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Olympia 2022: Bilanz nach Winterspielen in Peking: Das Image hat weiter gelitten

Daniel Rathjen

Publiziert 21/02/2022 um 09:31 GMT+1 Uhr

Das Image von Olympia - ob im Sommer oder Winter - hat sich nach den Spielen in Peking 2022 eher nicht verbessert. Kritische Stimmen sind nach wie vor laut. Doch es gibt eine große Möglichkeit, dass die Winterspiele von Peking doch noch als Wendepunkt in die Geschichte des Sports eingehen könnten. Kulturwandel, Menschenrechte und Umweltschutz sind hier die entscheidenden Schlagworte.

Fragwürdige Winterspiele: Die Kritik bleibt

Die Olympischen Winterspiele in Peking 2022 - sie hatten durchaus ihre emotionalen Momente, insbesondere aus Sicht des "Team Deutschland". Mit zwölf Gold, zehn Silber- und fünf Bronze-Medaillen landete das Team D wie geplant zwischen den Ergebnissen von Sotschi 2014 und Pyeongchang 2018 und als Nummer zwei im Medaillenspiegel "wieder unter den besten drei Wintersportnationen", so Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig.
Abhaken lassen sich die vergangenen Wochen jedoch nicht so sachlich. Zu turbulent, zu außergewöhnlich waren die Begebenheiten in China - bei allen Beteiligten - um die Erfahrungen nicht noch nachklingen zu lassen. Das Olympische Komitee (IOC) mit Präsident Thomas Bach ist dabei im Fokus der Kritik, die nach wie vor laut ist.
In Peking, so sagte es Ex-Skirennläufer Felix Neureuther dem "Münchner Merkur", habe sich Bach "dem System gebeugt, er war ein Teil davon". Teil einer Propaganda-Show und damit "eines Traums für Chinas Präsident Xi Jinping, aber eines Albtraums für die Menschenrechte", wie "Human Rights Watch" urteilte.
Schlimmer noch: "Im Umgang mit Peng Shuai und Taiwan hat sich das IOC der chinesischen Staatsführung angedient", heißt es im Fazit des "Athletenvereins".
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IOC-Präsident Thomas Bach (l.) und Peng Shuai bei den Olympischen Winterspielen in Peking

Fotocredit: Eurosport

Die Tennisspielerin, um die sich die Sportwelt sorgt, präsentierte Bach zur Freude des Regimes auf der olympischen Bühne. Seht her: Ist doch alles in Ordnung. Unwidersprochen durften die Organisatoren ihre umstrittene Sicht von "einem China" verbreiten. Eine gewisse "Shut up and play"-Stimmung war stets greifbar, so berichteten die Reporter vor Ort.
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Fragwürdige Winterspiele: Die Kritik bleibt

Reizthema bleibt auch die Nachhaltigkeit. Zumindest an den Außenschauplätzen ist sehr viel Geld für ein sehr kurzes Vergnügen versenkt worden. Ob auf der 100-Millionen-Schanze von Zhangjiakou oder der noch viel teureren Bob- und Rodel-Bahn in Yanqing: Ob dort jemals wieder ein Weltcup ausgetragen werden wird, ist höchst fraglich. Und da auch der Nutzen für Freizeitsportler sehr begrenzt ist, werden sich viele Sportstätten in die lange olympische Reihe der am langfristigen Bedarf vorbeigeplanten "Weißen Elefanten" einreihen. Weil zudem munter gerodet wurde, Massen an Müll sowie groteske Mengen an Kunstschnee produziert wurden, waren diese Spiele kein Freudenfest des Umweltschutzes.
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Big-Air-Schanze im Industrie-Gebiet

Fotocredit: Eurosport

Diese Spiele waren vieles, auch politisch. "Kollateralschäden" nahm nicht nur DOSB-Chef Thomas Weikert wahr, er blickt aber "hoffnungsfroh" in die Zukunft, weil Olympia "jetzt in demokratische Länder vergeben" worden sei. "Go West" lautet das Motto. Paris 2024, Mailand/Cortina 2026, Los Angeles 2028, Brisbane 2032. Doch die Altlasten schleppt das IOC mit.
Die verstörenden Bilder der 15-jährigen Kamila Valieva, die unter der Last eines nächtlichen Justizkrimis, überzogener Erwartungen und verbissener Verantwortlicher zusammenbrach, belasten auch Bach. Der Fall Valieva ist noch immer eine Dopingaffäre, in der wieder einmal Russland im Mittelpunkt steht.
Bachs Zeit an der Spitze des IOC wird nahezu komplett überschattet vom Betrug der Sportnation an der olympischen Idee des fairen Wettstreits. 2024 werden Bachs letzte Spiele als IOC-Präsident sein, sollte er es sich nicht doch noch anders überlegen und die Charta zu seinen Gunsten ändern (lassen).

IOC braucht Kulturwandel

Russland wird 2024 in Paris nach Jahren in der vermeintlichen Verbannung ohne Sanktionen an den Start gehen, in voller Pracht mit Hymne und Flagge. Ein Kulturwandel habe nicht stattgefunden, sagen Beobachter wie Sarah Hirshland, oberste US-Olympionikin.
Einen Kulturwandel brauche auch das IOC, fordern die Athleten Deutschland. Es müsse "die Vergabe und Durchführung dieser Spiele kritisch analysieren und sich einer offenen Debatte zur Zukunft der Olympischen Bewegung stellen".
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Offiziell beendet: Die olympische Flamme in Peking erlischt

Mehr Demokratie, weniger Gigantismus - und ein Bekenntnis zu Menschenrechten, egal, ob in China oder Frankreich.
Dann könnten die Winterspiele von Peking vielleicht doch noch positiv in die Sportgeschichte eingehen: Als Wendepunkt.
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"Mon Amour": Eurosport-Experten freuen sich auf Paris 2024

(mit SID)
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