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WM-Qualifikation: Ilkay Gündogan und Sami Khedira streiten um den Platz neben Toni Kroos

Sebastian Dirschl

Publiziert 10/10/2016 um 09:44 GMT+2 Uhr

Sami Khedira ist eine feste Größe in der deutschen Nationalmannschaft. Gegen Tschechien lieferte der 29-Jährige jedoch eine blasse Vorstellung ab und war der unauffälligste DFB-Akteur. Mit Rückkehrer Ilkay Gündogan, der zum ersten Mal seit knapp elf Monaten wieder im Nationaltrikot auflief, bekommt er einen Konkurrenten vor die Nase gesetzt. Joachim Löw steht ein Balanceakt bevor.

Sami Khedira und Ilkay Gündogan.

Fotocredit: Imago

Der Bundestrainer legte sich früh fest. Bereits am Tag vor dem souveränen 3:0 im WM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien in Hamburg gab Löw bekannt, im zentralen Mittelfeld auf das Duo Kroos/Khedira zu vertrauen. Der Eingespieltheit wegen.
Bei der am Dienstag anstehenden Partie gegen Nordirland in Hannover (20:45 im Liveticker), erklärte Löw jedoch, "könnte ich mir gut vorstellen, dass Ilkay von Anfang an spielt."

Kroos ist gesetzt

Job-Sharing in der Nationalmannschaft, wobei Spielgestalter Toni Kroos seinen Platz in der Schaltzentrale aus gutem Grund sicher haben dürfte.
Ab sofort bahnt sich auf dem Weg zur WM 2018 in Russland ein Zweikampf an: Khedira oder Gündogan - das ist die Frage, die sich Löw ab sofort stellen muss, wenn es um die Besetzung der zweiten Planstelle im zentralen Mittelfeld geht.
Es ist kein einfaches Unterfangen. Der Bundestrainer hat die Wahl zwischen Erfahrung, Leidenschaft und Führungsqualität (Khedira) oder eben einem "Weltklassespieler im Konjunktiv", wie die "Süddeutsche Zeitung" Gündogan bezeichnet, der in Topform "steiler als Kroos, schärfer als Özil und sowieso feiner als Khedira" spielt.

Kampfansage von Khedira

Ansprüche auf einen Platz in der Startelf stellen beide. Khedira weist dabei nüchtern auf seine bisherigen Verdienste für die DFB-Elf hin. "Ich bin dafür da, meine Leistungen zu bringen, und habe immer gespielt - auch wenn eine Diskussion immer wieder stattfindet", sagt der 67-fache Nationalspieler, merkt in Bezug auf seinen Konkurrenten aber auch diplomatisch an:
Ilkay ist ein wichtiger Spieler für uns, weil er enorme Qualität hat.
Der auch von Joachim Löw hochgelobte Gündogan ("belebendes Element für unsere Mannschaft") gibt sich ebenfalls kämpferisch, wenngleich er sich ob seiner langen Verletzungspause auch etwas in Understatement übt:
Klar will jeder spielen, das steht außer Frage. Die Konkurrenz ist groß, allerdings brauchen wir auch jeden Spieler. Es ist aber abhängig davon, wer fit und in Form ist.
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Ilkay Gündogan lief gegen Tschechien zum ersten Mal seit knapp elf Monaten wieder für das DFB-Team auf.

Fotocredit: SID

Fitness Faktor Nummer eins

Damit trifft der 25 Jahre alte ManCity-Spieler den Nagel auf den Kopf. Fitness und Form sind die Entscheidungskriterien Nummer eins, erst dann stellt sich die Frage, wessen Qualitäten für das deutsche Spiel zielführender sind. Die Vorzüge der beiden Nationalspieler sind ohne Frage unterschiedlich.
Khedira ist sicherlich nicht auf das Prädikat des "Zerstörers", das ihm aufgrund seiner Physis gerne verliehen wird, zu reduzieren. Natürlich nutzt er seine körperliche Stärke, um defensiv dazwischen zu hauen. Kennzeichnend für den 29-Jährigen ist jedoch vielmehr seine immense Laufstärke, mit der er sich zwischen den Strafräumen bewegt und so auch offensiv Akzente setzt.
Dass Khedira eben nicht der klassische "Absicherer" ist, hat in der Vergangenheit bereits einige Male dazu geführt, dass es im Zusammenspiel mit dem ebenfalls eher offensiv orientierten Kroos zu Abstimmungsproblemen kam. Dies war auch gegen Tschechien ab und an zu beobachten, fiel bei dem gerade in der Offensive zugegeben sehr schwachen Gegner jedoch nicht ins Gewicht.

Variabilität oder Leidenschaft

Auch Gündogan ist kein klassischer "Staubsauger", ist in seiner Grundorientierung aber defensiver ausgerichtet als Khedira, der bei Joachim Löw ein extrem hohes Standing besitzt. Der 25-Jährige holt sich den Ball gerne bei den Innenverteidigern ab, hat das Spiel vor sich und macht sich dann auf die Suche nach der besten Lösung. In dieser Position ist er immer für ein Überraschungsmoment gut.
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Sami Khedira ist eine absolute Führungspersönlichkeit in der Nationalmannschaft und wird von Joachim Löw sehr geschätzt.

Fotocredit: SID

Auch Gündogan macht keinen Hehl daraus, dass er lieber den zurückgezogenen Part einnimmt, unterstreicht jedoch auch seine Variabilität. Nach dem Spiel gegen Tschechien, in dem er für Toni Kroos ins Spiel kam und anschließend noch knapp 15 Minuten mitwirken durfte, sagte er:
Ob ich auf der Sechs oder auf der Acht spiele, macht für mich keinen allzu großen Unterschied. Ich habe ja auch bei Manchester City schon auf der offensiveren Acht gespielt. Ich denke, dass mir beides ganz gut liegt.

Frage der Perspektive

Doch wer ist die Optimalbesetzung neben Kroos? Die Antwort auf diese Frage ist - Stand jetzt - nicht zu beantworten.
Sami Khedira und Ilkay Gündogan sind grundsätzlich Spieler, die jede Mannschaft der Welt gerne in ihren Reihen hätte und in fittem Zustand jeweils ohne Frage das Prädikat Weltklasse verdient haben.
Löw hat die Aufgabe, als Moderator zwischen den beiden aufzutreten und gleichermaßen Vertrauen zu schenken. Khediras Leader-Fähigkeiten und Gündogans Spielintelligenz sind unterschiedliche Qualitäten, die zu wichtigen Waffen bei der Mission WM-Titelverteidigung werden können und die es zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen gilt.
Wann welche Vorzüge gefragt sind , muss Joachim Löw entscheiden. Letztendlich hat er zwei Ässer im Ärmel.
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