Inter Mailand dominiert die Serie A und verbreitet Schrecken in Europa: Das schwarzblaues Monster
VonThomas Gaber
Publiziert 29/02/2024 um 19:25 GMT+1 Uhr
Inter Mailand feiert beim 4:0 gegen Atalanta Bergamo den zwölften Pflichtspielsieg in Folge. Die Nerazzurri dominieren die Serie A nach Belieben, stellen den mit Abstand besten Angriff und sind mit nur zwölf Gegentoren in 26 Ligaspielen auch hinten eine Bank. Klammheimlich hat sich Inter zu einer Top-Adresse in Europa gemausert. Lautaro Martínez und Co. ist sogar der ganz große Wurf zuzutrauen.
Lautaro Martinez (r.) traf in dieser Saison in der Serie A bereits 23 Mal
Fotocredit: Getty Images
Die Bewegung von Lautaro Martínez war etwas unsauber. Der Argentinier wollte sich den Ball mit der Sohle auf seinen rechten Fuß legen, spitzelte die Kugel aber in die falsche Richtung. Gedankenschnell entschied sich Martínez für die einzige Option: den Abschluss mit links. Einen Wimpernschlag später schlug der Ball im linken Giebel des Atalanta-Tores ein.
Es war Martínez' 23. Saisontreffer in der Serie A, diesmal das zwischenzeitliche 2:0 kurz vor der Pause. Am Ende hieß es 4:0 für Inter - zum dritten Mal nacheinander. Die Nerazzurri pflügen unaufhaltsam durch die Liga, der 20. Meistertitel ist bei zwölf Punkten Vorsprung auf Juventus Turin nur noch eine Frage der Zeit.
"Dieses Inter-Team ist aus einer anderen Welt", titelte der "Corriere dello Sport" nach dem zwölften Pflichtspielsieg in Folge. Trainer Simone Inzaghi ist es seit seiner Ankunft 2021 peu à peu gelungen, eine Mannschaft zusammenzubasteln, die nicht nur national für Furore sorgt.
Die Teilnahme am Champions-League-Finale 2023 wurde europaweit noch belächelt, da Inter mit den Gegnern Porto, Benfica und Stadtrivale Milan einen vergleichsweise leichten Weg ins Endspiel nach Istanbul hatte. Manchester City begegnete man auf Augenhöhe - ein 50/50-Spiel mit dem besseren Ende für die Skyblues
Inzaghi setzt auf jede Menge Ex-Bundesligastars
Spätestens mit dem 1:0-Erfolg im Achtelfinal-Hinspiel gegen Atlético Madrid ist Inter in die Phalanx der besten Teams Europas vorgestoßen. "Wir waren klar unterlegen und hätten hier auch 0:3 verlieren können", gab Atlético-Mittelfeldspieler Koke zu.
"Inzaghi hat eine Mannschaft voller Talente aufgebaut. Jeder Gang ist perfekt geölt", sagt Inter-Experte Marco Arcari von Eurosport Italien. Inters Herzstück, so Arcari, ist das Mittelfeld. "Der absolute Leader ist Hakan Çalhanoğlu. Aber Nicolò Barella und Henrikh Mkhitaryan sind fast auf dem gleichen Level."
Als zentral defensiver Strategie im Fünfer-Mittelfeld hat Çalhanoğlu in dieser Saison bereits neunmal getroffen. Gegen Atalanta fehlte der Türke wegen Adduktorenbeschwerden, Backup Kristjan Asllani vertrat ihn vorzüglich. Über die Flügel treiben Federico Dimarco und Matteo Darmian immer wieder an, beide trugen sich am Mittwochabend in die Torschützenliste ein.
