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Olympia 2022: Den Sportstätten in Peking droht der Verfall - Weltcups sind vor Ort erstmal keine geplant

Eurosport
VonEurosport

Publiziert 17/02/2022 um 13:51 GMT+1 Uhr

Mit den spektakulären und sündhaft teuren Sportstätten passiert nach den Olympischen Spielen wohl nicht viel. Es drohen riesige weiße Elefanten, statt nachhaltige Wintersportstätten, die auch in Zukunft Verwendung finden. Die Fragen, ob auf den gigantischen Anlagen in den kommenden Jahren Weltcups ausgetragen werden können, ist mehr als offen. Auch die Begeisterung der Athleten ist dürftig.

Nachhaltig sieht anders aus: Die gigantische Skisprungschanze in Zhangjiakou.

Fotocredit: Getty Images

Natalie Geisenberger hat ihr Urteil bereits gefällt. "Ich fahr hier keinen Weltcup mehr", sagte die Winter-Rekordolympionikin über eine mögliche Rückkehr in den gigantischen Eiskanal von Yanqing: "Ich weiß auch nicht, ob hier mal einer vorgesehen ist, oder ob das eine einmalige Sache war." Genau das weiß momentan keiner so genau.
Nicht bloß die Nachnutzung der für die deutschen Schlittensportler so goldenen Bob- und Rodelbahn ist völlig offen, auch mit vielen anderen der spektakulären und sündhaft teuren Sportstätten passiert nach den Olympischen Spielen wohl nicht viel.
Wenn der Wintersport-Zirkus am Wochenende weiterzieht, drohen in China vielerorts riesige weiße Elefanten.
Von wegen nachhaltig: Die Winterspiele von Peking setzten in Sachen Gigantismus neue Maßstäbe.
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Keine Anschluss-Weltcups geplant

Anschluss-Weltcups sind jedenfalls (noch) nicht geplant. Nicht im Yanqing Sliding Centre im Xiaohaituo-Gebirge, für das die Baukosten laut Schätzungen zwischen 500 Millionen und zwei Milliarden Euro liegen. Nicht im nagelneuen Ski-Alpin-Zentrum, wo in der Gebirgsregion Xiaohaituo 158 Schneekanonen für perfekte Pistenverhältnisse sorgen. Und auch nicht im futuristisch anmutenden und knapp 100 Millionen Euro teuren Snow Ruyi National Ski Jumping Centre der Skispringer.
Dabei wurde für das nagelneue Wintersportzentrum Zhangjiakou, in dem sich auch die Schanzen befinden, sogar ein ganzes Dorf umgesiedelt.
Denkbar wäre im Optimalfall eine Asien-Tour im Rahmen des Weltcups mit den Stationen Sapporo, Pyeongchang und Peking - aufgrund der fast nicht existenten Skisprung-Kultur an letzteren beiden Orten ist dies aber unrealistisch. Zumal sich die Lust der Athleten in Grenzen hält.
Ob Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher gerne wiederkommen würde? "Gerne nicht, es ist ziemlich weit weg und ziemlich kalt."

Corona macht die Planungen schwierig

Allein die logistischen Herausforderungen mit dem Transport der Massen an Material machen daraus ein schwieriges Unterfangen. Eine Überlegung unter den Bob- und Schlittensportlern: In einem Jahr, in dem die FIL (Rodeln) neben Europa in Asien Station macht, hält die IBSF (Bob/Skeleton) in Nordamerika. Und im nächsten Jahr dann umgekehrt.
"Wenn die Pandemie vorbei ist, glaube ich, dass hier wieder ein Weltcup gefahren wird", sagt Thomas Schwab, Vorstandschef des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD) und Mitglied der Bahnkommission: "Es wird schon darüber diskutiert."
Doch das klingt ein bisschen wie das Pfeifen im Walde. Zukunftsmusik. Denn sicher ist bislang noch gar nichts.
"Wenn die NoCovid-Strategie bleibt, werden wir nicht so schnell nach China zurückkehren", schränkt auch Schwab im "SID"-Gespräch ein: "Das ist nicht machbar und nicht zumutbar."

Felix Loch: Lieber Lillehammer statt Peking

Rodel-Rekordweltmeister Felix Loch hatte die Sportstätten schon vor den Spielen als "übertrieben und überdimensional" beschrieben, er sprach von chinesischem "Protz, um der Welt zu zeigen, was sie können". Das Konzept passe "einfach nicht mehr in die Welt, die sich ja gerade über Nachhaltigkeit Gedanken macht".
Das Internationale Olympische Komitee wird in dieser Debatte nicht müde, auf bereits vorhandene Sportstätten wie das "Vogelnest" (Eröffnungs- und Schlussfeier) sowie den "Water Cube" (Curling) zu verweisen, die schon bei den Sommerspielen vor 14 Jahren genutzt wurden.
Laut Ringeorden würden sich durch Olympia zudem mehr als 300 Millionen Chinesen für den Wintersport begeistern lassen, was die riesigen Investitionen rechtfertige.
Deutlich plausibler und vor allem nachhaltiger klingt da der Vorschlag Lochs. "Warum gehen wir nicht nach Lillehammer und bringen dort die Olympiastätten wieder auf Vordermann", sagte der Rodel-Olympiasieger: "Das wäre auch für den Nachwuchs ein Riesengewinn."
(SID)
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