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Josep Bartomeu bleibt Präsident des FC Barcelona

Adrian Salvisberg

Update 24/07/2015 um 21:21 GMT+2 Uhr

Josep Maria Bartomeu bleibt Präsident des FC Barcelona. Die Ideen von Laporta dürften den allermeisten "Culés" im Herzen gefallen haben, doch auch im emotionalen Fußball-Geschäft müssen manche Entscheidungen mit dem Kopf getroffen werden.

Josep Bartomeu (r.) bleibt weiter Präsident des FC Barcelona

Fotocredit: Imago

"Sie sind Qatar, wir sind Unicef!" - Laporta
Dies war so etwas wie der Leitsatz von Laportas Wahlkampf. Bartomeu stehe für den Verrat an den Grundwerten des Vereins, der Abkehr von "La Masía" und dem Vergessen der Wurzeln. Er hingegen sei die Stimme des kleinen Mannes, ein "Culé" wie jeder andere. Er stehe für Jugendarbeit, für "més que un club". Er sei auf der Seite von Cruyff und Abidal – Im Wahlkampf von Laporta war alles sehr schwarz-weiß.

Der Pragmatiker schlägt den "Proleten"

Der besonnene Bartomeu konnte die Wähler aber schlussendlich für sich gewinnen. Mit 54,6% gewann er deutlich gegen den charismatischen Laporta (33,0%). Benedito (7,2%) und Freixa (3,7%) hatten nie eine realistische Chance. Während Laporta mit populistischen Parolen auf Stimmenfang ging, gestaltete Bartomeu seinen Wahlkampf ruhig und sachlich, präsentierte dabei aber echte Konzepte. Dass Laporta dies nicht tat, wurde ihm schlussendlich zum Verhängnis.

Welcher "Culé" ist nicht stolz auf die Jugendschmiede und die Spielphilosophie? Bei Laporta wurde aber schnell deutlich, dass er seinen Ankündigungen keine konkreten Pläne folgen ließ. Zum einen versicherte er, wieder mehr auf die Jugend setzen zu wollen, zum anderen warb er mit dem Star-Transfer Paul Pogba als Antrittsgeschenk. Er kündigte an, Unicef wieder auf die Vorderseite des Trikots bringen zu wollen, ging aber mit keinem Wort auf die wirtschaftlichen Konsequenzen dieser Entscheidung ein. Laportas Aussagen waren im Allgemeinen vollmundig und reißerisch, aber es fehlte an Gehalt. Das haben selbst bekennende Laporta-Sympathisanten bemerkt.

"Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich nicht schnell verärgert bin, wenn die Dinge schlecht laufen, aber auch nicht prahle, wenn sie gut laufen." - Bartomeu

Bartomeu ist kein Mann der großen Worte. Diverse Giftpfeile ließ er unkommentiert und war seinerseits sparsam mit Angriffen auf seine Herausforderer. Sachlich präsentierte er seine Pläne für die Zukunft und setzte klare Ziele. Barça solle sich sportlich weiter steigern und finanziell stabil bleiben. Er verkündete einen Rekordumsatz von rund 600 Millionen Euro und offenbarte zudem, dass Verhandlungen für neue Verträge zu besseren Konditionen sowohl mit Ausrüster Nike, wie auch mit Trikot-Sponsor "Qatar Airways" bereits in die Wege geleitet wurden.
Auch auf die Tatsache, dass vielen Mitgliedern eben dieser Sponsor ein Dorn im Auge ist, ging Bartomeu ein. Wie bereits beim Stadion-Projekt "Espai Barça" sollen die "Socis", die Mitglieder des FC Barcelona, das letzte Wort haben, wenn es darum geht, einen Trikot-Sponsor zu wählen. Im Klartext heißt das: An der Hauptversammlung wird darüber abgestimmt und was die Fans entscheiden wird gemacht.

"Wir haben einen nicht nachhaltigen Verein ohne Zukunft übernommen. In fünf Jahren haben wir die Ticketpreise nie erhöht. Als wir das Amt übernahmen, hatten wir Schulden in Höhe von 450 Millionen Euro, nun sind es 250 Millionen" - Bartomeu


Barça hat die richtige Entscheidung getroffen

Kaum ein Barça-Fan hätte Bartomeu als Wunschkandidaten bezeichnet. Der Umgang mit Abidal und Cruyff, sowie der unbeliebte Trikot-Sponsor und die allgemeine Kommerzialisierung des Vereins passen nach wie vor nicht in die Wertvorstellung der idealistischen Katalanen. Die Aussagen von Laporta passten sehr gut. Allerdings hat die Mehrheit der Stimmberechtigten erkannt, dass große Worte alleine keine Taten bewirken.
Bartomeu ist der stille Arbeiter, der seine Hausaufgaben erledigt und die Schlagzeilen den Messis und Neymars dieser Welt überlässt. Barça hat einen neuen Weg eingeschlagen. Etwas weniger Idealismus und etwas mehr Fortschritt. Bartomeu scheint für diesen Kurs der richtige Kapitän zu sein.
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