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Marco Reus in der Nationalmannschaft: Vom Hoffnungsträger zum "Mr. Unsichtbar"

Dirk Adam

Update 10/10/2015 um 10:03 GMT+2 Uhr

Marco Reus muss sich diese Kritik gefallen lassen. Anstatt das Prädikat "Weltklasse" zu tragen, läuft der BVB-Spieler seiner Topform im Nationalteam hinterher. Der Edeltechniker kann sein Potenzial nicht abrufen. Wie beim Spiel gegen Irland, in dem seine genialen Geistesblitze vor dem gegnerischen Tor vermisst wurden. Der Dortmunder kämpft weiter um den Anschluss.

Marco Reus war bei der Niederlage in Irland kein Faktor fürs DFB-Team

Fotocredit: AFP

Aus Leipzig berichtet Dirk Adam
Gegen Irland sollte Marco Reus auf dem linken Flügel wirbeln, die Eins-gegen-Eins-Situationen suchen und zum Torabschluss kommen - einfach Marco Reus sein.
Der Turbo-Fußballer tauchte aber ab. Eine Eigenart, die den technisch brillanten Kicker seit längerer Zeit verfolgt. Gerade in wichtigen Spielen ist vom BVB-Star nicht viel zu sehen. Wie zuletzt bei der 1:5-Pleite gegen Bayern, als er in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde. Und wie auch beim 0:1 gegen die Iren.
Zwar zog sich Reus beim Spiel gegen Hertha BSC einen Zehenanbruch zu, eine Entschuldigung für seine durchschnittlichen Leistungen ist diese Verletzung aber nicht. BVB-Trainer Thomas Tuchel wollte ihn sogar noch besser machen - aber Reus steckt in einem Leistungsloch fest.

Reus übt Selbstkritik nach Irland-Spiel

“Wir haben einfach keine Lösungen gefunden”, erklärte er nach der 0:1-Niederlage gegen Irland. “Mit diesem Ergebnis hat natürlich keiner gerechnet. In meinen Augen war es völlig unnötig, dass wir dieses Spiel verloren haben. Vor dem Tor hat uns einfach die Kaltschnäuzigkeit gefehlt.”
Seine sportliche Klasse ist unbestritten, der nächste Entwicklungsschritt bleibt aber aus. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke rief ihn nach seiner Vertragsverlängerung im Februar bis 2019 bereits als Ikone der Schwarz-Gelben aus. Reus hinkt den Ansprüchen jedoch hinterher.
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Marco Reus muss sich gegen Georgien steigern

Fotocredit: AFP

Der Hoffnungsträger muss aufpassen, nicht zum “Mr. Unsichtbar” zu werden. Reus ist ein introvertierter Spieler, in den kommenden Begegnungen muss der 26-Jährige aber egoistischer werden, mehr Verantwortung übernehmen und mehr Torgefahr ausstrahlen.
Ich spreche nicht gerne über meine Leistung. Aber der Trainer hat uns gesagt, dass wir in der ersten Halbzeit gut gestartet sind. Ich versuche auf dem Platz immer meine Leistung zu bringen. Ich denke aber, dass ich sicherlich bessere Spiele als gegen Irland machen werde.
Außer zwei Supercup-Siegen 2013 und 2014 hat Reus in seiner Karriere keine Titel vorzuweisen. Das Champions-League-Finale 2013 verlor er - wie auch die Pokalendspiele 2014 und 2015. Höchste Zeit, den wiederkehrenden Vorwurf des ewigen Talents abzuschütteln.

Auffällig unauffällige Leistungen

Seine Führerschein-Affäre hat Reus abgehakt, nun muss er den Blick nach vorne richten. Vieraugen-Gespräche mit Tuchel und Bundestrainer Joachim Löw müssen dem Mittelfeldmann wieder mehr Vertrauen geben - auf und neben dem Platz.
Bereits beim abschießenden EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien kann Reus ein Zeichen setzen. Vielleicht sogar als falsche Neun - oder wieder auf der linken Seite. Reus muss liefern. Eine auffällig unauffällige Leistung würde seinen Ruf als Unvollendeter weiter zementieren.
“Das Spiel gegen Georgien hat wenig mit Wiedergutmachung zu tun. Es wird ähnlich wie gegen Irland sein. Die Mannschaft wird tief hinten drin stehen und auf Konter spielen. Von daher müssen wir besser stehen und vor allem vorne effektiver sein", sagt er.
Seinen letzten Treffer im Nationalteam erzielte Reus im März 2015 beim 2:0-Sieg in Georgien. Überhaupt ist seine Torquote ernüchternd, wenn man bedenkt, dass er bereits 2010 zum ersten Mal für die Nationalmannschaft nominiert wurde. In 26 Spielen traf er lediglich neun Mal.

"Haben die Klasse, gegen Georgien zu gewinnen"

Eine lächerliche Zahl angesichts der Qualitäten des Dortmunders. Thomas Müller stieß 2010 ebenfalls zum Nationalteam und hat bereits 66 Spiele und 30 Tore auf seinem Konto. Ein Unterschied, den Reus so schnell nicht ausradieren kann.
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Oft kein Durchkommen: Marco Reus enttäuschte gegen Irland

Fotocredit: Imago

Dennoch bleibt er kämpferisch: “Wir haben die Klasse, das Spiel gegen Georgien zu gewinnen, und das werden wir auch tun”, versprach Reus mit Blick auf den letzten nötigen Punkt, um sich für die EURO 2016 in Frankreich zu qualifizieren.
Bei diesem Turnier will Reus endlich dabei sein, nachdem er die WM 2014 in Brasilien wegen einer Verletzung unglücklicherweise verpasste. Als Führungsspieler und nicht als “Mr. Unsichtbar”, um endlich einen großen Titel zu gewinnen.
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