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Zinedine Zidane erfindet Real Madrid neu: Warum Toni Kroos öfter zittern muss

Daniel Rathjen

Update 05/03/2020 um 11:05 GMT+1 Uhr

Trainer Zinédine Zidane erfindet sein Real Madrid neu. Der Franzose etabliert eine neue, viel physischere Spielidee, die auf Gegenpressing basiert. Dabei nimmt er keine Rücksicht auf mitunter große Namen, was auch der deutsche Nationalspieler Toni Kroos zu spüren bekommt. Muss der 30-Jährige Weltmeister von 2014 nun sein komplettes Spiel umstellen?

Toni Kroos im Gespräch mit Zinedine Zidane

Fotocredit: Getty Images

Es war der Glanzmoment und die entscheidende Szene im Clásico. Und vor allem belegte es seinen großen Wert für Real Madrid: Mit seiner präzisen Vorlage auf 1:0-Torschütze Vinicius Jr. hat Toni Kroos reichlich Argumente für sich gesammelt. Die "Königlichen" gewannen den Clásico, verdrängten damit den FC Barcelona und gelten nun als Top-Favorit auf die Meisterschaft in La Liga.
In der Champions League gegen Manchester City (1:2) noch degradiert, im Clásico dann wieder im Rampenlicht. Es ist ein Wechselspiel, an das sich Kroos wohl oder übel gewöhnen muss, auch wenn die "Marca" zuletzt forderte:
Dieser Kroos darf keine Minute mehr fehlen!
Grund dafür ist ein neuer Stil, das neue königliche Gewand sozusagen, das Trainer Zinédine Zidane seinem Team in dieser Saison übergestülpt hat. Grundsätzlich fußt dieses nämlich auf weniger Ballbesitz und mehr Pressing beziehungsweise Gegenpressing. Mehr Risiko, mehr Direktheit in den Aktionen will der Franzose von seinen Leuten und bekommt es auch. Die Rückkehr an die Spitze gibt ihm recht.

Kroos' Stärken kommen im Ballbesitz zum Tragen

Dass Kroos das kann, insbesondere präzise Pässe in die Nahtstelle der Defensive, ist klar. Klar ist aber auch, dass der 30-Jährige nie der schnellste Spieler in der Rückwärtsbewegung war. Was im Glanz seiner Offensivaktion unterging: Beinahe wäre er in der Halbzeit mit verantwortlich für einen Rückstand gewesen, als Arthur durchgebrochen war und Kroos einfach schlecht verteidigte (34.).
Es sind Mängel, die ihm schon ewig anhaften und die er auch nicht mehr beseitigen wird.
Seine zweifelsohne außergewöhnlichen Stärken kommen am besten in einem System zum Tragen, das auf Ballbesitz ausgelegt ist, auf Dominanz und Agieren mit dem Ball statt blitzschnellem Reagieren nach Ballgewinnen. Dass Zidane nun ausgerechnet weniger Wert auf Ballbesitz legt, ist auf Dauer kritisch für den Taktgeber im zentralen Mittelfeld.
In seiner ersten Amtszeit wies das Zidane-Team noch eine durchschnittliche Ballbesitz-Quote von 62 bis 63 Prozent auf (66 Prozent unter Julen Loptegui). In dieser Saison liegt sie bei 56 Prozent.
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Players of Real MAdrid CF celebrates after scoring his team's first goal during the Liga match between Real Madrid CF and FC Barcelona at Estadio Santiago Bernabeu on March 01, 2020 in Madrid, Spain.

Fotocredit: Getty Images

Zidane nimmt keine Rücksicht auf Namen

Und darauf, dass Zidane Rücksicht auf große Namen legt, dürfte Kroos nach seiner Verbannung auf die Bank letzte Woche ebenfalls bewusst sein. Gleiches gilt für Luka Modric. Um zu verstehen, wie Zidane tickt, stach zuletzt ein Statement von Real-Kapitän Sergio Ramos ins Auge. Er sagte:
Ich weiß nicht, ob Zidane geschätzt wird, aber wenn jemand einen Arsch in der Hose hat, dann ist es Zidane.
Kroos und Modric kämpfen in der neuen Ausrichtung von Real um den dritten Platz im zentralen Mittelfeld, das ohne die körperlich starken Akteure Casemiro und Federico Valverde aktuell nicht auskommt. Beide sind in bestechender Form. Für Real ist die Perfomance der beiden "Aggressiv-Leader" ein Glücksfall. Vor der Saison hatte Zidane noch auf die Verpflichtung von Paul Pogba gedrängt.
Vorne profitieren flinke Spieler wie Isco, Vinicius und Karim Benzema von der neuen physischeren Philosophie.
Die Mannschaft setzt die Vorgaben um und scheint sich mit dem taktischen Konzept wohlzufühlen. Es ist das größte Plus für Real im Meisterschaftskampf mit dem FC Barcelona, der nicht nur mit vielen Verletzungssorgen zu kämpfen hat, sondern unter Coach Quique Setién ebend diese Ausgewogenheit in der Taktik noch sucht.
Zwölf Spiele bleiben Real in der Meisterschaft noch, um den ersten Platz zu verteidigen. Mit dem Stadtrivalen Atlético (1:0) und Barca (2:0) sind zwei dicke Brocken bereits aus dem Weg geräumt. Fliegen die "Königlichen" jetzt auch noch aus der Champions League, gilt der volle Fokus der Titeljagd.
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