Gareth Bale - Von Real Madrid nach Los Angeles: Jetzt gibt es nur noch ein Ziel für den Waliser

Gareth Bale verlässt die europäische Bühne und wechselt zu Los Angeles FC. Der Transfer in die USA ist für den 32-Jährigen der Ausklang einer Karriere, die noch viel erfolgreicher hätte werden können, als sie ohnehin war. Doch der Fokus des Angreifers hat sich längst verschoben - weg von Real Madrid, hin zu Wales. Bei der WM könnte sich Bale zurückholen, was er in Spanien zuletzt verspielt hatte.

Für Gareth Bale ist der Wechsel in die USA der Anfang vom Ende

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Mit gesenktem Haupt lief Gareth Bale an der Champions-League-Trophäe vorbei, würdigte den Henkelpott keines Blickes. Um seinen Hals trug er die Goldmedaille, doch wie ein Gewinner sah der Waliser an diesem Maiabend im Stade de France zu Paris nicht aus – ganz im Gegenteil.
Bei den anschließenden Feierlichkeiten stand Bale im Abseits, wirkte wie ein Fremdkörper, als David Alaba, Toni Kroos und Co. den 1:0-Erfolg über den FC Liverpool bejubelten.
Erstmals seit vier Jahren hatte Real Madrid den wichtigsten europäischen Vereinspokal gewonnen. Wie 2018 (3:1) hatten die Königlichen die Reds um Trainer Jürgen Klopp in einem engen Duell niedergerungen.
Doch durch die blauen Augen des 32-Jährigen hätten sich die beiden Triumphe wohl kaum unterschiedlicher anfühlen können.
In Kiew war Bale damals zum Matchwinner avanciert, hatte die Begegnung mit zwei Treffern für die Madrilenen entschieden und dabei nicht nur die spanischen Fans mit einem traumhaften Fallrückziehertor verzückt.

Real und Bale: Beziehung bröckelt seit 2018

Was durch den Doppelpack in der Ukraine in den Hintergrund geriet: Schon damals bröckelte die Liaison zwischen dem Waliser und den Königlichen. Denn auch vor vier Jahren bekleidete Bale unter Zinédine Zidane nicht mehr als eine Jokerrolle und bestritt keine Champions-League-Begegnung über die volle Distanz.
"Ich muss jede Woche spielen", hatte Bale nach dem Finale auf dem Rasen des Olympiastadions in Kiew gesagt und schon damals mit einem Abschied aus der spanischen Hauptstadt geliebäugelt.
2022 spielte Angreifer dann nicht einmal mehr eine Nebenrolle. Nur sieben Minuten stand er in der gesamten Champions-League-Saison auf dem Feld, im Endspiel blieb er Reservist. Wenige Tage später verkündete er seinen Abschied und bedankte sich via Instagram bei den Real-Fans, oder zumindest bei denen, "die ihn unterstützt haben", wie er betonte.
Ein Wink mit dem Zaunpfahl. Trotz fünf Champions-League-Titeln, drei Meisterschaften, drei Pokalsiegen und 106 Treffern in 258 Pflichtspielen geht der Mann aus Cardiff ohne Glanz und Gloria – eher durch die Hintertür. Zu laut waren Misstöne und Kritik vergangener Jahre.
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Gareth Bale bei Real Madrid

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Bale-Ära in Madrid startet verheißungsvoll

Dabei hatte die Zeit des Walisers in Madrid verheißungsvoll begonnen. 2013 wechselte er für die Rekordsumme von mehr als 100 Millionen Euro von Tottenham nach Madrid. Bale schien den astronomischen Erwartungen, die der kolossalen Ablöse folgten von Beginn an gerecht zu werden.
Gleich in seiner ersten Spielzeit sammelte er 41 Torbeteiligungen in 44 Einsätzen, traf unter anderem im Pokalfinale gegen den FC Barcelona und im Champions-League-Endspiel gegen Stadtrivale Atlético.
Die Medien und Zuschauer im Santiago Bernabéu kreierten den Spitznamen "BBC" für das magische Trio aus Cristiano Ronaldo, Karim Benzema und Bale.
Doch anders als seine beiden Kollegen erlangte Bale keinen Legendenstatus in der Hauptstadt. Zu oft und zu lange fiel der Waliser mit Blessuren und Verletzungen aus. Doch nicht nur das.
Mit der Ankunft von Trainer Zidane im Januar 2016 sanken die Einsatzzeiten von Bale. Der ehemalige Sportdirektor Predrag Mijatović berichtete von Unstimmigkeiten mit dem Franzosen. "Das Verhältnis zu Zidane war schlecht und er hat aufgehört, zu kämpfen", verriet der Montenegriner gegenüber dem Radiosender "Cadena Ser".
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Rüdiger wendet sich bei Antrittsrede an Fans: "Real und sonst nichts"

