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FC Liverpool im Transfer-Dilemma: Zwei Blamagen und ein überraschender Neuzugang

Tom Müller

Update 18/08/2023 um 09:46 GMT+2 Uhr

Der FC Liverpool wurde in den vergangenen Tagen gleich zweimal vom FC Chelsea auf dem Transfermarkt ausgestochen. Eine Blamage, über die ganz England lacht und die Fans und Experten sauer aufstößt. Vor allem die Vorgehensweise und das zögerliche Auftreten auf der Suche nach einem defensiven Sechser stehen in der Kritik. Die Lösung für Jürgen Klopps Probleme soll nun aus der Bundesliga kommen.

Caicedo-Transfer: Klopp stichelt gegen Chelsea

Déjà-vu der bitteren Art für Jürgen Klopp und den FC Liverpool. Der Teammanager muss sich dieser Tage vorkommen wie im falschen Film.
Innerhalb einer Woche wurden die Reds von Premier-League-Konkurrent FC Chelsea im Werben um einen defensiven Mittelfeldspieler gleich doppelt ausgestochen.
Den Transfer von Brightons Moisés Caicedo hatte Klopp vor knapp einer Woche quasi schon verkündet. Die Klubs waren sich über eine Rekord-Ablöse von 116 Millionen Euro plus bis zu 17 Millionen Euro Boni einig.
In seiner unnachahmlichen Art schickte Klopp nach seiner Ankündigung noch ein "don’t praise the day before the night" (Deutsch: "Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben") mit einem Lächeln hinterher. Das gefror ihm spätestens dann, als er nach dem 1:1 gegen Chelsea erfuhr, dass der Deal tatsächlich in letzter Sekunde geplatzt war.
Caicedo entschied sich doch noch für die Blues. Genau wie wenige Tage später Roméo Lavia, ebenfalls ein defensiver Sechser. Auch um den 19-Jährigen vom FC Southampton hatte sich der LFC intensiv bemüht - vergeblich.
Eine Transfer-Blamage, über die derzeit ganz England lacht. Liverpool, so scheint es, hat sein Transfer-Mojo der vergangenen Jahre etwas verloren.

Carragher kritisiert Liverpools Transfer-Politik: "Ein Witz"

Nicht falsch verstehen: Es ist keine Schande, vom mit hohen Gehältern und Acht-Jahres-Verträgen um sich werfenden FC Chelsea überboten zu werden.
Es sind viel mehr die Umstände der verpatzten Deals, die Fans und Experten sauer aufstoßen. Laut "The Athletic" war Liverpool für Lavia nämlich zunächst nicht bereit, die geforderten 58 Millionen Euro Ablöse zu zahlen. Stattdessen pokerte man und hoffte, dass Southampton von der ursprünglichen Forderung abrückt. Erst als Chelsea einstieg, zog man nach. Zu spät.
"Sie haben heute 60 Millionen Pfund für Lavia geboten, nachdem sie vor vier oder fünf Tagen noch nicht bereit waren, 50 Millionen Pfund zu zahlen. Das ist ein totales Durcheinander und ein Witz", ging der ehemalige Verteidiger und heutige TV-Experte Jamie Carragher bei "Sky Sports" hart mit seinem Ex-Klub ins Gericht und sprach von einem "Fiasko".
Klar ist: Liverpool wurde von den Abgängen von Jordan Henderson und Fabinho Richtung Saudi-Arabien kalt erwischt. Außer Jugendspieler Stefan Bajcetic stand plötzlich keine sogenannte "Holding Six", kein defensiver Mittelfeldspieler, der auch vom FC Bayern München so dringend gesucht wird, mehr im Kader.
"Sie müssen noch jemanden fürs Mittelfeld finden. Aber alle wissen, dass sie verzweifelt sind", beschreibt Carragher das Dilemma, das die Reds nun zu einem überraschenden Schritt bewegte.

Endo-Transfer vor Abschluss: Liverpool weicht vom Plan ab

Denn wie Transfer-Experte Fabrizio Romano und mehrere deutsche Medien übereinstimmend berichten, steht Stuttgart-Kapitän Wataru Endo kurz vor einem Wechsel an die Anfield Road.
Auch VfB-Coach Sebastian Hoeneß bestätigte am Donnerstag, dass der Japaner "für Gespräche und den Medizincheck" freigestellt wurde.
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Wataru Endo steht vor einem Wechsel vom VfB Stuttgart zum FC Liverpool

Fotocredit: Getty Images

Ein nahender Wechsel, der auf der Insel für einige Verblüffung sorgte. Endo passt zwar positionell ins Schema, ist aber mit 30 Jahren bereits im fortgeschrittenen Fußballer-Alter und stellt damit ein komplett anderes Beuteschema als Caicedo und Lavia dar. Zudem bringt der Kapitän der japanischen Nationalmannschaft, der sich innerhalb der Bundesliga als kluger Mittelfeldlenker einen Namen gemacht hat, keinerlei Erfahrung auf europäischem Top-Niveau mit.
Laut "Bild" fädelte Liverpools im deutschen Oberhaus bestens vernetzter Sportdirektor Jörg Schmadtke den Deal ein. Endo wäre der dritte Neuzugang im laufenden Sommer. Für Dominik Szoboszlai (70 Millionen Euro aus Leipzig) und Alexis Mac Allister (für 42 Millionen Euro aus Brighton) hatte man jeweils eine Ausstiegsklausel gezogen.

Liverpool geht bei Endo kein Risiko ein

Zumindest bei der Ablöse ging der LFC dieses Mal kein Risiko ein. Inklusive möglicher Boni-Zahlungen sollen für Endo bis zu 25 Millionen Euro nach Bad Cannstatt überwiesen werden. Zum Vergleich: "Transfermarkt.de" beziffert den Marktwert des Mittelfeldspielers auf 6,5 Millionen Euro. Auch Hoeneß sprach aus Stuttgarter Sicht von einem "wirtschaftlich guten Paket".
Auf dem Papier wirkt die Endo-Verpflichtung tatsächlich ein wenig wie ein Not-Transfer, der nur zustande kam, weil sich die eigentlichen Wunschspieler gegen Klopp und Co. entschieden. Das muss allerdings nichts heißen.
2017 stand Julian Brandt ganz oben auf der Liste der Engländer. Weil der Deal scheiterte, orientierte man sich um und verpflichtete stattdessen einen gewissen Mohamed Salah.
Das Ende dieser Erfolgsgeschichte ist hinreichend bekannt.
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Frust bei Auswechslung - Klopp äußert Verständnis für Salah

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