WM 2022 - Marc Wilmots schlägt nach Belgien-Pleite gegen Marokko in Gruppe F Alarm: "Ich mache mir Sorgen"

Belgien enttäuscht bei der WM 2022 beim 0:2 (0:0) gegen Marokko in Gruppe F maßlos - sehr zum Unmut von Ex-Nationaltrainer Marc Wilmots, der sowohl Fitness als auch Einstellung der Roten Teufel bemängelt und sich große Sorgen ums Erreichen des Achtelfinals macht. Gegen die Löwen vom Atlas bestätigten die Belgier die tristen Worte von Superstar Kevin De Bruyne im Vorfeld der Partie.

Kevin De Bruyne am Boden - Belgien vs. Marokko

Fotocredit: Getty Images

Verkehrte Welt im Al Thumama Stadion von Doha: Während die Nationalspieler Marokkos überwältigt zu Boden sackten, den Rasen küssten oder gen Himmel beteten, schlichen die Roten Teufel mit eingezogenem (Teufels-)Schwanz vom Platz.
0:2 verlor Belgien in WM-Gruppe F gegen Marokko und setzte damit fahrlässig das Weiterkommen aufs Spiel. Abdelhamid Sabiri (73.) und Zakaria Aboukhlal (90.+2) katapultierten dagegen mit ihren Toren Marokko an die Spitze der Gruppe.
Belgiens Ex-Nationaltrainer Marc Wilmots nahm das im "ZDF"-Studio fassungslos zur Kenntnis. "Sie haben nur Gas für 70 Minuten und das ist zu wenig", kritisierte der ehemalige Schalker die Fitness seiner Landsleute.
Auch die Einstellung bemängelte er: "Die Körpersprache stimmt nicht. Es sieht alles müde aus. Durch die Wechsel ist es auch nicht besser geworden."

Belgien verhält sich "dumm" bei Standards

Gegen Marokko spielte Belgien behäbig, ohne Tempo, ohne Inspiration. Dazu patzte Keeper Thibaut Courtois, beim 1:0 gegen Kanada noch Elfmeter-Held, beim ersten Gegentor folgenschwer. "Der Torwart muss den Ball halten. Das ist ein Torwartfehler", befand Wilmots.
Dabei war der Treffer quasi mit Ansage gefallen: Schon kurz vor der Pause hatte ein Freistoß von Hakim Ziyech den Weg ins belgische Tor gefunden, schon da sah Courtois nicht gut aus (45.). Das Tor wurde aber nach einem VAR-Einsatz wegen einer Abseitsstellung aberkannt.
Beim Sabiri-Freistoß wiederholten sich jedoch die belgischen Fehler. "Das hat mit Taktik nichts zu tun, das ist nur eine Dummheit", so Wilmots.
Das Ruder wieder rumzureißen, gelang auch nicht. Belgien spielte altbacken - quasi als Abbild dessen, was Kevin De Bruyne vorher schon im Interview mit dem "Guardian" kundgetan hatte.

De Bruyne überraschend pessimistisch

Auf die Frage, ob Belgien zu den Mitfavoriten um den Titel zählte, sagte der Star von Manchester City nämlich überraschend klar: "Keine Chance, wir sind zu alt."
Man habe eher 2018 eine Chance gehabt. 2022 sei die Mannschaft keineswegs schlecht, "aber sie altert. Wir haben einige Schlüsselspieler verloren", klagte der Mittelfeldspieler. Die Jüngeren seien dagegen "nicht auf dem Niveau, auf dem andere Spieler 2018 waren. Ich sehe uns eher als Außenseiter."
Gegen Marokko agierte die alternde "Goldene Generation" viel zu statisch, auch De Bruyne fehlten die Ideen. Der lange verletzte und erst spät eingewechselte Topstürmer Romelu Lukaku konnte auch nicht helfen. Immer wenn die Belgier am Ball waren, pfiffen die marokkanischen Fans von allen Tribünen - bei rund 70 Prozent Ballbesitz also die meiste Zeit.

Belgien verpasst WM-Rekord

Unterbrochen wurde die Dauerbeschallung nur bei gelungenen Aktionen, spontanen Gesangseinlagen, dem aberkannten Abseitstor von Ziyech (45.) - und natürlich am Ende bei beiden Treffern, die zum ersten WM-Sieg seit 24 Jahren führten.
"Offensiv haben wir uns kaum Chancen erarbeitet", sagte Jan Vertonghen: "Mir gehen jetzt viele Dinge durch den Kopf, aber das sind Dinge, die man besser nicht vor einer Kamera sagt."
"Es ist ein schwieriges Ergebnis. Jetzt müssen wir eine Reaktion zeigen, so ist das bei einer WM", sagte Belgiens Trainer Roberto Martínez: "Wir hatten in der ersten Halbzeit gute Situationen, aber haben kein Tor gemacht. Das Gegentor hat alles verändert. Das hat unsere Struktur durcheinandergebracht."
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Abdelhamid Sabiri jubelt - Belgien vs Marokko

Fotocredit: Getty Images

Für Belgien endete damit eine eindrucksvolle Serie: In WM-Vorrunden hatte Belgien zuvor acht Siege nacheinander gefeiert, der neunte wäre alleiniger Rekord gewesen.
Doch die Roten Teufel sind nicht mehr das Belgien vergangener Turniere. Für das Martínez-Team war die Pleite gegen die Löwen vom Atlas bereits die siebte Niederlage aus den vergangenen 19 Länderspielen - so viele wie in 74 Partien davor.

Belgien braucht Sieg gegen Kroatien

Am Donnerstag geht es nun gegen Vize-Weltmeister Kroatien (16:00 Uhr im Liveticker) - für Wilmots bei weitem kein Selbstläufer. "Ich mache mir Sorgen vor Kroatien", sagte der 53-Jährige, der Belgien von 2012 bis 2016 trainiert hatte: "Diese Leistung gibt zu denken."
Positiv sei lediglich, dass die Ausgangslage nun klar sei. "Wir müssen jetzt gewinnen und das ist vielleicht gar nicht so schlecht. Es ist klar, was getan werden muss", sagte Wilmots.
Die besseren Chancen aufs Achtelfinale hat nun aber Marokko (4 Punkte), das erstmals seit 1986 wieder die Runde der letzten 16 erreichen könnte. Die Löwen vom Atlas treffen im letzten Spiel der Gruppe F am Donnerstag auf Kanada (16:00 Uhr im Liveticker).
(mit SID)
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Quelle: Perform

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