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EuroScout: Marcus Rashford - Van Gaals Zauberlehrling mit Chancen aufs EM-Ticket

Dennis Melzer

Update 22/04/2016 um 16:37 GMT+2 Uhr

Jung, talentiert, ehrgeizig - Eurosport.de präsentiert im EuroScout-Blog die Zukunft des Fußballs. In dieser Woche steht Marcus Rashford im Fokus, die erfrischende Neuentdeckung im festgefahrenen Mannschaftsgefüge von Manchester United. Wird der 18-jährige der nächste Spieler mit Weltklasse-Format, den "Red Devils" - Coach Louis van Gaal aus dem Hut zaubert?

Marcus Rashford traf doppelt im ersten Spiel für die Profis

Fotocredit: SID

Zugegeben, ich bin mit Marcus Rashford spät dran. Der Hype, der sich rund um den Senkrechtstarter von Manchester United Ende Februar aufgebaut hat, ist schon wieder dabei, etwas abzuebben. So schnelllebig ist das Geschäft eben.
Nichtsdestotrotz ist der 18-Jährige ein Phänomen und eine erfrischende Neuentdeckung im sonst so festgefahrenen Mannschaftsgefüge der englischen Top-5-Klubs. Denn, man kann dem niederländischen Trainer der Red Devils vieles vorwerfen. Zum Beispiel, dass er in Manchester gescheitert sei, dass seine Menschenführung oftmals fragwürdig erscheint oder seine Art auf teilweise berechtigten Gegenwind stößt. Eins muss man dem "Tulpengeneral" bei aller Kritik aber lassen: Er schafft es immer wieder, quasi aus dem Nichts für Überraschungen zu sorgen.
Der Ex-Bayern-Trainer, der einst auch Thomas Müller dazu verhalf, sich zu einem Spieler von Weltklasse-Format zu entwickeln, zauberte plötzlich einen Jugendspieler aus dem Hut, der prompt mit vier Pflichtspieltreffern innerhalb einer Woche für Furore (beim 5:1-Erfolg in der Europa League gegen Midtjylland, beim 3:2-Liga-Sieg über den FC Arsenal) sorgte und seinem umstrittenen Trainer vermutlich – ganz nebenbei – den Job sicherte.
Spieler: Marcus Rashford
Geburtsdatum: 31.10.1997
Geburtsort: Manchester
Nationalität: England
Größe: 1,80
Fuß: rechts
Position: Mittelstürmer
Derzeitiger Klub: Manchester United
Rückennummer: 39
Bisherige Klubs: Fletcher Moss Rangers FC
Rashford wurde am 31. Oktober 1997 in Manchester geboren und wuchs im Arbeiterviertel Wythenshawe auf. Dort spielte er beim Fletcher Moss Rangers FC, einem Klub, den man durchaus als Talentschmiede bezeichnen kann, schnürten doch United-Stars, wie Wes Brown, Jesse Lingard oder Danny Welbeck zu Beginn ihrer Fußballerlaufbahn ebenfalls die Schuhe für Fletcher Moss.
Im Alter von neun Jahren wechselte der Angreifer in die Jugendabteilung von Manchester United und durchlief dort sämtliche U-Mannschaften.

Von Sindelfingen ins Old Trafford

Der Mercedes-Benz Jugend-Cup, der jährlich im Sindelfinger "Glaspalast" ausgetragen wird, ist ein Sammelbecken für angehende Stars. Noch vor 13 Monaten spielte auch Rashford in der baden-württembergischen Kreisstadt vor, belegte dort mit Manchester United den dritten Platz.
Gleich neun Spieler, die in den letzten beiden Jahren noch bei dem Jugendturnier mitmischten, haben seitdem den Sprung in die Profi-Mannschaft des englischen Rekordmeisters geschafft, tauschten Sindelfingen gegen das "Theater der Träume" ein.
Rashford und Co.: Van Gaals Verdienst
Nein, die aktuelle Saison ist nicht nach dem Geschmack der erfolgsverwöhnten United-Verantwortlichen. Die Meisterschaft ist längst abgehakt, in der Champions-League-Gruppenphase musste man sich hinter dem VfL Wolfsburg und der PSV Eindhoven auf Platz drei einreihen.
Das "Trostpflaster" Europa League droht nach der 0:2-Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel beim Erzrivalen FC Liverpool ebenfalls nur ein kurzes Gastspiel zu werden. Zudem muss die Van-Gaal-Elf im FA Cup nachsitzen. Nichts davon erfüllt die hohen Erwartungen, die ganz zwangsläufig mit einem Klub wie ManUnited in Zusammenhang gebracht werden.
Zieht man das Positive aus der verkorksten Spielzeit, dann könnte man festhalten, dass es sich – ganz ähnlich zu Jürgen Klopp und dem FC Liverpool – um ein Übergangsjahr handelt. Mit Rashford, Cameron Borthwick-Jackson sowie Guillermo Varela gibt es auch Lichtblicke. Spieler, die das Gesicht des Vereins in Zukunft prägen könnten. Vielversprechend und ambitioniert. Diese Youngster sind der Verdienst von van Gaal, der diese Talente, vielleicht auch aufgrund seiner Eigensinnigkeit, einfach ins kalte Wasser wirft.
"Ich habe gelesen, Rashford hätte mir den Job gerettet. Das stimmt nicht. Rashford hat seine Chance aufgrund meiner Ausrichtung (junge Talente zu fördern, Anm. d. Red.) bekommen", erklärte van Gaal jüngst als er auf sein Juwel angesprochen wurde.

