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Lara Colturi schreibt Geschichte mit 18 Jahren - warum das Toptalent aus Italien jetzt für Albanien durchstartet
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Update 27/11/2024 um 12:34 GMT+1 Uhr
Lara Colturi hat die Szene mit ihrem ersten Weltcup-Podium in Erstaunen versetzt. Mit 18 Jahren fuhr die gebürtige Italienerin, die für Albanien startet, im Slalom von Gurgl auf Platz zwei. Schneller war nur Mikaela Shiffrin, mit der Colturi bereits verglichen wird. Dafür mag es noch etwas früh sein, unbestritten aber ist, dass der kometenhafte Aufstieg der Turinerin alles andere als Zufall ist.
Colturi schreibt Geschichte: Erstes Podium für Albanien
Quelle: Eurosport
Lara Colturi bezeichnet sich auf Instagram als "Speed Girl". Sie liebe das Abenteuer, den Tanz auf Messers Schneide.
Seit ihrem Podest-Coup von Gurgl kann sich der Teenager sicher sein, dass eine breite Wintersport-Öffentlichkeit ihren Weg genau verfolgen wird, denn: Colturi hat nicht nur das erste Alpin-Podium für Albanien geholt, sie könnte auch die Hierarchie auf der Piste gehörig durcheinanderwirbeln.
"Es ist faszinierend, ein so junges Talent an der Weltspitze zu sehen. Das verspricht eine spannende Saison - und ich bin gespannt, wie Lara sich bei der nächsten Weltcupstation in Killington schlagen wird", sagte 2010-Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg exklusiv bei Eurosport.de. Dort, in den Green Mountains des US-Bundesstaats Vermont, stehen ein Riesenslalom und ein Slalom an.
Colturi beherrscht beide Disziplinen, ist aber genauso im Super-G zuhause. Ein Speed Girl eben. Das Talent wurde der Italienerin in die Wiege gelegt. Mama Daniela Ceccarelli wurde 2002 in Salt Lake City Olympiasiegerin im Super-G, heute trainiert sie ihre Tochter und hat dabei einen klaren Plan. Als Lara 15 Jahre alt war, entschied die Familie, vom italienischen Skiverband zum albanischen zu wechseln.
Rebensburg lobt Colturi: "Beeindruckend intensives Programm"
Hat nicht allen gefallen in Italien, hatte aber gute Gründe. "Die Familie hat früh enorm viel in den Sport investiert und verfolgt ein beeindruckend intensives Programm. Ich kann das gut beurteilen, da mein früherer Servicemann inzwischen für Lara arbeitet. Hinter diesem Erfolg steckt ein enormer Zug", erläutert Rebensburg.
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Highlights: Colturi überrascht - Shiffrin dominiert
Quelle: Eurosport
Durch den Wechsel nach Albanien müsse Colturi nicht alle Jugendmannschaften durchlaufen, sei freier in ihren Entscheidungen. "Ich glaube, dass der Weg in Italien der Familie zu langsam gegangen wäre", so die Eurosport-Expertin. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hätte das Supertalent bei den Azzurre länger auf das Debüt im Weltcup warten müssen.
Der zweite Platz beim Slalom von Gurgl kam allerdings so schnell, dass das Team um Colturi selbst überrascht war. Umso mehr, als dass sich die Piemontesin im Februar 2023 einen Kreuzbandriss zuzog - nur kurz, nachdem sie bei den Junioren-Weltmeisterschaften in St. Anton Gold im Super-G und Bronze im Riesenslalom gewonnen hatte.
Colturi cool: "Was ich nicht brauche, werfe ich weg"
Von daher sei das Ziel in diesem Winter eher darauf ausgelegt gewesen, punktuell an den Top 10 oder Top 5 anzuklopfen, wie von Rebensburgs ehemaligem Servicemann Andrea Vianello, der inzwischen für Colturi arbeitet, zu erfahren ist. Die Gurgl-Gala hätte die gesamte Entourage überrascht. Sie bezeichne sich zwar als "ehrgeizig", setze sich aber "kleine Ziele und versuche, diese zu erreichen", betonte Colturi im Interview mit "Olympics.org".
