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Tour de France der Frauen: Lisa Brennauers große Vorschau zu Strecke, Etappen, Favoritinnen und Gelbem Trikot

Felix Mattis

Update 26/07/2022 um 13:31 GMT+2 Uhr

Am Sonntag endet in Paris auf den Champs-Élysées nicht nur die Tour de France der Männer, sondern es beginnt auch die nach mehr als 30 Jahren zurückkehrende Tour de France Femmes. Der gesamte Frauenradsport erhofft sich durch das achttägige Event, das mit einer Bergankunft an der Super Planche des Belles Filles endet, einen großen Schub. Unsere große Vorschau zum Frauen-Rennen mit Lisa Brennauer!

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Lisa Brennauer vom Ceratizit – Wnt Pro Cycling Team bei der Tour der France Femmes 2022

Fotocredit: Imago

Lisa Brennauer vom Team Ceratizit - WNT ist seit mehr als einem Jahrzehnt Profi, die 34-Jährige hat schon so gut wie jedes Rennen bestritten und große Siege eingefahren.
Sie wurde in Tokio 2021 Olympiasiegerin in der Mannschaftsverfolgung auf der Bahn - inklusive dreier Weltrekorde - und gewann WM-Gold in den verschiedensten Disziplinen auf Bahn und Straße.
Trotzdem ist die Rückkehr der Tour de France in den Rennkalender der Frauen auch für sie noch etwas ganz Besonderes. Im Interview blickt sie auf das neue Highlight der Saison, die Strecke und Topfahrerinnen.
Frau Brennauer, wie groß ist die Vorfreude?
Lisa Brennauer: Riesig. Mein ganzes Team freut sich mega, denn es wird ein super Event. Es ist etwas Besonderes. Wir haben jahrelang immer wieder davon gesprochen, haben uns die Tour de France gewünscht. Es ist einfach ein Rennen, dass wir selbst als Jugendliche schon verfolgt haben - und jetzt können wir Teil davon werden.
Waren Sie früher selbst an der Strecke der Tour?
Brennauer: Nein, leider nicht. Ich habe zwar mit 13 oder 14 Jahren mit dem Radsport angefangen und es hätte sich sicher irgendwann ergeben können, aber hat es nicht. Wir waren als Familie einfach nie da, haben auch nie Frankreich-Urlaub gemacht und ich spreche auch kein Wort Französisch. Erst als Profi später war ich dann 2017 mit Sponsoren mal beim Tour-Start in Düsseldorf.
Gibt es Streckenabschnitte der Männer-Tour, die ihnen besonders am Herz liegen und die Sie selbst gerne mal fahren würden?
Brennauer: Da kommen mir sofort Alpe d'Huez und der Mont Ventoux in den Kopf, aber auch noch ein kleinerer Berg: Die Lacets de Montvernier mit diesen vielen Kehren. Das ist mein absolutes Highlight, den würde ich so gerne mal fahren!
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Tour-Berge: Die Lacets de Montvernier auf der 11. Etappe unter der Lupe

Etwas Tour-Erfahrung haben Sie trotzdem schon, denn in den letzten Jahren gab es das Eintagesrennen La Course. Auf den Champs-Élysées waren Sie dort sogar schon mal Vierte. Wieso ist das jetzt anders mit der Tour de France Femmes?
Brennauer: Es ist mehr unser eigenes Ding. Es besteht eine enge Verknüpfung zum Männer-Rennen, was auch sehr wichtig ist. Aber trotzdem ist es jetzt unsere eigene Tour de France und wir fahren nicht nur ein einzelnes Rennen quasi als Gäste am Rand der Männer-Tour.
Welche persönlichen Ziele haben Sie?
Brennauer: Ich muss realistisch sein: Auf die Gesamtwertung werde ich kein Auge werfen, weil mir die Bergetappen zum Schluss nicht super in die Karten spielen. Aber auf den ersten Etappen haben wir als Team Chancen und auch ich kann meine Stärken dort ausspielen. Klar träumt man von einem Etappensieg oder einem Gelben Trikot. Aber wenn, dann muss ich da auf den ersten Etappen zuschlagen. Zum Beispiel sollte mir auch die 4. Etappe über den Schotter normalerweise liegen.
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Tour de France der Frauen 2022: Die Strecke aller acht Etappen

Sie sind spät in die Saison eingestiegen und hatten dann im April auch noch Corona, was Sie lange beeinträchtigte. Sind Sie inzwischen wieder voll da?
Brennauer: Ich denke es geht wieder gut, ja. Aber es wird auf jeden Fall eine sehr harte Tour, weil alle motiviert sind und immer alles geben werden. Das wird schon auch topfit eine große Herausforderung.
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"Unwirklich!" Brennauer über die goldene Weltrekordjagd in Tokio

