WM 2022 - Drei Dinge, die bei England gegen Wales auffielen: Bale leidet - Rashford und Foden drängen sich auf
England schlägt den kleinen Bruder Wales bei der WM 2022 klar 3:0 (0:0) und macht den Gruppensieg perfekt. Die System-Umstellung von Trainer Gareth Southgate zeigt seine Wirkung, die Torschützen Marcus Rashford und Phil Foden stellen den Coach nun vor ein Luxusproblem. Über Harry Kane darf dafür trotz Torflaute nicht diskutiert werden. Gareth Bale fährt derweil frustriert nach Hause. Was auffiel.
"Bye Wales!" England-Fans verabschieden die Dragons von der WM
Quelle: Perform
Freude im Fußball-Mutterland, Enttäuschung bei Gareth Bale und dem kleinen Nachbarn - der "Battle of Britain" bei der WM in Katar war am Dienstagabend eine klare Sache.
3:0 (0:0) siegte England gegen Wales in Gruppe A, machte so den Gruppensieg und das Achtelfinal-Duell mit dem Senegal (So., 20:00 Uhr im Liveticker) perfekt.
"Ein tolles Gefühl", sagte der zweifache Torschütze Marcus Rashford: "Wir waren nach dem USA-Spiel (0:0, Anm. d. Red.) ein wenig enttäuscht, dieses Mal haben wir klar besser gespielt."
Die Dragons konnten der Offensive der Three Lions nur eine Halbzeit lang unter größtem läuferischem Aufwand standhalten, dann trafen Rashford (50./68.) und Phil Foden (52.). Superstar Gareth Bale musste da schon tatenlos zusehen - der 33-Jährige war zur Halbzeit angeschlagen ausgewechselt worden und darf nun enttäuscht die Heimreise antreten.
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WM 2022: Gareth Bale im Vordergrund verabschiedet sich mit Wales nach dem 0:3 gegen England aus Katar
Fotocredit: Getty Images
Drei Dinge, die uns in Ar-Rayyan auffielen.
1.) Rashford und Foden drängen sich auf
Es dauerte ein bisschen, ehe es im Ahmad-bin-Ali-Stadion vor 40.000 Zuschauern im ersten WM-Duell der britischen "Home Nations" so richtig zur Sache ging - im zweiten Durchgang war's jedoch eine klare Sache für das große England.
Das lag vor allem an den Flügelstürmern der Three Lions, Marcus Rashford und Phil Foden. Gegen den Iran (6:2) und die USA (0:0) von Trainer Gareth Bale nicht in die Startelf berufen, durfte die Manchester-Zange zumindest Wales auseinanderoperieren.
United-Star Rashford kam dabei die auffälligere Rolle zu: Schon im ersten Durchgang hätte er die Three Lions nach tollem Zuspiel von Harry Kane in Führung bringen können (10.). Rashford versuchte es auch mal mit einem Fallrückzieher, da passte aber das Timing noch nicht (39.).
Besser machte es der 25-Jährige in der 50. Minute, als er einen Freistoß wunderschön rechts oben in die Maschen setzte - wenn auch unter gütiger Mithilfe von Wales-Keeper Danny Ward. "Ein sehr schöner Freistoß, aber der Torwart macht einen Schritt in die Mitte und ist somit nicht schuldlos", meinte Experte Michael Ballack bei "MagentaTV".
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WM 2022: Marcus Rashford (im Vordergrund) trifft per Freistoß zum 1:0 - Wales vs. England
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Rashford war's egal. "Ich habe versucht, ruhig zu bleiben und das zu machen, was ich im Training geübt habe", sagte er: "Für solche Momente spielt man Fußball." Nur 96 Sekunden später war es ManCity-Profi Phil Foden, der auf Zuspiel von Harry Kane das 2:0 besorgte.
Wales war damit schon besiegt, in der 68. Minute schnürte Rashford dennoch einen Doppelpack. Nach einem langen Pass von Kelvin Phillips umkurvte er Gegenspieler Connor Roberts, übersah Mitspieler Callum Wilson geflissentlich und schoss selbst ins kurze Eck ein - wieder sah Ward nicht gut aus. "Wenn du das Tor machst, ist immer alles richtig", urteilte Ballack.
Die Bilder vom besonderen Torjubel des englischen Matchwinners gingen um die Welt - und hatten einen traurigen Hintergrund.
"Leider habe ich vor ein paar Tagen einen Freund verloren", erzählte Doppeltorschütze Rashford nach dem 3:0 (0:0) gegen Wales und widmete die beiden Treffer zum WM-Vorrundenabschluss seinem verstorbenen Freund: "Er hatte einen ziemlich langen Kampf gegen den Krebs. Ich freue mich, dass ich für ihn getroffen habe, er war ein großer Unterstützer und guter Freund von mir."
Für Rashford war es sein drittes Turniertor, mehr hat aktuell keiner auf dem Konto. Es war zudem das 100. Tor dieser WM und der 100. Treffer der englischen WM-Geschichte.
Womit der United-Mann nun Blut geleckt hat. "Ich bin auf jeden Fall so ehrgeizig, dass ich noch mehr will", sagte er nach der Partie - und sandte damit ein klares Zeichen an Trainer Southgate, der ihn bei seiner Auswechslung in der 76. Minute herzlich in den Arm genommen hatte.
