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Philippe Gilbert exklusiv: Darum ist Tadej Pogacar gegen Mathieu van der Poel bei den kommenden Monumenten im Vorteil

Eurosport
VonEurosport

Update 21/04/2024 um 01:20 GMT+2 Uhr

Tadej Pogacar gegen Mathieu van der Poel - das Duell der beiden Radstars elektrisiert die Fans vor dem Ardennen-Klassiker Lüttich - Bastogne - Lüttich. Philippe Gilbert, der als Profi fünf Siege bei Monumenten des Radsports einfuhr, hat einen klaren Favoriten, wie er im Eurosport-Interview betont. Es spreche eine Menge für Pogacar, nicht zuletzt das Monsterprogramm von van der Poel.

Triumphfahrt im Velodrom: Van der Poel gewinnt sechstes Monument

Ex-Weltmeister Gilbert sieht den zweifachen Tour-Sieger Pogacar auch im Vorteil, wenn es um den Angriff der beiden auf Triumphe bei allen Monumenten geht.
"Mathieu van der Poel braucht günstige Umstände bei Lüttich und vor allem bei der Lombardei-Rundfahrt", erklärt Philippe Gilbert gegenüber Eurosport. Der Belgier, selbst bei beiden Rennen erfolgreich, gibt dem Niederländer nur begrenzte Chancen bei den letzten beiden Monumenten der Saison.
Anders sehe die Situation bei Tadej Pogacar aus. Der Superstar vom UAE Team Emirates habe eine ganze Reihe an Vorteilen.
Der Slowene befinde sich "mit einem so starken Team im Rücken und seinen Kletterqualitäten" in einer guten Ausgangsposition, um seine Titelsammlung auszubauen.
Bei van der Poel müsse dagegen "auf dem Papier alles zu 100 Prozent stimmen, damit er Lüttich gewinnen kann", so der 41-Jährige im Eurosport-Interview.
Ist Mathieu van der Poel in der Lage, Tadej Pogacar bei Lüttich - Bastogne - Lüttich zu schlagen?
Philippe Gilbert: Ich würde sagen, nein! Van der Poel hat ein großes Rennen nach dem anderen bestritten, stand unter starkem medialen Druck. Er hat lange Solo-Attacken gezeigt, die sehr viel Energie gekostet haben. Es ist ja nicht so, dass er einen Sprint mit fünf anderen Fahrern gewonnen hätte, vor dem er sich die Anstrengungen in einer Spitzengruppe mit anderen hätte teilen können. Sowohl bei der Ronde van Vlaanderen als auch in Roubaix hat er viel Kraft verbraucht. Danach hätte er auf das Amstel Gold Race verzichten und sich auf das spezielle Training für Lüttich konzentrieren sollen.
Inwiefern hätte das seine Ausgangsposition verändert?
Gilbert: Er hätte jetzt eine echte Chance. Ich kenne sein genaues Gewicht nicht, habe aber den Eindruck, dass er in den vergangenen zwei Jahren zugelegt hat. Van der Poels Schultern und sein Oberkörper wirken sehr muskulös. Er hat eindeutig nicht das Profil eines Bergfahrers, das ist sicher. Aber Mathieu bleibt ein Ausnahmefahrer. Bedeutet: Bei diesen Fahrern sollte man besser keine Prognosen mehr wagen, weil sie einen jedes Mal aufs Neue überraschen. Wenn man Tom Pidcock, der etwa 50 Kilogramm wiegt, im Finale von Mailand-San Remo sprinten sieht, ist das überraschend. Deshalb vermeide ich es, kategorisch zu denken. Letztlich müsste auf dem Papier aber alles zu 100 Prozent stimmen, damit van der Poel in Lüttich gewinnen kann.
In dem Moment, in dem Tadej Pogacar angreift, werden nicht mehr viele in der Lage sein, zu reagieren.
Welche Strategie würden Sie Pogacar für Lüttich empfehlen?
Gilbert: Lüttich bedeutet mehr als 4000 Höhenmeter. Was auch immer passiert, die Fahrer müssen viel klettern. Wenn ich Pogacar wäre, mit einem so starken Team im Rücken und seinen Kletterqualitäten, würde ich im letzten Drittel des Rennens ein sehr hohes Tempo vorlegen.
Warum so spät?
Gilbert: Weil es am Anfang nichts bringt, sein Team zu überanstrengen. Es ist besser, später alle Fahrer an die Grenze zu bringen: Nicht Pogacar selbst, aber die anderen um ihn herum, indem man die letzten sieben, acht Anstiege sehr schnell nimmt. Dadurch wird es eine natürliche Auslese geben. In dem Moment, in dem Tadej angreift, werden nicht mehr viele in der Lage sein, zu reagieren. Er wird seinen Angriff wohlüberlegt vorbereiten, indem er sein Team einsetzt - das wird genug Wirkung entfalten, um das Peloton zu ermüden.
Van der Poel braucht günstige Umstände bei Lüttich und vor allem bei der Lombardei-Rundfahrt. Bei diesem letzten Monument müssten die Organisatoren ein ähnliches Finale anbieten wie zu der Zeit, als ich gewonnen habe.
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Gilberts Ardennen-Triple: Dreierpack bei Amstel, Flèche, Lüttich 2011


