Paul Wanner, Adam Aznou und Mathys Tel: So läuft es für die Bayern-Talente, die für die Karriere aus München flüchteten

Adam Aznou, Paul Wanner und Mathys Tel - drei hoch gehandelte Talente des FC Bayern, die es infolge geringer Spielzeit in München vorzogen, ihr Glück an einem anderen Ort zu versuchen. Aznou (FC Everton) und Tel (Tottenham Hotspur) in der Premier League, Wanner in der Eredivisie bei der PSV Eindhoven. Der Plan, die Karriere durch einen Wechsel anzuschieben, gestaltet sich jedoch sehr schwierig.

Paul Wanner muss sich bei der PSV Eindhoven gedulden

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Ende Juli sprach sich Bayerns Klub-Präsident Herbert Hainer in einem Interview mit der "Sportbild" vehement dafür aus, den Fokus bei der künftigen Zusammenstellung des Profikaders verstärkt auf die eigenen Talente zu richten.
"Wir müssen bei Transfers und Verhandlungen generell klug vorgehen - und noch mehr auf unseren FC-Bayern-Campus schauen", sagte der 71-Jährige. Als Grund nannte Hainer die exorbitant gestiegenen Ablösesummen und Gehaltskosten.
Mit Lennart Karl, Adam Aznou und Paul Wanner standen zu diesem Zeitpunkt drei vielversprechende Nachwuchsspieler auf dem Sprung in die erste Mannschaft - und zwar dauerhaft.
Übrig geblieben ist allerdings nur Karl. Der 17-Jährige will sich beim FC Bayern durchbeißen und verlängerte seinen Vertrag gar bis 2028. Aznou und Wanner hingegen schlugen einen anderen Weg ein und verließen den Verein, wie ein halbes Jahr zuvor bereits Mathys Tel. Sie versprachen sich durch den Abschied aus München einen Karriereschub. Hat sich dieser Schritt rentiert? Eurosport.de wirft einen Blick auf die Entwicklung der drei Spieler.

- Adam Aznou (19/Linksverteidiger)

Aznou kam mit 14 Jahren vom FC Barcelona nach München, wo er sich schnell den Ruf eines großen Talents erarbeitete. Im Herbst 2024 debütierte er für die Profis und schaffte es in die A-Nationalmannschaft Marokkos.
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Adam Aznou durfte beim FC Everton nur in der Saisonvorbereitung ran

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In der Rückrunde 2024/25 spielte Aznou auf Leihbasis in Spanien bei Real Valladolid und sammelte dort jede Menge Einsatzminuten. Mit reichlich Selbstvertrauen ausgestattet, forderte er während der FIFA Klub-WM öffentlichkeitswirksam mehr Spielzeit bei Bayern ein. Es blieb jedoch bei einem Kurzeinsatz über acht Minuten.
Aznou zog die Konsequenzen und ließ den Bayern-Bossen mitteilen, dass er weg will. Sportvorstand Max Eberl reagierte darauf mit Zynismus: "Jetzt, wo der nächste Schritt gekommen wäre aus unserer Wahrnehmung, hat er gesagt, er möchte es nicht mehr, er möchte was anderes machen. Unser Präsident hat einen schönen Spruch: 'Man kann keinen Hund zum Jagen tragen.'"
Für neun Millionen Euro Ablöse ging Aznou zum FC Everton, um seinen Traum von der WM-Teilnahme 2026 mit Marokko nicht zu gefährden. Everton lehnte ein Rückkaufrecht des FC Bayern ab, jedoch sicherten sich die Münchner ein sogenanntes Matching Right bei künftigen Transfers. Im Klartext: Erzielt Everton mit einem anderen Klub Einigkeit, muss der FC Bayern darüber informiert werden und kann den Spieler für die gleiche Summe zurückholen.

Null Einsatzminuten beim FC Everton

Doch Aznou kommt bei Everton bislang nicht dazu, Eigenwerbung zu betreiben. Er hat bei den Toffees noch keine Sekunde gespielt, abgesehen von zwei Einwechslungen in der Vorbereitung. In den ersten drei Saisonspielen stand der 19-Jährige nicht mal im Kader.
Am 4. Spieltag war er gegen Aston Villa erstmals dabei, blieb aber 90 Minuten auf der Bank, obwohl mit Vitaliy Mykolenko der etatmäßige Linksverteidiger verletzt fehlte. Trainer David Moyes setzte lieber auf den linken Mittelfeldspieler James Garner.
Marokkos Nationaltrainer Walid Regragui verzichtete bei den WM-Qualifikationsspielen Anfang September ebenfalls auf Aznou. Der neue Karriereweg des hoch veranlagten Linksverteidigers entpuppt sich bislang als Reinfall. Pikanterie am Rande: Durch die Ausfälle von Alphonso Davies, Hiroki Ito und Josip Stanisic hätte Aznou in München womöglich eine Chance bekommen.

