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DFB-Sieg gegen die Ukraine: Diese Baustellen muss Löw beheben

Patrick Strasser

Update 11/10/2020 um 17:40 GMT+2 Uhr

Endlich! Ein Sieg! Gegen die Ukraine feierte die deutsche Nationalmannschaft ihren ersten Erfolg in der Nations League. Bundestrainer Joachim Löw hat nach dem 2:1 damit auch zwei lästige Themen von der Backe. Doch einige Fehlerquellen sind weiterhin offenkundig, so etwa die gegen die Ukrainer durchaus anfällige Dreierkette um Niklas Süle, Matthias Ginter und Antonio Rüdiger.

Serge Gnabry (l.) und Niklas Süle (m.) im Spiel Ukraine-Deutschland

Fotocredit: Getty Images

"Es wäre wichtig, dass wir mal wieder ein Spiel gewinnen", hatte Torhüter Manuel Neuer im Vorfeld der Partie gesagt. Es wurde: Ein Pflichtsieg, ein wenig spektakulärer Marke Arbeitssieg.
Matthias Ginter und Leon Goretzka trafen beim ersehnten Erfolgserlebnis. Und doch war am Ende wieder eine Prise Zittern dabei, weil Niklas Süle sorglos und zu naiv beim Grätschen gegen Yaremchuk einen Elfmeter verursachte, den Malinovskyi elf Minuten vor Ende verwandelte. Dennoch reichte es.
Was Serge Gnabry zu folgendem Fazit veranlasste: "Positiv ist, dass wir es mal geschafft haben, einen Sieg über die Runden zu bringen. Wir hatten das Spiel die ganze Zeit unter Kontrolle, müssen es aber früher beenden." Noch nüchterner Torschütze Matthias Ginter, der die Leistung des Teams mit "Geht so" bewertete.
Der Gladbacher ehrlich: "Wir sind froh, dass wir gewonnen haben. Es war wichtig, uns helfen nur Siege. Aber wir haben nicht die Sterne vom Himmel gespielt. Wir kriegen das 1:2, dann wird es wieder eng hinten. Es war nicht das beste Spiel von uns."

DFB-Team feiert ersten Nations-League-Sieg

Wenigstens hat Bundestrainer Joachim Löw nun erst einmal zwei lästige Themen von der Backe. Der "Nations-League-Fluch" ist beendet und die Serie von leichtfertig verspielten Führungen. Siehe das 1:1 gegen Spanien im September - Ausgleich gefangen in der Nachspielzeit. Kurz darauf das 1:1 in der Schweiz - Ausgleich bekommen nach knapp einer Stunde (in der Nachspielzeit hielt man sich schadlos!).
Und am Mittwoch das 3:3 im Test gegen die Türkei - samt Ausgleich (wieder in der Nachspielzeit, natürlich), der wie ein Magnet auch an der in Köln aufgebotenen B-Elf andockte. Lerneffekt? Hier stand die Null. Womit die Kritik am so experimentierfreudigen Löw immer lauter wurde.
Also setzte der Bundestrainer in Kiew auf den Bayern-Block, brachte neun Neue gegenüber Mittwoch und damit die derzeitige A-Elf (bis auf den verletzten Leroy Sané). Lediglich zwei Spieler aus der Startelf des Türkei-Spiels standen wieder in der Anfangsformation: Antonio Rüdiger und Julian Draxler. Allerdings war Draxler wohl nur in der Anfangsaufstellung, weil Timo Werner wegen eines Infekts geschwächt war.
Entscheidend für mehr Struktur und eine dominantere Kommandozentrale waren die Triple-Champions aus München, die dank des Supercup-Doppelpacks im September sogar als Quintuple-Sieger daherkommen. Beim Test gegen die Türkei durften Kapitän Neuer, Süle, Kimmich, Goretzka und Gnabry wegen der Dauerbelastung der vergangenen Monate noch Anschauungsunterricht nehmen, wie man es - größtenteils - nicht macht.

Abwehr um Niklas Süle und Matthias Ginter anfällig

Und dennoch: Gegen die Ukraine, den derzeit schwächsten, weil geschwächten der drei Gruppengegner (wegen Corona-Infektionen fehlten mehr als zehn Nationalspieler) wurden Löws Risikogebiete erneut sichtbar. Da ist die für Konter anfällige Dreierkette mit Abwehrchef Süle und den Nebenleuten Ginter und Rüdiger.
Warum gegen die defensiven Ukrainer drei Innenverteidiger nötig waren, bleibt Löws Geheimnis. Durch die Außenverteidiger Lukas Klostermann und Marcel Halstenberg, die gegen den Ball den Rückwärtsgang einlegten, agierte teils eine Fünferkette. Somit fehlte neben Spielmacher Toni Kroos und Sechser Joshua Kimmich ein Mann im Mittelfeld.
Hinzu kamen anfangs viele Abspielfehler, was Ginter konkret benannte: "Wir hatten in der ersten Halbzeit viele Ballverluste und einfache Fehler. Wir wussten, dass die Ukraine gut kontert, solche Fehler in dieser Häufigkeit kommen bei einer deutschen Nationalmannschaft eigentlich nicht so häufig vor."
Dass es vor den in Kiew trotz hoher Corona-Infektionszahlen 17.500 zugelassenen Zuschauern beim 24. der FIFA-Weltrangliste zu einem 2:1-Erfolg reichte, stimmte Löw zufrieden. Der 60-Jährige blickte trotz der weiter vorhandenen Makel nach vorne. Am Dienstag folgt das nächste Nations-League-Spiel gegen die Schweiz, erneut in Köln. Löw kündigte an, bei der Startaufstellung "nicht viel ändern" zu wollen, "wenn alle fit sind".

Joachim Löw richtet Blick schon auf EM 2021

Die A-Elf soll sich finden für die EM 2021. "Es ist wichtig, dass sich die Mannschaft einspielt. Die Mannschaft, die in Kiew gespielt hat, war über zehn Monate nicht zusammen." Und wer, wenn nicht Löw, weiß, dass die wichtigsten Wochen vor einem Turnier stets die zwei bis drei unmittelbar vor einer EM oder WM sind.
Daher will er sich von seinem Weg nicht abbringen. "Ich sehe das große Ganze", erklärte er auf der Pressekonferenz nach Mitternacht in Kiew. Und weiter: "Man darf nicht vergessen, wo wir herkommen. Vor zwei Jahren waren wir ganz unten und haben uns seitdem kontinuierlich gesteigert. Wir wissen, was wir machen und sind überzeugt von unserem Weg."
Gegen die Schweiz soll das nächste Etappenziel erreicht werden. "Siege sind der Klebstoff für das, was eine Mannschaft ausmacht", so Löw, "sie geben Selbstvertrauen. Siege sind wichtig, auch für eine breite Brust Richtung EM." Und man kann es ja auch so drehen: Einerseits gelang dem DFB-Team erst im vierten Anlauf der erste Erfolg des Länderspieljahres, andererseits ist man seit neun Partien unbesiegt.
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Reporter macht Götzes Frau Avancen - der regiert cool

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