Neben Çalhanoğlu (früher HSV und Leverkusen) und Mkhitaryan (Borussia Dortmund) setzt Inzaghi auch zahlreiche weitere Ex-Bundesligaspieler. Der ehemalige Gladbacher Marcus Thuram bildet mit Martínez im 3-5-2 ein kongeniales Sturmduo. Zuletzt spielte sich auch Marko Arnautovic (Werder Bremen) als Siegtorschütze gegen Atlético wieder in den Vordergrund. In der Abwehr sind Torhüter Yann Sommer und Benjamin Pavard (beide Bayern) feste Größen.
"Sommer ist vielleicht nicht so geschickt im Spielaufbau, aber zwischen den Pfosten überragend", urteilt Arcari. Pavard bildet mit Stefan de Vrij und Alessandro Bastoni eine kaum überwindbare Dreierkette. Mit zwölf Gegentoren in 26 Ligaspielen stellt Inter die beste Abwehr in Europas Topligen. Zum Vergleich: Das "unschlagbare" Bayer Leverkusen kassierte in der Bundesliga 16 Treffer in 23 Partien.
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Von Bayern zu Inter: Yann Sommer und Benjamin Pavard
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Lautaro Martinez in der Form seines Lebens
Inter hat hinten eine Bank und vorne den am meisten unterschätzten Stürmer in Europa: Lautaro Martínez. Seit 2018 spielt der Weltmeister von 2022 für Inter. Beim 4:0 in Lecce erzielte der 26-Jährige sein 100. Serie-A-Tor im Trikot der Mailänder. In den letzten Jahren gab es hier und da Gerüchte um einen Vereinswechsel. Doch das Interesse von Klubs wie dem FC Barcelona war nie nachhaltig.
"Lautaro ist ein Biest, in jeder Hinsicht komplett und jetzt wirklich eine unglaubliche Tormaschine", sagt Arcari. "Die Fans lieben ihn, die Stadt Mailand scheint perfekt zu seinen Lebensvorstellungen und seiner Familie zu passen. Er ist einer der Schlüsselspieler, auf denen Inter die Zukunft aufbauen wird."
Die Vertragsverlängerung über das Jahr 2026 hinaus ist nur mehr Formsache. "Es sind nur noch Details zu klären. Aber ich fühle mich hier sehr wohl und möchte mit Inter noch viele Titel gewinnen", sagte Martínez Mitte Februar.
Martinez profitiert von der "langen Leine", die ihm Trainer Inzaghi im Spiel gewährt. Er soll sich vorne auf seinen Job konzentrieren, Tore zu schießen. Die "Drecksarbeit" erledigen andere, obwohl Martínez aufgrund seines kämpferischen Naturells gar nicht anders kann, als auch unangenehme Läufe in der Defensive zu machen.
"Mister Inzaghi ist ein Trainer, der seine Schlüsselspieler nicht überfordert", sagt Arcari. "Im Laufe der Jahre ist er sehr einfühlsam gegenüber seinen Spielern geworden. Auch in taktischer Hinsicht hat er sich enorm weiterentwickelt. Er ist jetzt ein kompletter Trainer, für mich einer der fünf besten der Welt."
Traum vom ersten Champions-League-Titel seit 2010
Und einer, dem der ganz große Wurf zuzutrauen ist. Wenn die Favoriten auf den Gewinn der Champions League genannt werden, fehlt Inter Mailand in der Regel. Es würde jedoch nicht überraschen, sollten das schwarzblaue Monster den Weg in der Königsklasse auch in diesem Jahr bis ans Ende gehen.
"Sie haben alles: einen kompletten Kader, einen großartigen Angriff, eine noch bessere Verteidigung, viele technisch erstklassige Fußballer und eine eiserne mentale Verfassung", urteilt Arcari.
Zuletzt holte Inter 2010 durch einen Finalsieg gegen den FC Bayern (2:0) den Henkelpott. Damals erzielte Diego Milito beide Tore. Der Mann ist Argentinier. Lautaro Martinez würde seinem Landsmann gerne nacheifern - notfalls auch mit links.
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Quelle: Perform
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