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Leichtathletik-WM - Sprinterin Gina Lückenkemper kritisiert deutschen Verband: "Für Athleten ein Draufzahlgeschäft"

Christoph Niederkofler

Update 29/07/2022 um 06:54 GMT+2 Uhr

Die Leichtathletik-WM in Eugene entpuppte sich aus deutscher Sicht als ein Debakel. Malaika Mihambo (Gold) und die deutsche Sprintstaffel der Frauen (Bronze) wehrten zwar einen Totalausfall ab, konnten das schlechteste WM-Ergebnis der Geschichte aber auch nicht verhindern. Bronze-Gewinnerin Gina Lückenkemper äußerte sich nun zur anhaltenden Kritik und bemängelte die Umstände im Verband.

Gina Lückekemper bei der Leichtathletik-WM

Fotocredit: Imago

"Ganz schwieriges Thema", leitete die Sprintspezialistin ihre Kritik in einem Beitrag in den Sozialen Medien ein. "Wir haben in Deutschland kein wirkliches Fördersystem, sondern eher ein Belohnungssystem", hielt die 25-Jährige fest.
In anderen Worten: "Wer oben angekommen ist, der wird gefördert." Wie sich ein Athlet aber an die Spitze der Nahrungskette kämpft, sei zumeist einem selbst überlassen.
Vor allem in der Jugend stelle dieser Umstand ein besorgniserregendes Problem dar, zumal "nicht jede Familie die finanziellen Mittel hat, um die sportliche Karriere der Kinder so zu unterstützen", führte Lückenkemper weiter aus.
Die fehlende finanzielle Unterstützung setze sich aber auch in anderen Bereichen weiter fort.
Gina Lückenkemper kritisierte den Verband

Lückenkemper kritisiert: "Für Athleten ein Draufzahlgeschäft"

Bereits bei verbindlichen Terminen werden Athleten und Athletinnen laut Lückenkemper vom Verband hängen gelassen.
"Bestes Beispiel: Für eine verpflichtende Staffelmaßnahme in diesem Jahr, bei der sowohl die Jugend als auch die aktiven Staffeln anwesend sein mussten, um sich für die Großereignisse zu empfehlen, haben die Athleten weder Reisekosten noch die komplette Verpflegung über die paar Tage bekommen." Nichtsdestotrotz erwartete sich der Verband Höchstleistungen.
"Diese Maßnahme war für die Athleten ein Draufzahlgeschäft. Und gerade im Nachwuchs können sich das viele nicht leisten", unterstrich die 25-Jährige.

Sportler auf Nebenjobs angewiesen: "Finde den Fehler"

Darüber hinaus seien zahlreiche Athleten auf einen Nebenjob angewiesen und könnten daher ihrer Leidenschaft nicht in vollen Zügen nachgehen. "Die meisten Leichtathleten in Deutschland gehen neben dem Sport noch arbeiten, um sich zu finanzieren", stellte Lückenkemper fest.
Trotzdem erwarte sich die Gesellschaft bei Großereignissen immer wieder zahlreiche Medaillen und sehe Erfolge als selbstverständlich an. "Unsere Gesellschaft erwartet von Halbprofis, dass sie mit Vollprofis mithalten können. Nein, diese sogar besiegen können. Finde den Fehler", schloss sie ihr Statement ab.
Zwischen 15. August und 21. August sehen sich die deutschen Leichtathleten der nächsten großen Herausforderung gegenüber. Dann finden nämlich die Europameisterschaften statt, dieses Mal vor heimischem Publikum in München. Dort will der deutsche Verband das Debakel von Eugene vergessen machen.
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