Madrid

Fotocredit: Getty Images

Guardiola zwängt Schützlinge in taktisches Korsett

Anders als Ancelotti nimmt der Katalane die Dinge gerne selbst in die Hand und zwängt seine Spieler dabei etwas überspitzt formuliert in ein taktisches Korsett. Geht jener herausgearbeitete Plan jedoch nicht auf, fehlt häufig ein Plan B.
Bayern-Star Thomas Müller hatte bereits in der jüngeren Vergangenheit gemutmaßt, dass Guardiola in großen Spielen vielleicht zu verkopft sei und sein Spiel zu sehr dem Gegner anpasse, anstatt seiner üblichen Herangehensweise treu zu bleiben. "Manchmal war deshalb nicht einhundertprozentig klar, was wir tun", sagte Müller 2020 in einem Interview mit "The Athletic".
In einem Champions-League-Halbfinale kommt es aber nicht nur auf taktische Vorgaben und schier durchchoreografierte Angriffe an, wie das aufopferungsvoll kämpfende Real am Mittwoch bewies.
"An einem normalen Abend ist Manchester City wahrscheinlich die beste Mannschaft Europas, aber das war eben kein normaler Abend", brachte es "DAZN"-Kommentator Uli Hebel auf den Punkt.
Spätestens nach Ablauf der 120 Minuten dürfte dies auch dem letzten Fan im Bernabéu bewusst geworden sein.
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