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Paris Saint Germain | Das Dilemma des Thomas Tuchel

Tobias Laure

Update 15/04/2020 um 09:06 GMT+2 Uhr

Um keinen anderen europäischen Topklub gibt es in Zeiten der Corona-Pandemie derart viele Spekulationen wie um Paris Saint-Germain. Coach Thomas Tuchel kann Historisches schaffen, sieht sich aber trotzdem mit Vorwürfen und Mutmaßungen um eine vorzeitige Entlassung konfrontiert. Daneben gibt es fast täglich neue Gerüchte um einen Abgang von Neymar und Kylian Mbappé. Tuchel steht vor einem Dilemma.

Thomas Tuchel (Paris Saint-Germain)

Fotocredit: Getty Images

Fragen über Fragen und so wenige Antworten. Thomas Tuchel hat derzeit ein schweres Amt in der französischen Hauptstadt. Wann geht die Titeljagd in Champions League und Meisterschaft weiter? Wie lange bleiben ihm die beiden Superstars Neymar und Kylian Mbappé erhalten und wie sicher ist sein eigener Job bei Paris Saint-Germain?
Tuchels Arbeit ist derzeit von vielen Ungewissheiten geprägt. Die Zwangspause infolge der Corona-Krise hat seine Mannschaft in vollem Lauf erwischt. PSG ist seit 15 Ligaspielen ungeschlagen und führt die Tabelle souverän an, in beiden französischen Pokalwettbewerben hat man das Endspiel erreicht, in der Königsklasse stehen die Hauptstädter im Viertelfinale.

Fernández relativiert herbe Kritik an Tuchel

Dennoch säte Vereins-Legende Luis Fernández - einst Spieler, Trainer und Direktor des Ausbildungszentrums bei PSG - schon im Februar im "dpa"-Interview Zweifel an den Fähigkeiten des deutschen Trainers. "Betrachtet man die Ergebnisse der vergangenen Saison, ist Tuchel der schlechteste Trainer seit dem Einstieg von Qatar Sports Investments." Der 46-Jährige sei "weit vom Niveau eines Jürgen Klopp, eines Pep Guardiola oder Carlo Ancelotti entfernt".
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Thomas Tuchel im Kreis seiner Spieler

Fotocredit: Getty Images

Herbe Vorwürfe gegen einen Coach, der in seinem ersten Jahr Meister wurde und im zweiten auf bestem Wege dahin ist. Das hat inzwischen auch Fernández ein Stück weit eingesehen und seine Aussagen vor wenigen Tagen gegenüber der "L'Équipe" relativiert:
Meine Aussagen wurden falsch interpretiert. Von Tuchel erwarte ich aber am meisten, weil kein anderer vor ihm so viele Trümpfe in der Hand hatte, um jedes andere Team zu schlagen. Er hat Mbappé, Cavani, Icardi, Neymar, Verratti - und das zu einer Zeit, in der Barcelona und Real schwächer sind. Er muss einfach Erfolg haben.
Fernández wirft dem Trainer überdies die aus seiner Sicht "zu vielen Verletzten" im Kader vor, auch die "taktischen Maßnahmen" verstehe er nicht immer.
Tuchel, der in Paris bis 30. Juni 2021 einen Vertrag hat, kann allerdings für sich die besseren Argumente reklamieren. Der Erfolg ist da, den ersten Champions-League-Titel der Klub-Historie hat PSG ins Visier genommen und sogar das Quadrupel ist möglich.

Allegri als Tuchel-Nachfolger? Gerüchteküche brodelt

Nichtsdestotrotz, so will das französische Portal "Foot Mercato" erfahren haben, soll der Verein bereits bei Massimiliano Allegris Berater Giovanni Branchini vorgefühlt haben, ob der ehemalige Milan- und Juventus-Coach im Sommer als Tuchel-Nachfolger zur Verfügung stünde. Offiziell ist freilich noch nichts.
Während man an der Seine derweil auf die Wiederaufnahme des Spielgeschehens wartet und die hohen Ziele im Blick behält, muss auch die Kaderplanung vorangetrieben werden. Die ist nicht nur deshalb kompliziert, weil eine ganze Reihe an Stars vor dem Absprung stehen soll, sondern weil Tuchel und Sportdirektor Leonardo ein schwieriges Verhältnis pflegen.
Die Meinungen in Personalfragen gehen regelmäßig auseinander. So etwa bei Inter-Profi Mauro Icardi, der auf Leihbasis in Paris spielt. Leonardo schwebt Medienberichten zufolge eine Festverpflichtung vor, Tuchel wiederum setzte den Argentinier zuletzt häufig auf die Bank.

Was passiert mit Neymar und Mbappé?

Klar ist dagegen, dass Tuchel gerne mit Neymar und Mbappé weiterarbeiten würde. Der Brasilianer wird seit Längerem mit einer Rückkehr zum FC Barcelona in Verbindung gebracht, der Franzose steht offenbar bei Real Madrid hoch im Kurs. Einen Abschied des Duos könnte PSG nicht kompensieren.
Im Exklusiv-Interview mit Eurosport erklärte Tuchel im vergangenen Jahr, welche Qualitäten die beiden Superstars neben ihrer technischen Finesse auszeichnen:
Kylian und Ney haben ein riesiges Selbstvertrauen und das brauchst du auch, um Spiele zu entscheiden. Das kann im ersten Moment von außen arrogant wirken, ist aber eine Art der Überzeugung und auch Abgrenzung. Wenn du der Beste sein und das alle drei Tage auf dem Platz zeigen willst, ist das normal - und nicht mit Arroganz zu verwechseln.
Der Pariser Nobelklub bangt aber nicht nur um Neymar und Mbappé, denn auch Thiago Silva, Edinson Cavani und Thomas Meunier dürften in der kommenden Saison nicht mehr im PSG-Dress auflaufen.
Stand jetzt bereitet die Innenverteidigung die größten Sorgen. Aufgrund von Verletzungen und schwankender Leistungen musste Tuchel in dieser Saison oft rochieren. Weder Thilo Kehrer noch Abdou Diallo oder Presnel Kimpembe konnten sich auf Dauer für einen Stammplatz empfehlen.

Abenteurer Tuchel muss sich beweisen

"Kalidou Koulibaly und Milan Škriniar sind Kandidaten", erläutert Fußball-Experte Cyril Morin von Eurosport Paris. Allerdings stehen beide beim SSC Neapel beziehungsweise Inter Mailand noch bis 2023 unter Vertrag und dürften nur schwer loszueisen sein. Ob es also klappt mit einem neuen Innenverteidiger auf Weltklasse-Niveau, ist offen. Noch seine Frage also, auf die es momentan einfach keine Antwort gibt.
Beschweren kann sich Tuchel nicht, hat er sich bewusst für den Zirkus Paris entschieden, wie er bei Eurosport betonte. "Ich wollte das so, nach sieben Jahren Bundesliga war der Zeitpunkt gekommen für eine neue Herausforderung, ein neues Abenteuer." Keine Frage, das hat er nun ...
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