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Henrich Mchitarjan top beim BVB: Schau mal, Jürgen Klopp!

Marc Hlusiak

Publiziert 07/04/2016 um 12:21 GMT+2 Uhr

Im Sommer 2013 holte Borussia Dortmund Henrich Mchitarjan als Ersatz für Mario Götze. Ablöse: 27 Millionen Euro – Rekordtransfer! Rechtfertigen konnte der von Trainer Jürgen Klopp hochgelobte Armenier diese Summe beim BVB nicht auf Anhieb. Erst unter Thomas Tuchel brach "Mickey" den Bann – und wie! In der Europa League kann er seinem Ex-Coach jetzt gegen den FC Liverpool zeigen, was er drauf hat.

Henrich Mchitarjan präsentiert sich bei Borussia Dortmund in Top-Form

Fotocredit: AFP

2013 im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen Real Madrid benötigt Borussia Dortmund ein 3:0, um das Spiel in die Verlängerung zu retten.
Henrich Mchitarjan hat den Treffer auf dem Fuß. Nach Steilpass von Marco Reus hatte er Iker Casillas im Tor der "Königlichen" schon umkurvt. Doch als die ersten Bierbecher auf der Südtribüne schon durch die Luft fliegen, schiebt "Mickey" den Ball nicht ins leere Tor, sondern an den linken Pfosten – Autsch.

27-Millionen-Fehleinkauf

Eine Szene, die stellvertretend für Mchitarjans Jahre unter Jürgen Klopp stand. Unter dem ehemaligen BVB-Coach gelangen ihm zwischen 2013 und 2015 in 88 Pflichtspielen 18 Tore und 17 Vorlagen. Dabei schwankten seine Leistungen bedenklich.
Nach einem guten Spiel folgten mehrere schwache. Machte er Fehler, wie den gegen Real Madrid, bekam er den Kopf nicht frei. Er kam ins Grübeln. Fiel in ein mentales Loch.
Gerade auf der für ihn angedachten Zehnerposition war Mchitarjan ein Schatten seiner Zeit bei Schachtjor Donezk, von wo ihn der BVB holte. Dort wurde er vor seinem Wechsel mit 25 Treffern Torschützenkönig, spielte sich auf die Wunschzettel des FC Liverpool, von Tottenham Hotspur und eben Borussia Dortmund.
Nach einer schwachen zweiten Saison im Ruhrpott stand Mchitarjan kurz vor einem Wechsel. Dass er noch immer das Schwarz-Gelbe Trikot trägt, ist nur einem Mann zu verdanken: Thomas Tuchel.
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Henrich Mchitarjan jubelt über sein Tor gegen Hannover

Fotocredit: Imago

"Tuchel hat mich geöffnet"

"Es ist meine beste Zeit, weil ich mein ganzes Potential zeigen kann. Thomas Tuchel ist der Grund dafür, er hat mich geöffnet, mich überzeugt. Er glaubt an mich. Ich bin sehr glücklich darüber, dass er mich auf ein höheres Level gebracht hat", sagte der Armenier im Interview mit "Sport1" im November letzten Jahres.
Dass enormes Potential im schüchtern wirkenden Armenier schlummert, war stets sichtbar. Nur schaffte es Klopp nicht, es auch vollends aus ihm herauszukitzeln - Tuchel schon.
Der Ex-Mainzer machte von Beginn an klar, dass Mchitarjan ein existentieller Baustein in "seinem" BVB ist. Er schenkte ihm Vertrauen, als viele den Glauben an den "Armenen-Zidane" schon verloren hatten – stärkte ihm so den Rücken.
Unter Tuchel ist Mchitarjan ein anderer Spieler. 44 Spiele - 20 Tore und 26 Assists. Von den Zahlen her schlicht Weltklasse. Der 27-Jährige ist das Sinnbild für den Wandel von Borussia Dortmund in dieser Saison.
Wenn es jetzt gegen seinen alten Lehrmeister geht (21:05 Uhr im Liveticker), dürfte er besonders motiviert sein.
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Jurgen Klopp and Henrikh Mkhitaryan Borussia Dortmund

Fotocredit: Twitter

"Mickey" besser denn je

Als Jürgen Klopp noch Trainer war, spielten wir und auch ich etwas anders. Das war der Grund dafür, dass ich nicht so viele Tore schießen konnte.
Eine Aussage, in der durchaus etwas Kritik an der kräftezehrenden Spielweise Klopps steckt. "Thomas Tuchel hat in unserer Spielweise sehr viel verändert. Jetzt ist es ganz anders als letztes Jahr. Deswegen spielen wir sehr offensiv und schießen viele Tore, darüber sind wir sehr glücklich."
In der Tat: Mchitarjan profitiert in besonderem Maße vom neuen Spiel des BVB. Unter Klopp wurde er vornehmlich im offensiven Mittelfeld eingesetzt, ließ viel Kraft im Gegenpressing, die ihm dann in den entscheidenden Momenten vor dem Tor fehlte.
Unter Tuchel gehört ihm der rechte Flügel. Dort profitiert er noch mehr von seiner Schnelligkeit, kommt öfter ins Dribbling als in der Zentrale, wo ihm meist der Raum fehlte. Natürlich gibt es das Gegenpressing unter Tuchel auch noch, aber eben nicht derart alternativlos.
Es werden "Pressing-Pausen" eingelegt, das Tempo auch mal rausgenommen. Es geht nicht mehr darum, besonders viel zu sprinten, sondern darum, in den entscheidenden Momenten einen Gang höher zu schalten. Mchitarjan kommt das entgegen. Sein Spiel funktioniert so gut wie noch nie in seiner Laufbahn.
Genau das will er jetzt auch Jürgen Klopp zeigen, wenn dieser zu Besuch in der alten Heimat ist. Frei nach dem Motto: Keine Gnade für Klopp.

Auch Weidenfeller hat Rechnung offen

Neben dem Armenier dürfte auch Roman Weidenfeller besonders heiß auf ein Wiedersehen mit Klopp sein. Als es in der letzten Saison gar nicht mehr lief und der BVB ernsthaft in Abstiegsnot geriet, nahm der Trainer das Borussen-Urgestein aus dem Tor und machte Mitch Langerak urplötzlich zur Nummer eins.
Eine Maßnahme, an der Weidenfeller zu knabbern hatte und die bis heute nachwirkt. Denn der dienstälteste Dortmunder, seit 2002 ist der 35-Jährige schon im Verein, sitzt in der Liga auch in der aktuellen Saison unter Tuchel nur auf der Bank. Spielpraxis sammelt er ausschließlich in der Europa League.
Nun trifft er dort auf den Mann, der dieses "Dilemma" zu verantworten hat. Und wer weiß: vielleicht dreht Weidenfeller den Spieß jetzt um und treibt seinen Ex-Trainer mit der einen oder anderen Glanztat zur Verzweiflung. An Motivation dürfte es kaum fehlen.
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