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FC Bayern München: Sieg mit Schönheitsfehlern - was Jupp Heynckes' Team zur absoluten Elite fehlt

Johannes Mittermeier

Update 21/12/2017 um 15:15 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München setzt sich im DFB-Pokal-Achtelfinale mit 2:1 (2:0) gegen Borussia Dortmund durch. Das klingt knapp, ist es auch, hätte aber niemals spannend werden dürfen - zu überlegen sind die Bayern. Dass sie sich am Ende zum Erfolg zittern müssen, zeigt auf, was dem Team von Jupp Heynckes noch zur absoluten Elite fehlt. Auch wenn der Trainer mildernde Umstände gestattet.

André Schürrle gegen Joshua Kimmich und Sven Ulreich

Fotocredit: Imago

Aus der Allianz Arena berichten Johannes Mittermeier und Tom Louis Müller
Nicht beantwortet wurde übrigens die Frage, was denn mit den vielen schmucken Tannenbäumen passiert wäre, wenn sich Sportskamerad Alexander Isak nicht anders verhalten hätte in dieser Nachspielzeit.
Wären die Tannenbäume bei einer Verlängerung mit etwaiger Niederlage des FC Bayern auch zur Staffage geworden, um im Mittelkreis des abgedunkelten Stadions einen Chor einzurahmen, der behände Weihnachtslieder vortrug, so richtig sinnlich? Oder musste für dieses Schauspiel schon ein Sieg her?
Es war dann jedenfalls so: Isak zog ab, und die Tannenbäume kamen.

FC Bayern betreibt Chancenwucher

Mit 2:1 (2:0) zitterte sich ein lange überlegener Rekordcupsieger ins DFB-Pokal-Viertelfinale, wobei es Thomas Müller wie üblich prägnant zusammenfasste, indem er den Fragestellern lässig Gegenfragen zumüllerte:
Es gibt Dinge, die nicht so gut waren, vor allem die zweite Halbzeit. Das habt ihr bestimmt schon so abgetippt, die Analyse steht, oder? Meine Analyse deckt sich ja meistens mit Eurer.
Tatsächlich erlebte München ein Fußballspiel, das aus objektiver Sicht niemals hätte spannend werden dürfen - und damit aufzeigte, was einem von Jupp Heynckes aufgepäppelten Klub noch zur absoluten Elite fehlt: Souveränität in sensiblen Phasen.
"Hochverdient" fand Heynckes den Erfolg, was sich mit den Fakten deckte, dennoch mahnte er, dass "wir das Spiel ruhig hätten nach Hause spielen können". Hätten sie wirklich.
Schauen wir ins Protokoll: Arturo Vidal köpft an die Latte (3. Minute). James Rodríguez wird geblockt (6.). Robert Lewandowksi scheitert an BVB-Keeper Roman Bürki (8.). Franck Ribéry schießt, Bürki wehrt ab, Lewandowskis Fallrückzieher zischt daneben (11.).

BVB hadert: "Bayern hatte sehr leichtes Spiel"

Anfangs wurden ultra-defensiv instruierte Dortmunder (bis zur Systemumstellung nach einer halben Stunde im 5-3-2) bestenfalls als Sparringspartner benötigt. Sportdirektor Michael Zorc resümierte:
Die erste Hälfte ging komplett an Bayern, wir konnten froh sein, nicht höher zurückzuliegen. Wir waren nicht wirklich auf dem Platz, haben keine Zweikämpfe geführt, da hatte Bayern sehr leichtes Spiel.
Der glänzend aufgelegte Bürki schloss "alles" in seine Mängelliste ein, Bayerns Jérôme Boateng aber befand, dass die Seinen "mindestens ein, zwei Tore mehr" hätten erzielen dürfen. So blieb‘s bei Treffern des Innenverteidigers selbst (12.) sowie Müller (40.), ehe wieder Chancenwucher einsetzte: James (46.) und Müller (50., Pfosten) vergaben die klarsten Gelegenheiten.

Tja, und dann schoss Isak

"Das hätte sich fast gerächt", sagte Müller, womit er sich einer Phrase behalf, aber nunmal Recht hatte. Niklas Süle fand:
Wir müssen uns ankreiden lassen, dass wir nicht mehr Tore gemacht haben. Danach waren wir nicht mehr so ruhig am Ball und aggressiv in den Zweikämpfen; wir haben uns zu weit nach hinten drängen lassen.
Zu "passiv" seien sie plötzlich aufgetreten, krakeelte der Bayern-Kanon unisono, "wir hatten keinen Zugriff und zittern uns weiter, daraus müssen wir lernen", sagte Boateng, während Müller phrasenlos ergänzte:
Dementsprechend haben wir wie immer etwas zu analysieren und zu verbessern.
Eine kümmerliche Möglichkeit (wenn auch eine stattliche) hatte der BVB bis zum Anschlusstor durch Andrej Jarmolenko (77.) fabriziert, David Alaba hatte einen Schuss des Ukrainers auf der Linie entschärft (35.). Zum Schluss wurde es brenzlig: Sven Ulreich parierte einen von Marcel Schmelzer als Flanke getarnten Versuch (69.), André Schürrle verpasste knapp (86.).
Tja, und dann schoss Isak. Um Zentimeter zu unpräzise. O Tannenbaum.

Boateng ist kritischer als Heynckes

"In der Verlängerung wäre es spannend geworden, weil wir körperlich einen guten Eindruck gemacht haben", sagte BVB-Trainer Peter Stöger. "Es ist kein Wunder, dass bei uns am Ende ein bisschen die Kraft gefehlt hat", verwies Berufskollege Heynckes auf mildernde Umstände. "Trotzdem müssen wir das besser zu Ende spielen", überstimmte Boateng seinen Vorgesetzten.
"Ein bisschen die Akkus aufladen, das tut uns gut", meinte der Weltmeister zur Weihnachtspause. Als abschließend jemand wissen wollte, ob dem FC Bayern nun ein Durchmarsch ins Pokalfinale nach Berlin gelänge, retournierte Boateng um 0:30 Uhr morgens dezent irritiert: "Durchmarsch nach Berlin? Durchmarsch ins Bett!"
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