Quelle: Perform

Zidane zählt Bale an

Nicht selten hatte der ehemalige Weltfußballer durchblicken lassen, dass Bale nicht in seine Planungen passe, zählte den Waliser mehrfach öffentlich an.
Nachdem Zidane nach einer zweijährigen Auszeit 2019 zu den Königlichen zurückkehrte, wollte Bale den Klub verlassen und nach China wechseln. "Das Projekt hatte mich begeistert, aber der Klub hat es nicht erlaubt", verriet der Offensivstar gegenüber "Sky Sports". Für Bale ein Bruch.
In der Folge berichteten spanische Medien oftmals, der Waliser befände sich mit dem Kopf häufiger auf dem Golf- als auf dem Fußballplatz.
Auch in der zurückliegenden Spielzeit unter Carlo Ancelotti fand Bale nicht zurück in die Startformation. "Die Verletzungen und Missverständnisse der vergangenen Jahre mit Zidane haben ihn ausgebremst", erklärte Berater Jonathan Barnett gegenüber der "AS". Das Tischtuch mit Real: Zerschnitten.
Im November 2019 erreichte Bale durch einen 2:0-Sieg über Ungarn die Europameisterschaft. Im Anschluss feierten die Waliser mit einer Landesflagge und der Aufschrift: "Wales. Golf. Madrid. In der Reihenfolge."
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Gareth Bale und Wales feierten nach der Qualifikation für die Europameisterschaft mit der Nationalflagge: Wales. Golf. Madrid.

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Ein Affront gegen seinen Arbeitgeber. "Es ist ein schöner Scherz", lachte Bale nach dem Spiel. Im Ligaspiel gegen Alaves stellte er sich im Sommer 2020 auf der Tribüne während des Spiels schlafend, zog seine Corona-Maske wie eine Schlafmaske über die Augen.
Doch die Scherze zeigten, wohin sich die Prioritäten des Walisers verschoben hatten. Einen Hehl machte er daraus nicht.

Wales rückt in den Vordergrund

Auch ein Intermezzo bei Ex-Klub Tottenham Hotspur, zu dem er in der Saison 2020/2021 verliehen wurde, sollte nur Zwischenstation sein - mit eindeutiger Absicht: "Der Hauptgrund, warum ich zu den Spurs gekommen bin, war in erster Linie, um Fußball zu spielen. Vor der Europameisterschaft wollte ich fit sein", erklärte Bale gegenüber der "BBC".
Im zurückliegenden März verpasste er den Clasico gegen Barça angeschlagen, nur um sich einen Tag später für die WM-Qualifikation gegen Österreich fit zu melden – und sein Heimatland mit einem Doppelpack (2:1) in Richtung Katar zu schießen. "Es ist ein Traum für ihn, bei der Weltmeisterschaft mit Wales dabei zu sein", erklärte Berater Barnett und machte deutlich: "Das ist das Wichtigste für ihn im Moment."
Wie der Clasico zeigte auch das Champions-League-Finale, dass nicht nur Bale für Real, sondern auch Real für Bale maximal noch eine Nebenrolle spielte. Während der ebenfalls zum Bankwärmer degradierte Marcelo die Party anführte und den Henkelpott sogar als erster in die Höhe recken durfte, trug Bale seine Gleichgültigkeit demonstrativ zur Schau.

Der Anfang vom Ende im Vereinsfußball

Der 32-Jährige, der bei den Königlichen alles erreicht und gewonnen hatte, hatte abgeschlossen. Mit Real Madrid, aber auch mit dem Vereinsfußball.
Neun Jahre nachdem er aus Tottenham an den Manzanares wechselte, verlässt er die europäische Fußballbühne und wechselt in die MLS zu Los Angeles FC. Zwischenzeitlich war auch über einen Wechsel in seine Heimatstadt zu Cardiff City oder ein Karriereende spekuliert worden.
Doch ein wichtiges Highlight steht noch bevor: Die erste WM-Teilnahme von Wales seit 64 Jahren könnte der große Höhepunkt in der Laufbahn des 32-Jährigen werden. Wie vor der Europameisterschaft braucht Bale auch im Vorfeld der anstehenden Weltmeisterschaft in Katar Fitness und Spielpraxis. "Ich möchte einfach spielen und so fit wie möglich in die WM gehen", hatte er im Juni gesagt.
Der Wechsel in die USA ist der Anfang vom Ende einer großartigen Karriere - die allerdings noch viel großartiger hätte werden können. Zumindest auf Klubebene ist der Transfer nach Los Angeles nun der Karriereausklang. Doch der Fokus liegt ohnehin auf dem Heimatland.
Denn Wales steht für Bale schon lange an erster Stelle.
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Neuzugang Rüdiger stellt klar: Darum fiel meine Wahl auf Real

Quelle: Perform

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