Emotionaler Appell nach Tod von Muriel Furrer - Andrea Raccagni stößt mit Instagram-Post Sicherheitsdebatte an
Update 08/10/2024 um 10:16 GMT+2 Uhr
Der tödliche Sturz der Schweizer Nachwuchsfahrerin Muriel Furrer im Juniorinnen-Rennen bei der WM in Zürich beschäftigt die Welt des Radsports weiter. Elf Tage nach dem schrecklichen Vorfall meldete sich Andrea Raccagni zu Wort und stieß eine Sicherheitsdebatte an. "Es ist auch unsere Schuld", schrieb der 20-Jährige auf Instagram und forderte andere Athleten dazu auf, ihr Schweigen zu brechen.
Der Tod von Muriel Furrer beschäftigt die Welt des Radsports
Fotocredit: Imago
"Wenn wir jetzt an diesem Punkt angelangt sind, liegt es daran, dass wir nicht einmal versuchen, die Dinge zu ändern", führte der Italiener weiter aus, der selbst bei der WM im Einsatz war.
Zu den genauen Umständen des Todes von Furrer könne er selbst nicht viel sagen, vielmehr wolle er aber versuchen, mithilfe seiner Perspektive ein wichtiges Thema anzuschieben.
Raccagni nahm drei Tage vor dem verhängnisvollen Sturz von Furrer am Zeitfahren der Junioren teil, reihte sich in der Endwertung auf dem 13. Platz ein. Auf den 29,9 Kilometern sah sich der Italiener einem eigenen Aussagen zufolge unnötigen Risiko ausgesetzt.
"Jeder Athlet riskierte sein Leben auf einer Abfahrt, die keinen Sinn machte - und jeder wusste es", prangerte er an. Der Radsport sei in seinen Grundzügen bereits sehr gefährlich "und in dem Moment, in dem man sich entscheidet, an einem Rennen teilzunehmen, weiß man, welche Risiken man eingeht", erklärte er weiter. "Aber das hier, das ist etwas mehr."
Raccagni entschuldigt sich bei Furrer
Die Ursachenfindung bei derart tragischen Unfällen sei laut Raccagni vielschichtig.
"Es bedeutet einfach, dass die Leute, die die Entscheidungen treffen, sich überhaupt nicht um unsere Sicherheit kümmern und dass wir selbst keinerlei Respekt vor unserem Leben haben", nahm er sowohl die Verantwortlichen als auch die Athleten in die Pflicht.
Entscheidungen über riskante Streckenführungen würden von den Fahrern größtenteils einfach hingenommen, "aber ist es das, was wir wollen?", fragte Raccagni. "Sicherlich nicht Muriels Familie."
Bei den Angehörigen der verunglückten Nachwuchsfahrerin entschuldigte er sich dafür, dass er seine Bedenken nicht frühzeitig angesprochen hatte.
Dann richtete er sich an Furrer selbst: "Ich möchte mich auch bei dir entschuldigen", schrieb er. "Wie jeder andere 18-Jährige hast du es verdient, dein Leben in vollen Zügen zu genießen und es nicht auf diese Weise zu verlieren. Deswegen fühle ich mich schuldig."
Emotionaler Appell soll um die Welt gehen
Daraufhin forderte er Athleten, die ebenso gefährliche Situationen durchgemacht haben ohne die Missstände jemals angesprochen zu haben, dazu auf, auf sich aufmerksam zu machen.
"Es liegt an uns, denn wir haben in der letzten Zeit gesehen, dass etwas nicht richtig funktioniert", so Raccagni, der im nächsten Jahr als Profi bei Soudal Quick-Step fahren wird.
Sein emotionaler Appell soll um die Welt gehen, "damit wir so laut wie möglich sind, um den Sport, den wir lieben, ein wenig sicherer zu machen."
Etliche Radsportler reagierten bereits auf den Post, so u.a. Australiens Landesmeister Luke Plapp, die einstige Vizeweltmeisterin Rachel Neylan, der U23-Vizeeuropameister im Zeitfahren Jens Verbrugghe oder die Radprofis Arianna Fidanza, Tara Gins oder Letizia Borghesi.
Neue Erkenntnisse im Fall Furrer
Unterdessen laufen im Hintergrund noch die Untersuchungen zum genauen Hergang des Sturzes von Furrer.
Neuesten Erkenntnissen zufolge sei die 18-Jährige im Waldstück am Küsnachterberg, in dem sie von der Strecke abgekommen ist, nicht alleine unterwegs gewesen.
Auf Grundlage eines Videos, das ungefähr 400 Meter vor der Unfallstelle entstand, ermittelte der "Blick" zwei Fahrerinnen, mit denen Furrer kurz vor dem Unglück unterwegs war.
Die Verantwortlichen der entsprechenden Nationalverbände bestätigten dem Schweizer Medium, dass die beiden U19-Fahrerinnen in der Nähe des Sturzopfers fuhren und den Behörden bei der weiteren Aufklärung des Falls helfen wollen.
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Quelle: Eurosport
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