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Aston Villa träumt vom großen Wurf - und lehrt sogar Pep Guardiola das Fürchten: Vorsicht, bissige Löwen!

Dennis Melzer

Update 07/12/2023 um 20:40 GMT+1 Uhr

Aston Villa ist die Überraschungsmannschaft dieser Premier-League-Saison. Die Mannschaft von Trainer Unai Emery mit den beiden ehemaligen Leverkusenern Leon Bailey und Moussa Diaby watschte am Mittwochabend selbst Dauer-Dominator Manchester City in beeindruckender Manier ab - und sorgte dabei für rekordverdächtige Zahlen. Im Anschluss zog sogar Pep Guardiola seinen imaginären Hut.

Guardiola: Aston Villa ist "definitiv" Titelanwärter

Unai Emery ist kein Luftikus, das war er nie.
Wenn der Spanier über Ziele spricht, haftet dem Ganzen zwar immer ein bisschen Träumerei an, die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass Emery Wunschdenken in Realität verwandeln kann.
Vier Europa-League-Trophäen, zuletzt 2021 vollkommen überraschend mit dem FC Villarreal, den er in der Folgesaison noch überraschender ins Champions-League-Halbfinale geführt hatte, sprechen eine deutliche Sprache.
Als Emery am 1. November 2022 als neuer Coach von Aston Villa vorgestellt wurde, war es um den Verein aus Birminigham nicht gut bestellt. Lediglich ein Zähler trennte die Villans von einem Abstiegsplatz.

Emery denkt größer

Freilich thematisierte Emery im Rahmen seiner Präsentation auch den anstehenden Kampf um den Klassenerhalt, viel lieber verfasste er jedoch seine Visionen für eine glorreiche Zukunft: "Mein Traum ist es, mit Aston Villa eine Trophäe zu gewinnen. Mein zweiter Traum ist es, in Europa zu spielen."
In Anbetracht der damaligen Situation mutete das Ganze als Schaumschlägerei an, vielleicht erklärte der eine oder andere Fan den Neuankömmling gar für verrückt. Doch Emery lieferte, so wie er in seiner Karriere bislang immer lieferte. Binnen kürzester Zeit formte er aus einem Abstiegs- einen veritablen Europacup-Kandidaten. Am Ende der Saison stand sensationell Platz sieben und damit die Qualifikation für die Conference League zu Buche.
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Villa-Manager Unai Emery

Fotocredit: Getty Images

Emerys zweiter Traum war damit schon erfüllt, doch der 52-Jährige denkt traditionell größer. Nachdem der Feuerwehrmann den Brand schnell gelöscht hatte, durfte er im Sommer hauptverantwortlich Aufbauarbeit betreiben.
Mit Moussa Diaby (Leverkusen, 55 Millionen Euro), Pau Torres (Villarreal, 33 Millionen Euro) und Youri Tielemans (Leicester, ablösefrei) kamen drei wichtige Bausteine in den Villa Park, außerdem gelang es, sämtliche Leistungsträger zu halten.

Beeindruckender Sieg gegen City

Doch die Vorfreude auf die neue Saison wurde schnell getrübt, zum Auftakt setzte es ein 1:5 gegen Manchester United. Untypisch für ein Emery-Team, immerhin bestechen seine Mannschaften normalerweise durch defensive Stabilität. Die Niederlage gegen den Rekordmeister war aber nur ein kurzes Störfeuer, seither fliegt Villa quasi durch die Liga, bietet im klassischen 4-4-2-System begeisternden Fußball.
Das erfuhr am Mittwochabend auch Pep Guardiola mit seinem Starensemble von Manchester City schmerzlich. Die Skyblues kamen gegen Emerys Löwen spielerisch nämlich mächtig unter die Räder und konnten sich bei Torwart Ederson bedanken, dass die Partie "nur" mit 0:1 aus Citizens-Sicht endete. Für den einzigen Treffer des Tages sorgte Leon Bailey, neben Diaby der zweite Ex-Leverkusener bei Villa.
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Erling Haaland war bedient

Fotocredit: Getty Images

Der Jamaikaner steht sinnbildlich für den absurden Turnaround unter Emery. Hatte er zunächst nach seinem Wechsel 2021 aus dem Rheinland auf die Insel noch mit merklichen Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen, ist Bailey aktuell mit acht Toren und sechs Vorlagen in 21 Pflichtspielen unangefochtener Leistungsträger. "In meiner ersten Saison hatte ich Probleme, aber ich weiß, wozu ich fähig bin", erklärte im Anschluss an die Partie gegen City gegenüber "DAZN".
Er ergänzte: "Die Leute haben an mich geglaubt. Ich bin hier, um so viel wie möglich zu helfen und ich bin dankbar, dass es mir gelingt." Vor allem Emery habe laut Bailey einen erheblichen Anteil an der steigenden Formkurve. "Er war großartig. Seine Herangehensweise ist einfach speziell. Er weiß ganz genau, was zu tun ist, um uns zum Sieg zu führen. Es war ein tolles Spiel, ein toller Abend für die Fans, ein toller Abend für Aston Villa."

Das gab es für Pep noch nie!

Wie toll der Abend für Villa war, ließ sich auch an den beeindruckenden Zahlen ablesen. 22 zu 2 Torschüsse zählten die Statistiker zugunsten der Hausherren. Ein Novum - nie zuvor war die Diskrepanz zwischen einem Gegner und einem von Pep trainierten Team (City, FC Bayern, FC Barcelona) in 575 Guardiola-Spielen derart gravierend.
City ist dieser Tage mit vier sieglosen Ligaspielen in Serie zugegebenermaßen nicht in Hochform, der Umstand, dass Villa den Triple-Sieger der Vorsaison derart dominierte und in der Tabelle von Platz drei verdrängte, war aber dennoch imposant. So beachtlich, dass Guardiola seinen imaginären Hut zog und den Kontrahenten kurzerhand zum Meisterkandidaten erklärte.
"Das bessere Team hat gewonnen", gestand der Katalane und ergänzte: "Es war sehr schwer, weil sie unglaublich physisch spielen und imstande sind, das Spiel zu kontrollieren. Das ist der Grund, warum sie da oben stehen. Sie spielen guten Fußball."

Emery drückt auf die Bremse

Emery nahm das Lob seines Landsmannes gerne an, trat aber zugleich auf die Euphoriebremse: "Es gibt sieben Mannschaften, die eher um den Titel spielen als wir", gab er sich demütig. Namentlich nannte er die potenziellen Titelkandidaten nicht. Der FC Arsenal, der kommende Gegner, war als aktueller Tabellenführer aber sicherlich inbegriffen.
"Es sind erst 15 Spieltage vorüber, am Samstag steht das nächste schwere Spiel gegen Arsenal (18:30 Uhr im Liveticker) an. Darauf müssen wir uns jetzt konzentrieren", sagte Emery: "Wir sind glücklich, dass wir Dritter sind, aber über einen längeren Zeitraum oben zu bleiben, ist die Schwierigkeit."
Zumindest eines hat Aston Villa nun über einen längeren Zeitraum bewiesen: eine enorme Heimstärke. Der Sieg gegen City war sage und schreibe der 14. Ligasieg vor heimischem Publikum hintereinander. Derartiges war dem Traditionsverein in seiner 149-Jährigen Geschichte erst zweimal gelungen - 1903 und 1931.
Und noch eine Zahl dürfte den Lions-Anhängern Mut machen: Zuletzt stand Villa in der Spielzeit 1980/81 nach 15 Spielen mit zehn Siegen da. Es war die bis Dato letzte Meistersaison.
Man wird ja wohl noch träumen dürfen.
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