FC Bayern - Real Madrid: FCB-Offensive geht der Saft aus - Transfermarkt bietet einzigen Ausweg

Der FC Bayern München hat das Finale der Champions League auf dramatische Art und Weise verpasst. Im Estadio Santiago Bernabéu gab der deutsche Rekordmeister gegen Real Madrid in den letzten Minuten des Spiels eine 1:0-Führung aus der Hand. Dabei stach vor allem ein Phänomen ins Auge, welches die Bayern über Monate hinweg begleitet - und ihnen im wichtigsten Spiel der Saison das Genick brach.

Tuchel zu Neuer-Fehler: "Das ist einfach nur bitter"

Quelle: Perform

Die 87. Minute im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Real Madrid (1:2) wird dem FC Bayern noch lange in Erinnerung bleiben.
Zwar war der folgenschwere Ausgleich der Königlichen zu diesem Zeitpunkt noch knapp eine Zeigerumdrehung entfernt, das bayerische Schicksal nahm aber ebenda seinen Lauf.
Nach einem Konter der Münchner blieb Aleksandar Pavlovic im gegnerischen Strafraum liegen, hielt sich die Wade. Kurz vor Schluss setzten beim gebürtigen Münchner Krämpfe ein, der 20-Jährige musste außerhalb des Feldes behandelt werden. Mit einem Bein bereits im Finale stehend spielten die Bayern in Unterzahl weiter - und der Traum von Wembley begann zu bröckeln.
Wenig später belagerte Real den Sechzehner des Rekordmeisters und war letztlich aufgrund eines ohnehin seltenen individuellen Fehlers seitens Manuel Neuer im Glück. Joselu staubte nach einem Fehlgriff des fünfmaligen Welttorhüters zum 1:1 ab. Kurz danach sind die Bayern wieder vollzählig.

Tuchel: "Das ist einfach zu viel"

Natürlich darf ein derartiger Fehler in einem Spiel dieser Gewichtsklasse nicht passieren. Aber der Fußballgott hat nun mal einen besonderen Sinn für Komik - und verwechselt diese auch gerne mit Tragik.
Weit tiefgreifender und aus bayerischer Sicht wesentlich steuerbarer sind aber die Abläufe im Vorfeld des Treffers.
Die Münchner Offensive kam in den letzten Minuten nämlich auf dem Zahnfleisch daher. Thomas Müller betrat für Jamal Musiala das Feld, Eric Maxim Choupo-Moting löste verwunderlicherweise Harry Kane ab. Leroy Sané machte aus taktischen Gründen für Min-Jae Kim Platz. Im Falle einer Verlängerung hätte der FCB die deutlich schlechteren Karten gehabt.
"Wir starten mit vier offensiven Spielern. Am Ende müssen wir viermal wechseln und alle offensiven Spieler müssen vom Feld", fasste Tuchel das Problem zusammen. "Das ist einfach zu viel. Wir haben keinen einzigen Wechsel, den wir aktiv vornehmen."
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Harry Kane vom FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Immer die alte Leier: Bayern und die fehlende Kaderbreite

In dieses Bild passt auch der erste schmerzhafte Rückschlag der Bayern am Mittwochabend. Serge Gnabry musste verletzungsbedingt bereits in der 27. Minute vom Platz. Zwar wurde mit Alphonso Davies der Torschütze zum zwischenzeitlichen 1:0 eingewechselt, glücklich war diese notgedrungene Personalentscheidung trotzdem nicht.
"Wir reagieren auf Verletzungen, die ganze Saison", legte Tuchel den Finger in diese bereits seit Monaten eiternde Bayern-Wunde. "Im wichtigsten Spiel der Saison starten wir mit einer Front-Vier und alle vier müssen raus. Wir sind nur am reagieren mit unseren Wechseln, nie am agieren. Wir können das Spiel nie verändern, wie wir das vorhaben. Das ist einfach zu viel."
Ein Umstand, der letztlich zum Zünglein an der Waage wurde - wie die Krämpfe von Pavlovic zeigten. "Im Moment des Ausgleichs hat Aleksandar Krämpfe. Wir haben vorhin noch durchgefragt... Natürlich wollen alle Jungs draufbleiben", führte Tuchel aus. "Dann ist er gerade seine zwei Minuten draußen, wir sind in Unterzahl und dann fällt das Tor."
Real-Trainer Carlo Ancelotti durfte hingegen mit den Einwechslungen Luka Modric, Eduardo Camavinga, Brahim Díaz und ausgerechnet Joselu richtungsweisende Akzente setzen. "Das macht den Unterschied", schob Tuchel nach. "Wollen wir mit unseren Wechseln etwas verändern und erreichen? Oder geht es nur darum, damit auf irgendwelche Verletzungen zu reagieren?"

Bayerns einziger Ausweg: Transfermarkt!

In diesem Kontext wird gerne auch die Belastungssteuerung als Kritikpunkt herangezogen. Die beiden Finalisten Borussia Dortmund und Real Madrid rotierten vor den Rückspielen in der Königsklasse heftig, um möglichst frisch in das Spiel des Jahres zu gehen. Und dennoch fällt es schwer, Tuchel diesbezüglich Vorwürfe zu machen.
Zwar waren fünf Feldspieler aus der Startelf gegen Real auch vier Tage zuvor bei der 1:3-Niederlage gegen den VfB Stuttgart im Einsatz, Argumente für diese Entscheidung lassen sich jedoch zuhauf finden.
Ein junger Spieler wie Pavlovic sollte sich vor der bislang größten Partie seines Lebens in seiner Rolle zurechtfinden, Topstürmer wie Harry Kane brauchen den Rhythmus. Gnabry kam aus einer Seuchenzeit voller Verletzungen zurück und benötigte dringend Spielpraxis, die Verteidigung stellte sich in den vergangenen Monaten ohnehin im Grunde stets von selbst auf.
Der späte Genickbruch von Madrid dürfte den Verantwortlichen des FC Bayern in dieser Hinsicht nun vollends die Augen geöffnet haben. Individuelle Fehler entscheiden Spiele, fehlende Tiefe im Kader mitunter eine gesamte Saison.
Real Madrid hat am Mittwoch aufgezeigt, dass eine gesunde Kadertiefe mit Gold nicht aufzuwiegen ist. Mit Blick auf die Triple-Saisons 2012/13 und 2019/20 sind sich die Bayern dahingehend sogar selbst das beste Beispiel. Den einzigen Ausweg, um einem derartigen Tiefschlag vorzubeugen, bietet daher eine Großoffensive auf dem Transfermarkt.
Das "Finale dahoam" im kommenden Jahr dürfte Anreiz genug sein.
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Tuchel völlig ungehalten: "Nicht Moment für Entschuldigungen"

Quelle: Perform


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