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Paris-Roubaix - John Degenkolb wird mit Sturz im Finale zum tragischen Helden: "Sehr enttäuschend"

Jonas Klinke

Update 09/04/2023 um 22:36 GMT+2 Uhr

Seine Tränen auf den letzten Metern im Velodrom von Roubaix berührten nicht nur die deutschen Radsport-Fans: Unter großem Applaus des Publikums fuhr ein enttäuschter John Degenkolb nach einem eigentlich großartigen Auftritt auf den 256,6 Kilometern von Compiègne nach Roubaix ins Ziel. Doch die Krönung blieb aus. Ein Sturz rund 16,4 Kilometer vor Ende zerstörte alle Hoffnungen auf den großen Coup.

"Das darf doch nicht wahr sein!" Degenkolb stürzt an der Spitze

Im berühmten Carrefour de l'Arbre, dem viertletzten von insgesamt 29 Sektoren, fuhr John Degenkolb in der Spitzengruppe an Position zwei liegend rechts neben dem Kopfsteinpflaster, als plötzlich Mathieu van der Poel an seiner Seite auftauchte.
Als beide auf van der Poels Teamkollege Jasper Philipsen auffuhren, kam es zur Kollision. Leidtragender war Degenkolb, der bei hohem Tempo 16,4 Kilometer vor dem Ziel in die Wiese stürzte.
Auch van der Poel kam leicht aus der Balance, fand diese jedoch schnell wieder und setzte Wout van Aert (Jumbo-Visma) nach, der attackierte. Und während anschließend van der Poel, auch aufgrund eines Defekts bei van Aert zum Solo-Sieg stürmte, hetzte Degenkolb völlig verzweifelt seinen ehemaligen Mitstreitern hinterher.
So sehr er auch kämpfte, es reichte am Ende "nur" zu Rang sieben. 2:35 Minuten nach van der Poel erreichte der Oberurseler mit Tränen in den Augen die Ziellinie im Velodrom von Roubaix, wo es anschließend zu einer besonderen Geste kam: Van der Poel und sein Teamkollege Jasper Philipsen, der Zweiter wurde, trösteten den am Boden liegenden und völlig ausgepumpten Degenkolb.
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Tolle Geste: Sieger Mathieu van der Poel (Mitte) und der Zweite Jasper Philipsen trösten den am Boden liegenden John Degenkolb

Fotocredit: Getty Images

Degenkolb: "Es ist sehr enttäuschend"

Sein Team DSM feierte Degenkolb als "unseren Paris-Roubaix-Helden". "Keine Worte notwendig - wir sind unglaublich stolz auf dich", twitterte der Rennstall zu einem Bild des völlig erschöpften Deutschen.
"Es ist nicht einfach zu beschreiben, wie groß die Enttäuschung ist. Es ist lange her, dass ich in einem solchen Finale gestanden habe. Ich denke, wir sind ein wirklich gutes Rennen gefahren", sagte Degenkolb, der trotz des Malheurs erstmals seit 2017 bei seinem Lieblingsrennen in die Top Ten fuhr.
Doch angesichts des bitteren Rennverlaufs war dies erstmal nur ein schwacher Trost. "Es ist sehr enttäuschend, solch eine Chance auf ein gutes Resultat genommen zu bekommen", so der Sieger von 2015 weiter.
Bis dahin war für ihn und sein Team nämlich alles nach Plan gelaufen. Degenkolb fuhr sehr aufmerksam und folgte van der Poel und van Aert in die Verfolgergruppe, die nach dem Wald von Arenberg zu einer vierköpfigen Spitzengruppe aufschließen sollte.
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Van der Poel überragt auf den Pavés - Degenkolb stürzt im Finale

Degenkolb hielt sehr gut mit. Zwischenzeitlich schien es sogar so, als wäre er der einzige, der einer von van der Poels unzähligen Attacken folgen könnte. Doch auch wenn dieser Fluchtversuch nur von kurzer Dauer war, so wurden die Hoffnungen auf einen zweiten Coup in der "Hölle des Nordens" immer realistischer - ehe sie im Carrefour de l'Arbre auf brutale Weise zerplatzten.

Degenkolb über Sturz: "Am Ende war kein Platz mehr für mich"

"Am Carrefour war ich auf der rechten Seite der Strecke und Jasper (Philipsen, d. Red.) ist ein bisschen nach rechts gezogen. Da war ich schon im Graben und Mathieu hat sich durchgezwängt und am Ende war kein Platz mehr für mich und ich bin in die Zuschauer am Straßenrand gekracht", beschrieb Degenkolb die entscheidende Szene.
Auch körperlich hinterließ der Sturz offenbar Spuren: "Ich habe gerade ziemlich starke Schmerzen in der Schulter", erklärte Degenkolb.
Am meisten schmerzte aber wohl die verpasste Chance. "Sicherlich war ich nicht der Stärkste in dieser Gruppe, aber Roubaix ist Roubaix und wenn du in dieser Gruppe bist, kann alles passieren", so der 34-Jährige.
Dies zeigte sich auch wenig später, als van der Poel von einem Defekt seines Rivalen van Aert profitierte und plötzlich alleine gen Sieg in Roubaix fuhr.

Degenkolb fährt an der Spitze über eigenes Pavé: "Außergewöhnlich"

Trotz aller Enttäuschung nahm Degenkolb aber auch etwas Positives aus diesem Ostersonntag im Norden Frankreichs mit. Wenige Kilometer nach dem Wald von Arenberg fuhr er mit der Spitzengruppe über Sektor 17 Hornaing à Wandignies, der nach dem Hessen benannt ist. Für Degenkolb ein ganz besonderer Moment.
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Platz sieben nach Sturz: Enttäuschter Degenkolb ringt um Worte

"An erster Position liegend in so einer schweren Gruppe auf meinem eigenen Pavé zu fahren, hat mir heute sehr viel bedeutet. Das war ein außergewöhnlicher Moment, an den ich mich für den Rest meines Lebens erinnern werde", schwärmte er nach dem Rennen.
Leider sollte es der einzige außergewöhnliche Moment an diesem Tag bleiben.
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Van der Poel siegt bei Paris-Roubaix - Tränen bei Degenkolb

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