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Olympia 2022: Das große Zittern in Peking vor dem Corona-Chaos

Daniel Rathjen

Update 04/02/2022 um 06:09 GMT+1 Uhr

Das Feuer brennt noch nicht, da sind die Corona-Sorgen für das deutsche Team plötzlich allgegenwärtig: Einen Tag vor der Eröffnungsfeier in Peking hat der erste größere Ausbruch die Delegation erwischt, sechs positive Fälle in drei Teilmannschaften wurden am Donnerstag nachgewiesen. Extrem hart traf es auch das Team Norwegen. Mehr als 300 Fälle gibt es bereits. Das Virus trübt die Vorfreude.

"Ein Albtraum": Corona-Angst treibt deutsche Olympioniken um

Vor der klirrenden Kälte können sich die Athleten schützen.
Die Langläufer setzen beispielsweise auf Heizstrümpfe, wenn es bei Temperaturen von bis zu minus 20 Grad in die Loipe geht. Doch vor der unsichtbaren Gefahr, dem Coronavirus, ist auch bei den Olympischen Spielen in Peking natürlich niemand wirklich gefeit.
Die Labore werteten am Tag vor der Eröffnungsfeier Proben über Proben aus - und schließlich waren wieder zahlreiche Athletinnen und Athleten betroffen. Nicht nur der weltbeste Nordische Kombinierer, Jarl Magnus Riiber aus Norwegen, war infiziert - auch sechs positive Fälle in drei Teilmannschaften wurden am Donnerstag im Team Deutschland nachgewiesen.
Wer es ist, ob Athletinnen oder Athlet oder "nur" Betreuer oder Trainer, wurde nicht bekanntgegeben. Rodler Felix Loch deutete gegenüber "Bayern 1" an, dass einer der deutschen Positiven ein "dreimaliger Olympiasieger" sein soll.
"Die Teammitglieder sind symptomfrei und wurden zunächst vom Rest des Teams separiert", hieß es dagegen im Statement des DOSB: "Es werden weitere PCR-Tests zur Bestätigung durchgeführt. In Abhängigkeit vom Ergebnis wird das weitere Prozedere festgelegt."

Weitere PCR-Tests bringen Klarheit

Alle positiven Tests, so hieß es weiter, wurden bei der Einreise am Donnerstag entnommen. Dies schränkt den Kreis der betroffenen Teilmannschaften ein. So erreichten einen Tag vor der Eröffnung unter anderem die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft sowie die Nordischen Kombinierer die chinesische Hauptstadt. Am Mittwoch hatte es in Eiskunstläufer Nolan Seegert einen ersten positiven Fall unter den deutschen Sportlern gegeben.
Wichtig dürfte nun die genaue Einordnung werden. Handelt es sich um frische Infektionen mit entsprechend langwieriger Isolation? Oder wurden bei den sensitiven Tests nach der Ankunft in China "Altlasten" entdeckt, die möglicherweise bei Nachtestungen nicht mehr ausschlagen?
Positive Tests nach der Ankunft würden nun zu einem Rennen gegen die Zeit führen, zumal aufgrund des engen Kontakts in der Mannschaftssportart möglicherweise große Teile des Teams in Isolation müssten. Das erste Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft steht am kommenden Donnerstag gegen Kanada auf dem Programm. Bundestrainer Toni Söderholm könnte, wie schon die Handballer bei der vergangenen EM, Ersatz nachnominieren. Es gibt zu diesem Zweck ein erweitertes 35-köpfiges Aufgebot.
Auch hinter den Kombinierern, die mit fünf Athleten nach China gereist sind, liegen stressige Tage. Das Team von Bundestrainer Hermann Weinbuch gehörte zu den Sparten, die quasi direkt aus dem Weltcup-Betrieb nach Peking geflogen sind. Erst am Sonntag endete das renommierte Seefeld-Triple in Tirol, am Mittwoch reiste das DSV-Team dann Richtung Fernost.
Die Sorgen und die Angst vor Terminverschiebungen, Absagen oder gar Ausfällen spannt die Nerven aller Beteiligten bis zum Zerreißen an. Im Hochleistungssport, in dem es vor allem auch auf minutiöse Planung, optimale Vor- und Nachbereitung geht, ist eine solche Situation der Unsicherheit sehr sensibel und kommt einer Katastrophe gleich.
"Das schlaucht extrem", sagte Slalom-Ass Henrik Kristoffersen. Er bange vor jedem Test. "Wenn du bei einer Dopingkontrolle bist, weißt du ja, ob du etwas Dummes gemacht hast oder nicht", berichtete er, "aber jetzt hast du keinen blassen Schimmer. Es ist das totale Chaos."

Norwegen schraubt die Ziele runter

Wie groß die Anspannung ist, wurde auch in den Aussagen der Norwegerin Therese Johaug klar. "Die vergangenen Wochen waren von viel Angst geprägt", berichtete die Langlauf-Königin nach ihrer Ankunft in Peking blass, sie habe nachts Albträume von positiven Corona-Tests gehabt und stets befürchtet, sie könnte die Spiele in China doch noch verpassen.
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Der Grund zur Sorge scheint berechtigt gewesen zu sein. Keine andere Top-Nation ist vom Coronavirus so stark betroffen wie Norwegen, die Nummer eins von Pyeongchang 2018. Die Langläufer um die Favoriten Johaug und Johannes Hösflot Klaebo, der bei der Anreise eigens eine Ski-Brille trug, vermeldeten ebenso Fälle wie die Skispringer und Snowboarder. Sportchef Ivar Stuan kamen bei einer Pressekonferenz die Tränen, als er auf den Zustand seines Teams blickte.
Es gilt nun mehr denn je mit Vorsicht zu walten. Norwegen dämpfte bereits die großen Erwartungen und setzte eine Zielvorgabe von "bescheidenen" 32 Medaillen. Das setzt Angriffslust voraus", sagte NOK-Chef Tore Ovrebö, "aber das Ziel muss auch so realistisch sein, dass es keine Angst macht und zur Belastung wird."
Mit der Kälte kann jeder Wintersportler leben. Doch Corona drückt zusätzlich aufs Gemüt.
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