- Paul Wanner (19/offensiver Mittelfeldspieler)

Auch im Fall des Deutsch-Österreichers fand Eberl deutliche Worte. "Wir wollen an Spieler glauben und mit Spielern arbeiten, die Bock darauf haben, Bayern-München-Spieler zu werden. Und da gehören halt Schritte dazu. Und da gehört auch Mut dazu", so Eberl Ende August nach dem feststehenden Wechsel Wanners zur PSV Eindhoven.
Zu Beginn der Vorbereitung hatte Eberl den in der Rückrunde an den 1. FC Heidenheim ausgeliehenen Spieler in die Pflicht genommen und angesichts der dünn besetzten Offensive betont: "Paul hat jetzt die Chance, sich zu zeigen."
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Paul Wanner wechselte für 15 Millionen Euro zur PSV Eindhoven

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Der zog es jedoch vor, München den Rücken zu kehren und unterschrieb in Eindhoven bis 2030. 15 Millionen Euro bekam der FC Bayern inklusive Rückkaufoption.
Das erste Fazit von Wanners Schritt in die Eredivisie fällt ernüchternd aus: Drei Einsätze, nur 27 Minuten Spielzeit. Im Prestigeduell mit Ajax Amsterdam vergangenes Wochenende saß Wanner 90 Minuten auf der Bank.
Trainer Peter Bosz verweist wiederholt auf Wanners Verletzungshistorie. "Er hat sich gut eingelebt, aber alle vergessen, dass er direkt nach seiner schweren Knöchelverletzung hier angekommen ist. Er hat bei Bayern drei Wochen lang nicht trainiert. Das braucht Zeit, genauso wie er seine Teamkollegen kennenlernen muss. Paul muss hier quasi neu anfangen", sagte Bosz bei "ESPN".
Laut U21-Nationaltrainer Antonio di Salvo macht der lädierte Fuß immer noch Probleme. Wanner braucht viel Geduld, ehe er in Eindhoven richtig durchstarten kann.

- Mathys Tel (20/Stürmer)

Ob Julian Nagelsmann, Thomas Tuchel oder Vincent Kompany - die Bayern-Trainer trauten Tel den Durchbruch in München zu. Nachhaltig überzeugen konnte der Franzose aber nicht. Im Januar 2024 wurde er vorerst zu Tottenham Hotspur ausgeliehen, im Sommer transferierten ihn die Bayern schließlich für 35 Millionen Euro fest zu den Londonern.
Doch auch dort gelingt es Tel bislang nicht, den Vorschusslorbeeren Taten folgen zu lassen. In 25 Pflichtspielen für die Spurs sammelte er nur fünf Scorerpunkte (drei Tore, zwei Vorlagen). Stand er in der Rückrunde 2024/25 noch regelmäßig in der Startelf, ist er in dieser Saison meist Ersatz.
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Mathys Tel (M.) durchlebt bei Tottenham Hotspur mehr Tiefen als Höhen

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Im League Cup gegen Drittligist Doncaster Rovers (3:0) bekam Tel wieder mal die Chance von Beginn an. Genutzt hat er sie nicht. In den ersten drei Minuten ließ er zwei Großchancen liegen und agierte auch in der Folge unglücklich. Nach 27 Ballkontakten war in der 87. Minute Schluss.
"Eine frustrierende Nacht für Tel. Der Franzose kann erneut nicht überzeugen", schrieb der "London Evening Standard". Die "Tottenham News" sahen gar einen "katastrophalen Tel ohne Selbstvertrauen". Trainer Thomas Frank wertete Tels Leistung dagegen als "Schritt in die richtige Richtung".
Für die Gruppenphase der Champions League ist Tel dem Coach aber offensichtlich nicht gut genug. Frank nominierte die Angreifer Richarlison, Dominic Solanke und Randal Kolo Muani, während Tel zuschauen muss.
Tels Zeit in London ist geprägt von sportlichen Rückschlägen. Auch die Fans der Spurs verlieren die Geduld. Nach der dritten vergebenen Großchance gegen Doncaster wurde Tel ausgepfiffen.
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Kompany schwärmt: Kane ist heute viel mehr als nur ein Torjäger

Quelle: Perform


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