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Deutschland gegen San Marino: Drei Dinge, die auffielen - Wagner-Festspiele, Löws Ziel & Pfiffe

Tobias Hlusiak

Publiziert 11/06/2017 um 00:02 GMT+2 Uhr

Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw schlägt San Marino erwartungsgemäß klar. Das Spiel liefert einige Erkenntnisse. In der Sturmspitze zum Beispiel, wo sich ein Spieler hochmotiviert in Szene setzt. Auch die Zielsetzung für den Confed Cup wird deutlich. Und dann war da noch die Geschichte mit Timo Werner. Was uns auffiel.

Deutschland feiert ein Tor gegen San Marino

Fotocredit: Getty Images

Wagner-Festspiele für ein großes Ziel

Ein pathetischer Blick in den Himmel, die Arme angewinkelt, Finger ausgestreckt, dann ein Schrei. Sandro Wagner feierte diesen Treffer in der 18. Minute, als sei er in einem WM-Finale gefallen. Dabei war es lediglich das 2:0 im WM-Quali-Heimspiel gegen San Marino. Egal.
Für den Stürmer von der TSG Hoffenheim war es ein immens wichtiger Treffer. Es war sein erster für Deutschland. Die Erfüllung eines Traums. Wenig später ließ er ein weiteres Tor folgen und dann noch eins kurz vor Schluss. Damit steht er nun bei drei Toren in zwei Spielen. "Das war eine Riesenerleichterung und Freude", sagte er später. "Für mich ist das alles ein Traum gerade."
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Sandro Wagner trifft gegen San Marino

Fotocredit: Getty Images

Mit 29 Jahren ist Wagner ein Spätberufener. Seit Neustem ist er mit von der Partie bei Joachim Löw. Wagner riecht seine Chance. Der Confed Cup steht vor der Tür, in einem Jahr die WM. Wagner will dort hin.
"Sandro hat heute mit am meisten gearbeitet von uns allen und hat sich die drei Tore absolut verdient", sagte Kapitän Julian Draxler voller Anerkennung. Löw lobte Wagner als "Spieler mit einer gewissen Reife und Persönlichkeit, der eine Meinung habe und sehr positiven Einfluss auf die Mannschaft" habe.
Wegen solcher Worte feiert Wagner Treffer gegen San Marino mit solcher Hingabe. Der ehemalige Spieler des FC Bayern möchte sich als zweiter echter Haudegen neben Mario Gomez im Sturmzentrum des Weltmeisters etablieren. Schafft er das, stehen die Chancen nicht so schlecht, auch wenn Wagner weiß: "Wenn ich in der kommenden Saison kein Tor für Hoffenheim schieße, nominiert mich nicht mal San Marino für ein Länderspiel..:"
Ich versuche mich einfach anzubieten. Wenn Jogi Löw mich braucht, bin ich da.
Vielleicht feiert Wagner dann bald Tore gegen Brasilien, Italien und Co. mit einem pathetischen Blick in den Himmel.

Fingerzeige in Richtung Confed Cup

Der Confed Cup ist in Deutschland nicht sonderlich beliebt. Er durchschneidet die Urlaubszeit und gilt als Symbol für die voranschreitende Übersättigung der Fans durch einen vollgestopften Fußball-Kalender. Für Joachim Löw ist das Turnier aber sehr wichtig.
Der Bundestrainer hatte schon weit vor dem Turnier ein Casting ausgerufen. Junge und aufstrebende Spieler sollen die Möglichkeit bekommen, sich für die WM in einem Jahr in Szene zu setzen.
Nun steht der Confed Cup in Russland unmittelbar vor der Tür. In neun Tagen steigt das erste Spiel des Weltmeisters gegen Australien. Joshua Kimmich gibt den Takt vor:
Man hat heute gesehen, dass wir alle Bock auf dieses Turnier haben. Wir sind der Weltmeister. Für uns ist das kein Spaßturnier.
Das freut Jogi Löw, auch dass sich kein Spieler nach dem Kantersieg gegen den Fußball-Zwerg zu einer Kampfansage oder gar einem Titelversprechen hinreißen ließ, dürfte den erfolgreichsten Bundestrainer der DFB-Geschichte nicht gestört haben. Er selbst hat andere Ziele:
"Unabhängig vom Ergebnis, muss ich weiter denken, als nur an den Confed Cup. Es ist schön, wenn wir weit kommen und etwas erreichen. Aber wir haben immer gesagt, wenn wir drei oder vier Spieler weiterbringen, die im kommenden Jahr Druck auf die Etablierten machen, wir die Möglichkeit haben, sie auch zur WM mitzunehmen, dann ist das Turnier eine super Erfahrung. Dementsprechend fahre ich mit großer Vorfreude nach Russland."
Der Kick gegen San Marino dürfte ihm diese nicht genommen haben.
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Werner, Brandt, Wagner

Fotocredit: Eurosport

Pfiffe gegen Werner. Echt jetzt?!

Zum Schluss noch ein Seitenblick. Oder eher gesagt ins weite Rund des nicht ganz ausverkauften Stadions in Nürnberg.
Als "tolles Publikum" hatte der Bundestrainer die Zuschauer nach der Partie bezeichnet. Ein schönes Lob. Allerdings sorgten die 32.467 auch für einen wirklich negativen Moment des Abends.
Nach 55 Minuten wurde Lars Stindl ausgewechselt. Für den Gladbacher kam Timo Werner. Den Leipziger begleiteten nicht überhörbare Pfiffe auf den Rasen. Einen Nationalspieler, bei einem Heimspiel.
Werner hatte vor vielen Monaten mal einen schwachen Moment gehabt, eine Schwalbe gegen Schalke 04 fabriziert. Seitdem wird auf den 20 (!) Jahre alten Angreifer von RB Leipzig eine wahre Hetzjagd veranstaltet. In fast jedem Bundesligastadion pfeifen sich die Fans die Seele aus dem Leib, auf Mallorca wird eine dreiste Beschimpfung als Partyhit durch die Clubs gedonnert.
Irgendwann ist's halt auch mal gut...
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