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Lara Colturi holt sich in Gurgl das erste Weltcup-Podium
Fotocredit: Getty Images
Das Podest nimmt die junge Athletin natürlich gerne mit, der Fokus ist aber (noch) nicht auf die Platzierungen ausgerichtet. "Ich nutze diese ersten Jahre vor allem, um zu experimentieren und zu verstehen, was ich brauche. Was ich nicht brauche, werfe ich weg", so Colturi. "Kein Stress, nur Spaß", laute das Motto.
Nachdem sie im vergangenen Winter aber vier Top-15-Resultate, darunter ein neunter Platz bei Slalom in Flachau, einfuhr und nun in die Top 3 durchbrach, ist der Konkurrenz klargeworden: Ein reiner Spaß sind die Auftritte der Teenagerin nicht. Da kommt vielmehr eine nach, die schon sehr bald konstant vorne mitfahren dürfte, eine ernstzunehmende Rivalin.
Vergleich mit Shiffrin: Colturi sieht eine Gemeinsamkeit
Bei Vergleichen zu Shiffrin ist aber Vorsicht geboten. "Niemand hat je so viele Siege eingefahren wie sie. Mika ist eine außergewöhnliche Athletin, und es bleibt fraglich, ob wir jemals wieder eine Skifahrerin ihres Kalibers erleben werden", unterstreicht Rebensburg und spielt damit auf die sagenhaften 99 Weltcupsiege an, die bereits auf dem Konto der US-Amerikanerin stehen.
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Lara Colturi (li.), Mikaela Shiffrin (Mitte) und Camille Rast (re.) auf dem Podium in Gurgl
Fotocredit: Getty Images
Colturi erklärte indes, dass sie zu Shiffrin aufsehe und bewundere, wie die 29-Jährige bei sich bleibe, egal was sich um sie herum abspiele. Eine Gemeinsamkeit habe sie aber auch entdeckt. "Mikaela ist immer fokussiert, konzentriert. Darin fühle ich mich ihr ähnlich."
Colturi hatte die Wahl: Eiskunstlauf oder Ski alpin?
Der Alpin-Shootingstar hatte in jungen Jahren allerdings noch eine zweite Option. "Interessanterweise war Lara früher auch im Eiskunstlauf sehr erfolgreich, und es stand wohl zeitweise zur Diskussion, welchen Weg sie einschlagen sollte", sagt Rebensburg. "Durch den sportlichen Werdegang der Familie war jedoch schnell klar, dass sie sich für den Skisport entscheiden würde."
Eine gute Wahl, wie es scheint. Ebenso wie die Entscheidung, ihr Glück in Albanien zu versuchen. Schon jetzt hat sich die Turinerin dort eine Fangemeinde aufgebaut. "Es gibt so viele Albaner*innen, die mir in den sozialen Medien folgen und uns anfeuern. Wenn ich nach Albanien komme, sind die Menschen sehr gastfreundlich. Sie fangen an, sich für den Wintersport zu begeistern, und das ist eine tolle Sache", freut sich Colturi über die Popularität in der sportlichen Wahlheimat.
Alleine im Training? Colturi hat die passende Playlist
Überhaupt hat die Athletin einen sehr positiven Blick auf die Dinge. Die Tatsache, dass sie durch ihren Wechsel ins albanische Lager im Training auf sich gestellt ist und nicht auf die Annehmlichkeiten eines breit aufgestellten Topteams zurückgreifen kann, deutet Colturi in einen Vorteil um. "Ich fühle mich gut, auch wenn ich alleine trainiere. Ich habe meine Musik, mein Gleichgewicht."
Die Playlist stimme sie auf ihre jeweilige Stimmung ab - mal seien es Pop- und Rocksongs, mal wähle sie Klaviermusik. Darüber hinaus bestehe immer wieder die Möglichkeit, zusammen mit anderen Skifahrerinnen zu trainieren.
Der Alpin-Zirkus darf sich jedenfalls auf eine tolle Athletin freuen, die alles mitbringt, um ihren Sport irgendwann zu prägen - oder wie Rebensburg nach dem Wochenende in Gurgl sagt: "Diese Leistung war nicht nur ein starkes Zeichen ihres Talents, sondern auch der Auftakt zu einer vielversprechenden Karriere, von der wir in Zukunft sicher noch Großes erwarten können."
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