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FC Bayern - Borussia Dortmund: Taktik-Check - Darum tut Marco Reus den Bayern richtig weh

Luca Baier

Update 26/04/2017 um 11:28 GMT+2 Uhr

Seit seinem Comeback zeigt sich Marco Reus von Borussia Dortmund in bestechender Form. Im DFB-Pokal-Halbfinale gegen den FC Bayern München (Mittwoch, 20:45 Uhr im Liveticker) könnte er den Rekordmeister vor große Probleme stellen und so zum Schlüsselspieler werden. Eurosport.de analysiert im Taktik-Check, welchen Einfluss Reus auf das Dortmunder Spiel nimmt.

Taktik-Check: Darum tut Reus dem FC Bayern richtig weh

Fotocredit: Eurosport

Schon zu oft verpasste er große Spiele oder gar Turniere aufgrund von Verletzungen. Pünktlich zum Saisonendspurt ist Marco Reus wieder fit – und präsentiert sich spielfreudig als wäre er nie weg gewesen.
Der DFB Pokal ist für Borussia Dortmund die letzte Chance, in dieser Saison einen Titel zu holen. Mit einem Marco Reus in Topform könnte dies gelingen.

Wohlfühloase Halbraum

Zu Beginn seiner Karriere profitierte Reus vor allem von seiner Schnelligkeit: Er war - damals noch im Trikot von Borussia Mönchengladbach – ein echter Konterspieler. Mittlerweile sieht das anders aus, Reus hat viel mehr zu bieten. Nach der intensiven Zeit unter Jürgen Klopp, der besonders Reus´ Verhalten im Pressing schulte, konnte er sich unter Thomas Tuchel vor allem im Positionsspiel weiterentwickeln.
Meistens als Linksaußen aufgeboten, weiß Reus genau, wann er sich wohin bewegen muss. So kommt er oftmals entgegen und fordert einen Ball in den Fuß, um so den Verteidiger aus der Kette herauszuziehen. Dies öffnet Hintermann Marcel Schmelzer den Raum für seine schnellen Vorstöße.
Noch gefährlicher für den Gegner ist es jedoch, wenn Reus in Richtung Mitte zieht. Die meisten Gegner verteidigen mit zwei Viererketten. Reus bietet sich oftmals im Raum zwischen gegnerischem Rechtsverteidiger, Innenverteidiger, Sechser und rechtem Mittelfeldspieler an – im sogenannten Halbraum (manche nennen es auch Halbspur).
Dies hat gleich mehrere Vorteile: Oft sorgt diese Positionierung für Zuordnungsprobleme, denn alle Gegner um ihn herum haben einen ähnlich weiten Weg zu ihm, die Abwehrspieler wollen die Kette aber tendenziell lieber nicht verlassen. Wird Reus in diesem Raum gefunden – vor allem Sechser Julian Weigl ist bekannt für seine scharfen Pässe zwischen die Linien – steht er leicht seitlich, sodass er einen Großteil des Spielfeldes überblicken kann. So kann er sich schon vor der Ballannahme orientieren und entscheiden, ob er den Ball in die Bewegung nach vorne mitnimmt oder ihn abschirmt und sich vom Tor abdreht.

Zielstrebigkeit als Vorbild für Dembélé und Co.

Die große Stärke von Reus ist seine Zielstrebigkeit in den Aktionen. Er spielt nie für die Galerie, sondern hat immer den kürzesten Weg zum Tor im Blick. Kurze Doppelpässe, beherzte Antritte mit Abschlüssen oder kluge Pässe hinter die Abwehrkette sind Reus´ Waffen auf dem Platz.
Diese Zielstrebigkeit verkörpert er wie kein anderer Spieler im Dortmunder Kader, in einigen Phasen der Saison war genau dies die fehlende Zutat im BVB-Spiel. Talente wie Dembélé oder Emre Mor können sich in dieser Hinsicht noch einiges von ihrem Mitspieler abschauen.
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Ousmane Dembélé (l.) und Marco Reus (r.) von Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Darum tut Reus den Bayern weh

Der FC Bayern könnte genau der richtige Gegner für eine Reus-Gala sein. Die Münchener sind in dieser Spielzeit im Pressing bei Weitem nicht so engagiert und organisiert wie in den Vorjahren. Die Abwehr steht deutlich tiefer, die Offensivspieler attackieren oftmals trotzdem in der gegnerischen Hälfte. Die Folge: der abzudeckende Raum vor der Viererkette wird größer. Dies spielt weder Xabi Alonso noch Arturo Vidal in die Karten. Während Alonso schlichtweg tempobedingte Probleme hat, nach Verlagerungen wieder hinüberzuschieben, geht Vidal diese längeren Wege oftmals mit zu viel Tempo an und wird ausgespielt (oder er foult).
Findet Dortmund über Weigl zu einem kontrollierten Aufbauspiel, kann Reus sich zwischen den Linien austoben und für Verwirrung im Defensivverbund der Bayern sorgen. Dadurch wird es zwangsläufig zu direkten Duellen gegen Alonso, Vidal und auch Philipp Lahm kommen. Mit seiner Handlungsschnelligkeit und seiner starken Technik kann Reus sich sicherlich das eine oder andere Mal genügend Raum und Zeit verschaffen, um zum Abschluss zu kommen oder Pierre-Emerick Aubameyang hinter die Abwehr zu schicken.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor sind auch die Fouls, die Reus regelmäßig zieht. Bayern war zuletzt immer wieder anfällig bei gegnerischen Standards, enge Spiele wie dieses Halbfinale wurden in den letzten Jahren oft durch ruhende Bälle entschieden.
Eurosport-Check: Reus kann dem BVB die Zielstrebigkeit bringen, die seine talentierten, aber noch unerfahrenen Mitspieler in der Offensive in dieser Spielzeit schon zu häufig vermissen ließen. Seine Bewegungen zwischen den Linien dürften den Bayern Probleme bereiten, zumal die Defensivspieler des Rekordmeisters aktuell nicht die beste Form zeigen. Es könnte also – endlich – ein großes Spiel für Marco Reus werden.
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