Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Pokal-Duell: Kevin Großkreutz trifft mit dem VfB auf Borussia Dortmund

Marc Hlusiak

Update 09/02/2016 um 11:09 GMT+1 Uhr

162 Tage nach dem Abschied aus Dortmund trifft Kevin Großkreutz im DFB-Pokal auf seine große Liebe. Im vierten Pflichtspiel für den VfB Stuttgart steht er höchstwahrscheinlich zum vierten Mal in der Startelf, denn in Stuttgart hat er nach seiner Rückkehr aus der Türkei sofort eingeschlagen. Das Spiel gegen den BVB wird für ihn jetzt zum ersten echten Prüfstein – sportlich und vor allem emotional.

Kevin Großkreutz

Fotocredit: Eurosport

Kevin Großkreutz spielt gegen seine alten Kollegen – nicht im Training, sondern in einem Pflichtspiel, mit dem eigentlich falschen Trikot.
Seine komplette Familie, durch die Bank eingefleischte Dortmund-Fans, wird in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena auf der Tribüne sitzen und dann natürlich auch zu Schwarz-Gelb halten – oder?
Nicht ganz klar. Denn der populärste Sohn der Familie Großkreutz, Kevin, hat die Seiten gewechselt. Laut dem neuen Trainer bei der Borussia, Thomas Tuchel, gab es "keine persönlichen Vorbehalte" seinerseits gegenüber Großkreutz. Am sportlichen Potential des variabel einsetzbaren Mittelfeldspielers gab es "nie einen Zweifel".
Dennoch wurde er vor etwas mehr als einem halben Jahr in seiner westfälischen Heimat aussortiert und wechselte in die Türkei zu Galatasaray. Von Heimweh geplagt zog es ihn im Winter zurück nach Deutschland, wo er seit Beginn der Rückrunde für den VfB Stuttgart aufläuft – und wie!
picture

Kevin Großkreutz

Fotocredit: Eurosport

Überzeugender Start in Stuttgart

Die schnelle Eingewöhnung des Weltmeisters, der in jedem der drei Rückrundensiege des VfB über die kompletten 90 Minuten zum Einsatz kam und durchaus ansprechende Leistungen zeigte, überrascht auch Vorstand Sport Robin Dutt:
Dass der Junge hierher kommt und ab der ersten Minute Stammspieler ist und so spielt, als hätte er schon immer bei uns gespielt – das zeigt seine Qualität. Das konnten wir so nicht erwarten, ist aber natürlich klasse.
Das Pokalspiel gegen den BVB ist jedoch alles andere als ein normales Spiel für Großkreutz, der als Jugendlicher selber fast jedes Wochenende bei den "echten" Fans auf der Dortmunder Südtribüne stand. Wie diese (gut 10.000 werden erwartet) ihn empfangen werden, ist eine der spannenden Fragen im Vorfeld des Duells.
Auch der Spieler selbst weiß das so genau nicht:
Abwarten. Aber ich bin im Guten gegangen. Es gibt viele Dortmunder, die mir zum Beispiel bei Instagram alles Gute wünschen.
picture

Ungewohnter Anblick: Kevin Großkreutz in Stuttgart

Fotocredit: Imago

"Mahnmal Koller"

Großkreutz ist gut beraten, vorsichtig mit der heiklen Situation umzugehen: Denn seine immer noch starken Gefühle für den "Ex" zu offen zu zeigen, könnte Folgen für die neu eingegangene Partnerschaft mit dem VfB haben. Eine BVB-Legende sollte ihm als abschreckendes Beispiel dienen:
Am 2. Mai 2008 war es Ex-Borusse Jan Koller, der sich im Nürnberger Trikot nach seiner Rückkehr ins Dortmunder Stadion vor der Südtribüne feiern ließ und sogar eine "Ein-Mann-Laola" startete.
Die Antwort der Club-Fans waren wüste Beschimpfungen und drohende Gesten in Richtung des Tschechen, dessen Verhältnis zu den Anhängern der Franken von diesem Zeitpunkt an zerbrochen war. Das Intermezzo in Nürnberg war nach nur einem halben Jahr beendet.
Großkreutz wird sich sicherlich an diese Szenen erinnern. Vielleicht stand er auch selbst an diesem Freitag-Abend auf den Rängen und feierte den 2-Meter-Hühnen mit Sprechchören. Wie genau es im Neu-Stuttgarter vor der Begegnung aussieht, wird nur er selbst wissen. Zum Wiedersehen mit den alten Kumpels sagt er:
Bis zum Anpfiff werden sicherlich noch ein paar WhatsApp-Nachrichten hin- und hergeschickt, da kann man sich noch ein bisschen pushen. Auf dem Platz kenne ich aber keine Freunde. Ich werde keine Grätsche weniger machen.
Sein Trainer Jürgen Kramny hofft, dass der Weltmeister bei aller Leidenschaft nicht überzieht - dass dieser zwar "mit aller Aggressivität ins Spiel geht, aber sich auch unter Kontrolle hält".
Nach der schnellen Akklimatisierung in Stuttgart, die sowohl für Spieler als auch Verein ein Glücksfall ist, dürfte eines klar sein: Großkreutz ist Profi und wird sich die Chance, die er in Stuttgart nach einem halben Jahr ohne Spielpraxis bekommen hat, sicher nicht wegen seines schwarz-gelben Herzens kaputt machen – oder doch?
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung