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EM 2024 - Julian Nagelsmann wird offenbar neuer Bundestrainer: Die DFB-Profiteure des Wechsels

Dennis Melzer

Update 20/09/2023 um 09:56 GMT+2 Uhr

Julian Nagelsmann galt als Wunschkandidat des DFB auf die Nachfolge von Bundestrainer Hansi Flick. Offensichtlich trugen die Avancen des Verbandes Früchte, der ehemalige Bayern-Trainer soll vor einem Engagement beim viermaligen Weltmeister stehen – und den taumelnden Fußball-Riesen zur Heim-EM im kommenden Jahr führen. Einigen Spielern dürfte die Entscheidung sehr entgegenkommen.

"Überragender Trainer": Nagelsmann im Porträt

Am Dienstag griff das klassische Einmaleins des Fußball-Geschäfts. Zunächst mahlten die medialen Mühlen, später sah sich der DFB genötigt, auf die zahlreichen Pressemeldungen einzugehen.
"Es hat heute ein erstes Treffen von DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Rudi Völler mit Julian Nagelsmann gegeben", ließ der Verband verlautbaren, nachdem zunächst die "Bild"-Zeitung und später auch andere Medien berichtet hatten, dass Nagelsmann Hansi Flick als Bundestrainer beerben wird.
Von einer Einigung schrieb der DFB zwar (noch) nicht, allzu überraschend kam die Personalie Nagelsmann aber ohnehin nicht. Nach Flicks Freistellung wurde der ehemalige Coach des FC Bayern als Wunschlösung gehandelt. Nun scheint er dem Wunsch zu entsprechen. Nagelsmann soll die deutsche Nationalmannschaft für die Heim-Europameisterschaft im Sommer kommenden Jahres auf Vordermann bringen. Was im Anschluss an das Turnier passiert, ist noch offen.
Nagelsmann, der eigentlich noch bis 2026 beim deutschen Rekordmeister unter Vertrag steht – und dementsprechend seit seinem Aus im März weiterhin Bayern-Gehalt bezieht, würde mit einem sofortigen Engagement als Bundestrainer auf knapp 20 Millionen Euro verzichten. Als potenzieller Retter des taumelnden Vierfach-Weltmeisters soll er rund vier Millionen Euro einstreichen.

Kimmich und Goretzka als Nagelsmann-Fürsprecher

Dass die Wahl auf den 36-Jährigen fiel, dürfte indes einige Weggefährten freuen, anderen Ex-Schützlingen wird hingegen ein schwierigeres Verhältnis zu Nagelsmann nachgesagt.
Allen voran Joshua Kimmich wird profitieren. Der Mittelfeldmann galt während Nagelsmanns Ägide bei Bayern als erster Ansprechpartner. Dass die Münchner den gebürtigen Landsberger überraschend vor die Türe setzten, passte Kimmich seinerzeit gar nicht in den Kram.
"So ist das Geschäft, wenig Liebe, wenig Herz", beklagte Kimmich, der sich wie viele andere Kollegen zum Zeitpunkt des Nagelsmann-Rauswurfs auf Länderspielreise befunden hatte. "Am Ende ist ein Trainerwechsel immer enttäuschend, weil es bedeutet, dass wir Spieler versagt haben. Anders kommt ein Trainerwechsel nicht zustande", so Kimmich weiter. Nagelsmann sei zudem "in den Top 3" seiner bisherigen Trainer.
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Joshua Kimmich und Julian Nagelsmann

Fotocredit: Getty Images

Auch Teamkollege Leon Goretzka, der zuletzt von Flick nicht für die Nationalmannschaft nominiert worden war, ist ein Gewinner der Nagelsmann-Verpflichtung. Der 28-Jährige war unter Nagelsmann bei den Bayern gesetzt und galt – neben Kimmich – als großer Fürsprecher. Auch er war kein großer Fan der Freistellung.

Goretzka: "Extrem enge Beziehung"

