Bundestrainer Joachim Löw über das Holland-Spiel, Havertz und Sané

Auch zur Rolle von Serge Gnabry in der Nationalmannschaft wurde Bundestrainer Löw befragt. Dabei stellte der 59-Jährige klar, dass der zuletzt angeschlagene Bayern-Star gegen die Niederlande von Beginn an spielen wird.

Löw meinte bei der Pressekonferenz im Hamburger Volksparkstadion mit einem Schmunzeln: "Er spielt - bei mir spielt er immer."

... Serge Gnabry: Serge Gnabry hat am Wochenende nicht gespielt und hatte einige muskuläre Probleme. Ich habe auch mit Niko Kovac telefoniert. Er spielt - bei mir spielt er immer. Er kann auch verschiedene Positionen im Zentrum spielen. Er hat eine gute Technik und kann verschiedene Ebenen spielen, ist deshalb für den Gegner schwer zu greifen. Er hat die letzten Tage trainiert und wird von Beginn an spielen.

... Kai Havertz: Im Moment haben wir die Positionen doppelt gut besetzt. Kai Havertz hat große Fähigkeiten. Sein großer Vorteil in diesem Alter: Er hat schon einige Jahre in der Bundesliga gespeit. Er kann der Spieler der Nationalmannschaft der nächsten Jahre sein. Er ist seit einiger Zeit bei uns dabei, hat die U21 sozusagen übersprungen. Er kann jederzeit von Beginn an spielen. Für ihn finden wir einen Platz.

... die Chancen bei der EM 2020: Vor der WM das Spiel gegen Spanien war auf dem höchsten Niveau. Es war nicht abzusehen, dass die Mannschaft ihre Leistung bei der WM nicht abgerufen hat. Unser Spiel ist eingeschlafen. Im Vergleich zu 2018 hat die Mannschaft mehr Tempo, mehr Torgefahr. Es geht wieder um Frankreich, England, Italien, Kroatien. Ein Turnier ist unglaublich eng. Wir sind auf einem guten Weg. Es wird aber Rückschläge geben. Das Talent dieser Mannschaft ist da, die Jahrgänge sind gut ausgebildet, es gibt einen Teamspirit.

... Christoph Metzelder: Ich kenne auch nur den Kenntnisstand, den Sie alle wissen. Ich kann und möchte mich dazu nicht äußern.

... über die Aufstellung für das Holland-Spiel: Manuel Neuer spielt morgen auf jeden Fall. Darüber hinaus haben wir nicht nachgedacht. Wir haben letztes Jahr mit Marc-Andre ter Stegen ausgemacht, dass er seine Einsätze bekommt. Nach morgen wird man sehen. Leroy Sané hat sich nach der WM zu einem sehr wertvollen Spieler entwickelt. Jetzt ist er verletzt, das tut uns schon weh. Julian Brandt macht einen sehr guten Eindruck. Man merkt bei ihm die Freude. Timo Werner hat einen sehr guten Lauf, mit seinen fünf Toren. Brandt oder Werner sind die ersten Optionen für Sané

... Stärken der Niederlande: Die Stärke der Niederlande ist ähnlich der Mannschaft von Ajax. Es ist ein schneller Fußball, Koeman ist Ajax- und Barca-Schule. Es sind ballsichere, schnelle Spieler. Sie haben guten Veränderungen im Spiel, versuchen den Gegner zu verwirren. Sie verändern ihre Positionen und haben ein schnelles Kombinationsspiel, gerade bei gegnerischem Ballverlust. In den anderen Spielen hatten wir auch unsere Schwierigkeiten. Wir haben aber Lösungen gegen das schnelle Spiel. Hollan hat sich fußballerisch enorm verbessert und spielt einen komplett anderen Fußball als noch vor vier Jahren.

... Einzelspieler beim DFB: Unsere Mannschaft lebt seit Jahren von einer guten Raumaufteilung - in der Defensive und Offensive, von der mannschaftlichen Geschlossenheit. Jeder Spieler muss sich an diese Aufgaben halten. Dann sind wir gut, wenn wir es nicht machen, nutzt uns die Individualität nichts. Seine eigenen Stärken kann man immer nur bedingt ausleben. Wir mussten nach der WM grundsätzlich etwas verändern, was wollen wir erneuern.

... die Stimmung im Team: Die Stimmung ist wirklich verdammt gut. Die Jungs, 95er und 96er Jahrgänge, kennen sich schon gut. Sie haben Lust einen erfolgreichen Weg zu gehen. Man hat gemerkt, dass wir ein bisschen wackelig sind. Wir können nicht mit der Stabilität der Mannschaft zuvor antreten. Die Mannschaft versteht, dass sie in dieser Zusammensetzung einiges erreichen können. Auch die eigene EM 2024 als Ziel ist da. Sie haben viel Spaß miteinander, ähnlich wie die Mannschaft 2010.

... vorherige Spiele gegen Niederlande und Ausfälle: Wir haben zuletzt drei Mal gegen die Niederlande gespielt - mit allen Höhen und Tiefem. Es war immer eine hohe Intensität und ein hohes Tempo. Wir haben in den letzten zwei, drei, vier Monaten den Umbruch gut hinbekommen. Jetzt hat man gespürt, dass Automatismen besser greifen. Das war in den letzten tagen das wichtigste Thema diese Dinge aufzugreifen, Fehler aufzuzeigen. Wir haben viele Einzelgespräche geführt. Ein Wehrmutstropfen ist, dass Leon Goretzka eine kleine Einblutung hatte. Er kann morgen nicht spielen. Das ist schade. Es wäre wichtig, häufig in derselben Besetzung aufzulaufen. Jetzt müssen wir vier, fünf Spieler ersetzen.