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Cal Crutchlow: Kann ein Satellitenteam 2018 den WM-Titel holen?

VonMotorsport-Total.com

Update 18/04/2018 um 20:21 GMT+2 Uhr

Seit Barry Sheene 1979 konnte kein britischer MotoGP-Pilot mehr die WM anführen, bis LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow in Argentinien an die Spitze fuhr. Der Brite sicherte sich im zweiten Saisonrennen seinen insgesamt dritten MotoGP-Sieg und den 750. für Honda. Gleichzeitig ist Crutchlow auch der erste Satellitenfahrer seit Sete Gibernau 2004, der die WM-Tabelle anführt.

Nach Haushaltsunfall gehandicapt: Cal Crutchlow

Fotocredit: SID

Drei Punkte liegt er vor dem Austin-Wochenende vor Andrea Dovizioso. Wird Crutchlow sich an der Spitze halten können und als erster Fahrer sogar mit einem Satellitenteam die Weltmeisterschaft gewinnen?
"Das ist eine schwierige Frage, aber würde ich nicht daran glauben, dann gäbe es keinen Grund, noch an der Rennstrecke zu erscheinen", meint der Honda-Pilot im Interview mit 'MotoGP.com'. Er muss aber auch zugeben: "Es wird sehr schwierig werden und ehrlich gesagt ist die Wahrscheinlichkeit gleich Null. Die Werke haben einfach so viel mehr Ressourcen verglichen mit einem Satellitenteam, sodass es einer sehr speziellen Leistung erfordern würde, das wirklich zu schaffen." Zwar hat Crutchlow einen Vertrag direkt mit Honda, ist also eigentlich ein Werkspilot, er fährt allerdings für die Mannschaft von Lucio Cecchinello.
Über die Unterstützung von Honda verliert der Brite kein schlechtes Wort. "Ich hatte immer tolle Unterstützung von Honda, schon seit ich Ende 2014 das erste Mal in die LCR-Garage gegangen bin." Sein Feedback zum Bike sei immer angekommen, das hat ihn schließlich 2018 auch in seine gute Ausgangslage gebracht.

Verlieren die Satellitenteams an Boden?

"Ich habe sehr hart für mein Team und Honda gearbeitet, da ich mit ihnen ein Bike kreieren wollte, auf dem wir alle konkurrenzfähig sein können. Ich hatte immer tolles technisches Personal von Honda in meiner Garage. Und sie waren offensichtlich sehr zufrieden damit, wie ich die ersten zwei Rennen gemeistert habe." Denn schon in Katar klopfte Crutchlow mit Rang vier am Podium an.
"Als Werksfahrer, der ich bin, habe ich tolle Unterstützung von Honda. Aber es gehört viel dazu, um zu gewinnen", weiß er. Das hängt zum einen von den Ressourcen der Teams ab: "Als Satellitenteam haben wir vielleicht 30 Leute, während ein Werksteam 90 an der Strecke hat." Außerdem können sich die Werke mit einem schnelleren Entwicklungstempo weiter absetzen: "Wir müssen erst sehen, wie die Werksteams ihre Bikes weiterentwickeln, wenn wir erst einmal nach Europa kommen. In dieser Phase der Saison könnte sich der Abstand in der Performance ausweiten", prophezeit Crutchlow.
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Cal Crutchlow (Honda LCR) - GP of Argentina 2018

Fotocredit: Getty Images

Dennoch ist er mit seiner Honda-Maschine glücklich: "Ich bin damit konkurrenzfähig und denke, dass ich damit noch stärker werden kann." Obwohl er nicht immer die neuesten Bauteile zur Verfügung gestellt bekommt. In Argentinien fuhr das Honda-Werksteam mit einer neuen Hinterradschwinge, die Crutchlow nicht bekam: "Ich muss schließlich mit dem, was ich habe, das Bestmögliche herausholen."

Seit 2009 Crutchlow nicht an WM-Spitze

"Die Leute in der Fabrik kennen den Unterschied von meinem Material, die Leute da draußen schauen hingegen nur auf das Ergebnis am Sonntag - aber sie kennen vielleicht das gesamte Bild nicht." Solche technische Änderungen können Zeitunterschiede von mehreren Zehntelsekunden bedeuten. "Natürlich hätte ich gerne die Schwinge, aber ich werde sie nicht kriegen, daher frage ich auch gar nicht danach."
Auch ohne neueste Hinterradschwinge erkämpfte sich der 32-Jährige in Termas de Rio Hondo den Sieg vor Johann Zarco und Alex Rins. Nur zwei Satellitenfahrer konnten in der Motorrad-Geschichte mehr Siege einfahren: Sete Gibernau (acht) und Marco Melandri (fünf). Crutchlow führte außerdem eine stolze Serie weiter: In den vergangenen sieben MotoGP-Jahren stand er jeweils zumindest einmal auf dem Podest. "Ich weiß, wie schwierig es ist, Rennen in der MotoGP zu gewinnen. Wenn wir jetzt nach Austin kommen, werde ich auch wissen, wie schwierig es ist, die Weltmeisterschaft anzuführen. Das ist mir seit der Supersport-WM 2009 nicht mehr gelungen!"
Der charismatische Brite ist jedoch kein Träumer. Er gäbe sich keinen Illusionen hin, denn die MotoGP-Saison 2018 werde bestimmt sehr hart umkämpft sein. "Das ist die längste Saison in der Geschichte und der Wettbewerb ist unglaublich stark. Für mich ist der Schlüssel zum Erfolg die Konstanz", verrät er. Sollte er auch an schlechten Tagen Punkte sammeln, dann könne er bis Jahresende in Valencia noch in einer aussichtsreichen Position liegen. "Du musst die Rückschläge einstecken und ruhig agieren, denn der diesjährige Titel wird am schwierigsten zu gewinnen sein. In diesem Jahr fahren zehn Jungs mit, die bei jedem Rennen auf das Podium fahren können."
Nicht nur Crutchlow macht sich auf einem Satellitenbike Hoffnungen auf mehr Erfolge, auch Johann Zarco (Tech-3-Yamaha) und Jack Miller (Pramac-Ducati) haben in diesem Jahr mit ihren Pole-Positionen bereits bewiesen, dass auch vermeintliche Außenseiter große Chancen haben. Crutchlow bedankt sich dafür bei MotoGP-Promoter Dorna: "Die Dorna und Carmelo Ezpeleta haben einen tollen Job gemacht."
"Sie haben eine Serie kreiert, in der Jungs, die nicht auf einem Werksbike sitzen oder nicht für ein Werk fahren, ebenfalls konkurrenzfähig sein können. Ich denke wirklich, dass die MotoGP derzeit das weltweit beste Sportevent ist. Die Show ist einfach verdammt spannend." Tatsächlich liegen die ersten elf Piloten in der WM-Wertung innerhalb eines Sieges, Tito Rabat hat auf Platz elf 24 Punkte Rückstand auf Crutchlow.
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