"Ich würde lügen, wenn die letzten Tage uns nicht auch betroffen gemacht hätten. Das ist immer extrem in diesem Geschäft, wie schnell so etwas gehen kann", sagte er. Goretzka ergänzte: "Ich habe eine extrem enge Beziehung zu Julian gepflegt, eindreiviertel Jahre mit ihm verbracht. Wahrscheinlich habe ich ihn häufiger gesehen als meine Familie. Wenn so jemand dann plötzlich nicht mehr da ist, dann ist das natürlich erst mal ein Schock."
Zudem verabschiedete sich der ehemalige Schalker mit einem emotionalen Instagram-Post von Nagelsmann. Nach dem 2:2 gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Freitag wurde Goretzka mit der Option Nagelsmann als Bundestrainer in der Mixed-Zone konfrontiert. "Wenn er es am Ende wird, haben wir, glaube ich, da einen großartigen Trainer", schwärmte er.
Leroy Sané wurde hingegen ein ums andere Mal ein schwierigeres Verhältnis zu Nagelsmann angedichtet. Auch, weil Nagelsmann den hochtalentierten Flügelspieler bisweilen öffentlich in die Pflicht nahm. Dennoch, ein kritisches Wort ging Sané über seinen Ex-Trainer nie über die Lippen.
Ganz im Gegenteil: "Ich habe mit Julian ein sehr gutes Verhältnis – es tat mir leid, dass er am Ende gehen musste, weil wir als Mannschaft teilweise nicht die Ergebnisse liefern könnten wie erhofft. Ich habe mich von ihm immer abgeholt gefühlt", sagte Sané im April "Sport1"-Interview.
Dass es schon bald zu einem Wiedersehen kommen könnte, freut den formstarken Bayern-Star: "Julian ist ein guter Trainer und eine gute Person. Klar wäre es schön, ihn wiederzusehen, mit ihm zu arbeiten. Auf jeden Fall."

Neuer und Nagelsmann: Es ist schwierig

Doch wie sieht es bei Manuel Neuer aus? Nagelsmann galt als treibende Kraft für den Rauswurf von Neuer-Kumpel und -Torwarttrainer Toni Tapalovic. Ein Vorgang, den der verletzte Bayern-Kapitän im Gespräch mit der "Süddeutschen" scharf verurteilte. "Dieser Schlag hat mich extrem getroffen", sagte Neuer im Februar. Die Entscheidung sei für ihn "aus dem Nichts gekommen".
Neuer weiter: "Ich habe das überhaupt nicht verstanden. Mich hat das richtig umgehauen." Er habe es "als Schlag, als ich bereits am Boden war", wahrgenommen.
Ob Neuer nach seiner Genesung unter Nagelsmann ins deutsche Tor zurückkehrt, ist offen. Immerhin weiß Marc-André ter Stegen durchaus zu überzeugen. Der Keeper des FC Barcelona kündigte zuletzt an, dass er auch im Falle eines Neuer-Comabeacks die Nummer eins bleiben wolle.
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Manuel Neuer (l.) und Julian Nagelsmann

Fotocredit: Getty Images

Nicht nur die Bayern-Connection kennt Nagelsmann. In Leipzig arbeitete er mit den Nationalspielern Timo Werner, Benjamin Henrichs und Lukas Klostermann zusammen. Werner erlebte unter Nagelsmann seine bisher mit Abstand beste Karriere-Phase, traf wie am Fließband. Seit seinem Wechsel zum FC Chelsea durchschreitet der Angreifer jedoch ein Tal, bei RB ist Werner aktuell nicht mehr erste Wahl, für die jüngste Länderspielpause wurde er dementsprechend nicht berücksichtigt.

Werner als Nutznießer?

Trainer Marco Rose erklärte unlängst mit Blick auf sein Sorgenkind: "Er hat hier den einen oder anderen Konkurrenten mehr, gegen den er sich durchsetzen muss. Das kann bald gewinnbrigend für uns sein. Timo hat die Möglichkeit, sich hier ins Team zu arbeiten und wieder Thema für die Nationalmannschaft zu sein."
Seine Chancen dürften bei einem Bundestrainer Nagelsmann nicht unbedingt schwinden.
Für Henrichs war Nagelsmann vor drei Jahren sogar der ausschlaggebende Punkt, die AS Monaco für die Roten Bullen zu verlassen. "Julian ist ein extrem wichtiger Faktor, warum ich nach Leipzig wollte", sagte der frühere Leverkusener damals. Henrichs war einer der wenigen Gewinner des vergangenen DFB-Lehrgangs. Als Linksverteidiger zeigte er im Duell mit Frankreich (2:1) eine ansprechende Leistung und bereitete Thomas Müllers Tor zum zwischenzeitlichen 1:0 sehenswert vor.
Apropos Thomas Müller: Der dürfte die Bundestrainer-Lösung Nagelsmann ebenfalls goutieren. Der Ur-Bayer war für Nagelsmann – mit Ausnahme der vergangenen Saison, in der Müller untypischerweise häufig verletzungsbedingt fehlte - zumeist erste Wahl. "Ich bin mir sicher, wir werden Julian auf der Fußballbühne bald wiedersehen", prophezeite Müller nach Nagelsmanns Entlassung.
Ob er damit gerechnet hätte, wie bald?
Mit Julian Nagelsmann als Bundestrainer zur Heim-EM - die richtige Wahl?
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