Welchen Stellenwert hätte denn ein Tour-Etappensieg oder das Tragen des Gelben Trikots für eine Bahn-Olympiasiegerin, Weltrekordlerin und Zeitfahr-Weltmeisterin?
Brennauer: Das würde sich auf jeden Fall ganz weit oben einreihen in meinen Palmares. Aber die Siege bei Olympia oder der WM sind etwas ganz Besonderes. Ich glaube nicht, dass das ein Tour-Etappensieg einfach wegkicken würde.
Was sind die Highlights des Parcours? Wo entscheidet sich die Tour?
Brennauer: Schon auf der 3. Etappe wird es im Finale schwer, aber vor der 4. Etappe muss man sich dann wirklich in Acht nehmen. Das wird wirklich gefährlich für die Klassementfahrerinnen, weil dieser Tag viel unberechnbarer ist als die Bergetappen. Dort kann ständig etwas passieren. Aber natürlich fällt die Entscheidung über den Sieg am Ende dann mit den Bergetappen in den Vogesen.
Wer sind auf einem so schweren Parcours die Favoritinnen? Auf wen sollte man achten?
Brennauer: Ich würde auf jeden Fall als erstes natürlich Annemiek van Vleuten nennen. Aber eine sehr starke Aufsteigerin ist Marta Cavalli, bei der man auch das ganze Team FDJ mit nennen sollte. Sie werden Annemiek das Leben schwer machen wollen. Gespannt sein sollte man auch auf Kasia Niewiadoma, die den Giro ausgelassen hat. Elisa Longo Borghini traue ich auch einiges zu – und jetzt hätte ich fast Demi Vollering vergessen! Das sind meine Hauptfavoritinnen für die Gesamtwertung.
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Highlights: Italienischer Zauber beim Giro - van Vleuten holt Gesamtsieg

Bis auf Niewiadoma sind die alle auch Anfang Juli den zehntägigen Giro d'Italia gefahren und hatten dann nur 13 Tage Pause. Was bedeutet diese Doppelbelastung?
Brennauer: Ich denke, dass gerade ältere Fahrerinnen, die schon viele Wettkämpfe über die Jahre gefahren sind, das gut wegstecken und deshalb schon machen können. Es war genug Zeit dazwischen, um sich zu erholen und dann auf den zweiten Höhepunkt zu schauen. Aber gerade bei jungen Fahrerinnen muss man aufpassen. Denen würde ich das körperlich und vor allem für den Kopf nicht antun. Aber gerade Van Vleuten oder Longo Borghini, die können das gut machen.
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Lisa Brennauer und das Ceratizit – Wnt Pro Cycling Team bei der Tour der France Femmes 2022

Fotocredit: Imago

Und wer sind die Stärksten in den Sprints?
Brennauer: Ganz sicher Lorena Wiebes. Die ist in dieser Saison fast noch gar nicht geschlagen worden. Sie und Elisa Balsamo werden auf den flachen Etappen die sein, die es zu schlagen gilt. Balsamo traue ich auch zu, einige Tage auch über die ersten Hügel hinweg Gelb zu tragen.
Was ist den anderen Deutschen zuzutrauen?
Brennauer: Liane Lippert hat sicher eine ganz große Chance auf ein Spitzenergebnis und auch einen Etappensieg. Aber sie hat in ihrer Teamstruktur mit Juliette Labous wahrscheinlich auch noch jemand vor der Nase, die in den langen Anstiegen zuletzt noch besser war. Deshalb muss man da sehen, wo sie Freiheiten bekommt, zumal DSM eben für die Flachetappen auch Wiebes hat. Aber für Lili sind gerade die hügeligen Tage sicher gut. Und sonst wird man sicher die Eine oder Andere in Ausreißergruppen sehen.
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Prost! Lippert stößt auf Amstel-Podium an

Bei der Premiere ist die Tour de France Femmes acht Etappen lang, nicht 21 wie bei den Männern. Wäre mehr für das Frauen-Peloton noch zu viel?
Brennauer: Das denke ich nicht. Ich glaube, dass es für den Anfang jetzt ganz gut ist mit den acht Tagen. Aber vielleicht wird sie ja bald dann auch zehn, zwölf oder 14 Tage lang. Ich denke, dass das von der Leistungsfähigkeit her geht. Vor acht Jahren sind zwei Teamkolleginnen von mir (Trixi Worrack und Evelyn Stevens, Anm. d. Red.) auch hintereinander den Giro d'Italia und die Thüringen-Rundfahrt gefahren – 17 Renntage am Stück, ohne Ruhetag. Was sich aber dafür verändern müsste, wären die Team-Infrastrukturen.
Was der Tour fehlt ist ein Einzelzeitfahren - die Disziplin, in der Sie 2014 Weltmeisterin waren. Sie haben sich via Social Media gemeinsam mit Weltmeisterin Ellen Van Dijk und Vize-Weltmeisterin Marlen Reußer dafür stark gemacht, dass der Kampf gegen die Uhr wieder mehr stattfindet?
Brennauer: Ja, das ist schade. Ich finde, dass das dazugehört, aber in der gesamten WorldTour finden kaum noch Zeitfahren statt. Darauf wollten wir aufmerksam machen, damit sich das in Zukunft wieder etwas ändert. Wir finden diese Disziplin so schön - und klar: Wenn man da auch noch seine Stärken hat, macht man sich auch erstrecht dafür stark.
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We love Cycling: Skoda ist stolzer Sponsor der Tour de France und der Tour de France Femmes

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