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WM 2022: Marcus Rashford (r.) jubelt über einen Treffer - Wales vs. England
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2.) Southgate hört die Signale
Gegen die USA hatte England noch ultrakonservativ gespielt, quasi das 0:0 heraufbeschworen - und hinterher mal wieder Kritik kassiert. Gegen Wales wagte Trainer Gareth Southgate etwas mehr, bohrte das 4-2-3-1 auf und stellte auf 4-3-3 um. Sein Bauernopfer war dabei Mason Mount, der für Jordan Henderson weichen musste.
Die Systemumstellung bewirkte zwei Dinge: Declan Rice konnte sich als alleiniger Sechser nun vollkommen darauf konzentrieren, Jude Bellingham den Rücken freizuhalten. In Ermangelung eines Zehners konnte sich Harry Kane wiederum öfter in den Halbraum fallen lassen und so Abwehrspieler aus der Wales-Kette mit sich ziehen.
Englands Angriffsspiel wirkte so deutlich beweglicher und hatte mehr Tiefe als noch gegen die USA - was nicht nur, aber vor allem an Foden und Rashford lag. Mount, Raheem Sterling und Bukayo Sako werden es die nächsten Tage schwer haben, sich für die Startelf gegen den Senegal anzubieten.
Über einen wird ganz sicher nicht diskutiert werden: Harry Kane. Englands Kapitän wartet zwar immer noch auf ein Tor bei dieser WM, hat in der Gruppenphase aber drei Treffer vorbereitet - das gelang im England-Trikot zuletzt David Beckham vor 20 Jahren.
Wie Kane auch gegen Wales mitspielte und immer mannschaftsdienliche Wege ging, verdiente sich auch ohne Torerfolg ein Lob.
"Es geht nicht immer nur ums Toreschießen", meinte Ballack bei "MagentaTV: "Er ist ein absoluter Schlüsselspieler, über den wir überhaupt nicht diskutieren müssen. Er ist aus dieser Mannschaft nicht wegzudenken." Und Tore sind dann meist auch nur noch eine Frage der Zeit.
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WM 2022: Gareth Southgate mit Harry Kane (r.) - Wales vs. England
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3.) Leiser Abgang für Bale
66 Jahre lang hatte Wales auf eine zweite WM-Teilnahme warten müssen. Ein Viertelfinal-Coup wie 1958 war in Katar jedoch komplett außer Reichweite - dafür spielten die Dragons einfach viel zu schlecht.
Anders als noch bei der EM 2016, als Wales sensationell das Halbfinale erreicht hatte, ließen es die Westbriten vor allem an defensiver Disziplin vermissen und schieden folgerichtig mit nur einem Punkt und einem Torverhältnis von 1:6 vorzeitig aus.
Sinnbild der walisischen Havarie war gegen England Gareth Bale. Beim 1:1 gegen die USA noch als Elfmeterschütze erfolgreich, wirkte der 33 Jahre alte US-Legionär im dritten Gruppenspiel bereits komplett ausgelaugt. Im 4-2-3-1 von Trainer Rob Page auf dem rechten Flügel aufgeboten, hatte Bale in der ersten Halbzeit nur sieben Ballkontakte und brachte nur einen einzigen Pass zum Mitspieler.
Zur zweiten Halbzeit erschien der ehemalige Star von Real Madrid dann gar nicht mehr. "Fünf Minuten vor der Pause hat er etwas im Oberschenkel gespürt", erklärte Trainer Page die Auswechslung nach der Partie.
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WM 2022: Gareth Bale (l., Wales) im Zweikampf mit Harry Maguire (England)
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Der Coach muss sich jedoch auch fragen lassen, welchen Plan sein Team gegen England überhaupt verfolgte. Nach 37 Minuten hatten die Waliser gerade mal vier Bälle ins Angriffsdrittel gespielt und noch nicht einmal ansatzweise den Strafraum der Three Lions anvisiert. Erst in der Nachspielzeit der ersten Hälfte gab Joe Allen den ersten Torschuss ab. "Die hatten überhaupt gar keine Chance", sagte Rashford.
Nach dem Doppelschlag zu Beginn der zweiten Halbzeit war das Spiel schnell gelaufen. Englische Fans vergnügten sich fortan mit Schmähgesängen ("Seid ihr verkleidete Schotten?"), auf dem Rasen legte Rashford noch zum 3:0 nach.
"Das ist so kurz nach Abpfiff schwer zu verkraften", meinte Page, als es vorbei war, zeichnete dann aber ein ganz anderes Bild: "Ich fand, dass wir in der ersten Halbzeit überragend gespielt haben - der Einsatz, den wir gegen den Ball gezeigt haben, war außergewöhnlich."
Er werde kein schlechtes Wort über seine Mannschaft verlieren, fügte der 48-Jährige dann noch an. "Meine Botschaft ist: Seid nicht enttäuscht. Es war bereits eine unglaubliche Leistung, zur Weltmeisterschaft zu kommen." Damit hatte er wiederum Recht.
Trotz des enttäuschenden frühen WM-Aus will Bale seine Karriere in der walisischen Fußball-Nationalmannschaft fortsetzen. "Ich mache weiter, solange ich kann und solange ich möchte", sagte er. Mit Blick auf die EM 2024 in Deutschland fügte er an: "Wir haben eine Qualifikation, die im März beginnt."
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England-Keeper Pickford: Kane wollte die "One Love"-Binde tragen
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