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Weltmeister-Coach Vicente Del Bosque verpasst Umbruch in Spanien

Adrian Salvisberg

Update 12/10/2015 um 13:54 GMT+2 Uhr

15 Monate nach dem peinlichen Vorrunden-Aus bei der WM in Brasilien hat Spanien die EM-Qualifikation geschafft. Die "Furia Roja" ist allerdings weit davon entfernt, als Topfavorit zur Europameisterschaft zu fahren. Adrian Salvisberg beleuchtet die Situation der spanischen Nationalmannschaft.

Nationaltrainer Vicente del Bosque verpasst Spaniens Umbruch

Fotocredit: Imago

24 Punkte aus 9 Spielen, ein Torverhältnis von 22:3. Spanien dominiert die Gruppe C der Qualifikationsphase für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich.
Aber die Statistiken trügen. Nur selten waren die Auftritte der "roten Furie" wirklich überzeugend. Viel Ballbesitz ohne großen Ertrag. Viele knappe, mühsame Siege. Aus der "Furia Roja" ist "La Furia Rota", die kaputte Furie geworden, wie die spanische Zeitung "El Pais" titelte. Nationaltrainer Vicente del Bosque hat die negative Stimmung kritisiert:
Es gibt eine große Anstiftung zum Hass in manchen Medien. Das nervt mich und macht mich sauer.
Wirklich erholt hat sich Spanien seit der WM nicht. Die Fans sind unzufrieden und stehen nicht mehr geschlossen hinter der Nationalmannschaft. Die Pfiffe gegen Gerard Piqué waren zum Teil auch Ausdruck der Unzufriedenheit der Spanier, die einen Sündenbock suchen. Die Probleme liegen allerdings nicht bei einem Einzelnen, sondern im Kollektiv.

Youngsters kommen nicht zum Zug

Spanien hat den Umbruch nach wie vor nicht vollzogen. Es ist nicht zu erwarten, dass del Bosque bis zur EM in Frankreich noch viel ändern wird. Casillas, Sergio Ramos, David Silva, Cesc Fábregas, Piqué, Pedro, Iniesta – alle gehören zum Stammpersonal der spanischen Nationalmannschaft und alle waren bei der WM in Südafrika schon dabei. Viele von ihnen sind schlecht in Form oder schlicht schon über ihren Zenit hinaus. Dabei hätte Spanien eigentlich junge, äußerst begabte Spieler in den Startlöchern. Dies sieht auch del Bosque so:
Wir haben gute, junge Spieler, deshalb müssen wir angesichts der Zukunft gelassen bleiben.
Ja, die haben sie. Mit Mittelfeldspielern wie Isco oder Thiago Alcántara sogar einige der besten Nachwuchsspieler der Welt, welche in Vereinen des Kalibers Real Madrid und Bayern München die Fäden ziehen und Erfahrung auf höchstem Niveau vorzuweisen haben. Eingesetzt werden sie kaum. Thiago steht nach 19 Monaten wieder im Kader, Isco ist ebenfalls noch weit von einem Stammplatz entfernt. David de Gea wäre ein weiteres Beispiel und die Liste ließe sich fortsetzen. Das Ergebnis bleibt unverändert: Spanien hat den Nachwuchs, aber keinen Trainer der darauf setzt.
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Für die spanische Nationalmannschaft nominiert: Bayerns Thiago

Fotocredit: AFP

Das Erbe von David Villa

Die Lücke die "El Guaje" hinterlassen hat, konnte bisher nicht gefüllt werden. Diego Costa findet nicht richtig ins Team und seine technischen Mängel wiegen schwer im spanischen auf Kurzpassspiel basierenden System. Hier könnte sich eine Chance für Álvaro Morata ergeben. Der junge Spanier kommt bei Juventus zu vielen Einsätzen und weiß diese zu nutzen - doch für das letzte Quali-Spiel in der Ukraine fällt er verletzt aus. Anders als auf den Mittelfeldpositionen hat Morata im Sturmzentrum keinen Spieler vor sich, der beim Trainer ein besonderes Standing genießt.
Es wird keine personelle Revolution in der Mannschaft geben, aber dennoch einige Verbesserungen.
Dies sagte del Bosque nach der WM 2014 in Brasilien und kündigte zugleich an, bis nach der EM 2016 in Frankreich Trainer der spanischen Nationalmannschaft bleiben zu wollen. Vielleicht wäre eine kleine Revolution allerdings genau das, was die "Furia Roja" braucht. Die Spieler dazu wären da. Die Spanier werden die EM-Qualifikation souverän meistern und zur Europameisterschaft nach Frankreich fahren. Beim nächsten richtigen Härtetest könnte es aber erneut ein böses Erwachen geben.

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