Wer ist eher in der Lage, alle fünf Monumente zu gewinnen - Pogacar oder van der Poel?
Gilbert: Pogacar ist jemand, der diese Art von Herausforderung liebt. Er hat es dieses Jahr bestätigt: Mit seiner immer weiter wachsenden Erfolgsliste will er der beste Fahrer der Geschichte werden - und warum sollte er nicht versuchen, Eddy Merckx zu übertreffen? Das zeigt, wie ehrgeizig Tadej ist. Wenn er noch fünf Jahre so weitermacht, wird er eine sensationelle Bilanz vorzuweisen haben. In der vergangenen Saison hat er versucht, die drei Ardennen-Rennen zu gewinnen, leider ist er dabei bei Lüttich - Bastogne - Lüttich gestürzt. Ich habe aber gespürt, dass es für ihn eine enorme Motivation ist, solche Leistungen zu vollbringen. Pogacar geht die Dinge in der gleichen Reihenfolge an wie ich: Er hat Monumente und die schwierigsten Rennen mit den meisten Höhenmetern in jungen Jahren gewonnen. Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber wenn man älter wird, wird man fülliger und etwas kräftiger. Selbst Alejandro Valverde dürfte am Ende seiner Karriere ein oder zwei Kilo mehr gewogen haben als in jüngeren Jahren. Das kann man nicht ändern, der Mensch verändert sich eben ab Mitte 30. Von daher bin ich der Meinung, dass Pogacar die Dinge in der richtigen Reihenfolge angeht.
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Philippe Gilbert bei Lüttich-Bastogne-Lüttich 2022

Fotocredit: Getty Images

Wie sieht es bei van der Poel aus?
Gilbert: Van der Poel braucht günstige Umstände bei Lüttich und vor allem bei der Lombardei-Rundfahrt. Bei diesem letzten Monument müssten die Organisatoren ein ähnliches Finale anbieten wie zu der Zeit, als ich dort gewonnen habe. Bei mir waren die Strecken etwas leichter, heute haben wir es mit wirklich sehr schweren Austragungen zu tun - mit mehr Anstiegen und einem Finale, das aus Steigungen besteht, für die du länger als zehn oder Minuten benötigst. Fahrer wie van der Poel kommen da nicht vorne mit drüber. Selbst ein Wout Van Aert hat es schwer. Eine Top-5-Platzierung oder auch das Podium für van der Poel, warum nicht? Aber er wird immer auf einen leichteren Bergspezialisten treffen, der besser durchkommt, weil er sich mehr Körner gespart hat. Es ist nun einmal extrem schwierig, die Kletterer in ihrem Metier herauszufordern, wenn man ein bisschen schwerer ist.
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Highlights: Pogacar und UAE vollenden Coup am Berg


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