Der Rekordjäger

Rashford stellte mit seinen beiden Doppelpacks, die er binnen vier Tagen erzielte, gleich mehrere Rekorde auf. Mit seinem ersten Schuss in der Premier League markierte der Rohdiamant gleich sein erstes Tor. Zudem löste das Eigengewächs James Wilson als jüngsten Torschützen ab, der ebenfalls bei seinem Debüt in Englands Beletage doppelt getroffen hatte.
Mit 18 Jahren und 117 Tagen hatte der Engländer beim Europa-League-Spiel gegen Midtjylland United-Legende George Best als jüngsten Torschützen der Klub-Geschichte auf internationaler Bühne vom Thron gestoßen. In der Premier League ist er nun nach Federico Macheda und Danny Welbeck der drittjüngste Torschütze der traditionsreichen Vereins-Historie.

Explosiv, arbeitswillig, torgefährlich

Nominell ist Rashford als Mittelstürmer gelistet, doch dieser klassische Torjäger, der sich 90 Minuten auf dem Radius eines Bierdeckels bewegt, vor dem gegnerischen Kasten aber eiskalt abschließt, ist vom Aussterben bedroht. Auch das ManUnited-Eigengewächs ist eher der Typ "moderner Angreifer". So kann er ebenso als Hängende Spitze oder Flügelspieler agieren.
Der Engländer hat einen explosiven Antritt, einen hervorragenden Schuss und sorgt mit seiner Kopfballstärke bei Standardsituationen für Gefahr.
Einen großen Fan hat das Top-Talent in Ex-Manchester-Spieler Nicky Butt. Der 41-Jährige beobachtete den aufgehenden Stern in einem Spiel der UEFA Youth League und konstatierte im Anschluss gegenüber dem "Mirror": "Marcus ist unglaublich explosiv, er ist ein sehr talentierter Junge, zeichnet sich aber trotzdem auch als Arbeiter aus. Seine Torgefährlichkeit ist ein weiteres positives Attribut."

Über die U20 zur EM?

Am Mittwoch wurde der Shootingstar erstmals in den Kader der U20-Nationalmannschaft berufen. Bis dato war Rashford jeweils zwei Mal für die U16- und U18-Auswahl der "Three Lions" aufgelaufen. Die U20 soll natürlich nur als eine Zwischenstation auf dem Weg in die erste Mannschaft verstanden werden.
Ob es nach den wenigen, sehr vielversprechenden Auftritten, sogar schon für eine Nominierung in Englands EM-Kader reicht, bleibt noch offen – gilt aber nicht als gänzlich unrealistisch. "Ich beobachte Marcus schon seit zwei Jahren", wurde Nationaltrainer Roy Hodgson im "Telegraph" zitiert, er ergänzte: "Ich würde weder sagen, dass er dabei ist, noch, dass er nicht dabei ist."
Vielleicht darf van Gaals Zauberlehrling also in Frankreich weiter auf Rekordjagd gehen. Bis dahin bleibt der Offensivspezialist aber erstmal auf dem Boden. Nachdem er die "Gunners" quasi im Alleingang erledigt hatte, war ihm nicht nach feiern zumute. Der Grund: "Ich habe morgen eine Chemie-Klausur", verkündete Rashford im Anschluss an die Partie. Schön, dass man bei all dem Hype noch Normalität versprühen kann.
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