Olympia 2022: Johannes Strolz überrascht mit Kombinations-Gold - "Geile Sau aus dem Vorarlberg"

Johannes Strolz gewinnt Gold in der olympischen Kombination. Der Erfolg des 29 Jahre alte Vorarlbergers überrascht und folgt einer Reihe harter Rückschläge. Zu Beginn der Weltcup-Saison fliegt Strolz aus dem österreichischen Kader und muss sich in der Folge alleine um seine Karriere kümmern. Als Vorbild dient ihm dabei sein eigener Vater Hubert, der vor 34 Jahren selbst Olympiasieger wurde.

Die Fahrt zum Sieg: Strolz holt nächstes Gold für Österreich

Quelle: Eurosport

"Ein Traum wird wahr." Johannes Strolz konnte sein Glück im Ziel des olympischen Kombinations-Slaloms kaum fassen.
Mit einer bravourösen Leistung distanzierte der 29 Jahre alte Vorarlberger am Donnerstagmorgen die favorisierte Konkurrenz, Norwegens Star Aleksander Aamodt Kilde, der nach der Abfahrt noch in Führung gelegen hatte, lag mit einem Abstand von 0,59 Sekunden hinter dem Österreicher - im alpinen Skirennsport fast schon eine Welt.
Für die stolze Skination ist es die insgesamt vierte Goldmedaille während der Winterspiele in Peking, nach Matthias Mayer im Super-G ist es der zweite Olympiasieg im Skigebiet von Yanqing.
Strolz' Sieg wird im kollektiven Gedächtnis der Alpenrepublik noch lange in Erinnerung bleiben: Zum einen ist es der unerwartete Triumph eines Underdogs, zum anderen setzt der Routinier die olympischen Erfolge seiner eigenen Familie fort.
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Der Weg zu Kombi-Gold für Strolz: Starke Abfahrt und souverän im Slalom

Quelle: Eurosport

Es ist eine Geschichte, wie sie nur bei Olympia geschrieben wird.

Gold für Strolz: Der eigene Vater als Inspiration

"Das bedeutet die Welt für mich, besonders wegen der Geschichte meines Vaters", beschrieb Strolz seine Gefühle nach dem größten Erfolg einer langen Karriere. Als Sohn des Profis Hubert Strolz wird Johannes das Skifahren in die Wiege gelegt, von seinem Geburtsort Bludenz zieht es ihn frühzeitig an das bekannte Skigymnasium in Stams, eine Talentschmiede für Österreichs Skisport-Ambitionen.
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Stark im Stangenwald: Kilde bringt Medaille ins Ziel

Quelle: Eurosport

Der Karriereweg scheint vorgezeichnet, das eigene Vorbild wohnt im selben Haus: Vater Hubert ist Olympiasieger - 1988 gewinnt er Gold in Calgary, ebenfalls in der Kombination. Eine Silbermedaille im Riesenslalom rundet das starke Ergebnis in Kanada ab.
Die Geschichte prägt den 29-Jährigen, der 2012 bei der Juniorenweltmeisterschaft Bronze im Super-G gewinnt, aber dann lange braucht, um im umkämpften Weltcup-Team Fuß zu fassen. "Wenn ich dran denke, all die Bilder meines Vaters mit der Goldmedaille, ich muss mich zusammenreißen, damit ich nicht losheule", gestand Strolz nach dem Zieleinlauf.

Strolz mit Ach und Krach zu Olympia

Vor dem Beginn der laufenden Saison folgt der Tiefschlag: Strolz wird aus dem A-Kader der Österreicher gestrichen, zu groß ist der Konkurrenzkampf, zu schlecht die Ergebnisse des Slalom- und Riesenslalom-Spezialisten.
Strolz reist auf eigene Faust zu den Weltcup-Rennen, sein Training finanziert er aus eigener Kasse. Ab und an trainiert er auch mit den deutschen Skifahrern. Während seine Konkurrenten auf Servicemänner zum Präparieren der Ski zurückgreifen können, trägt Strolz selbst das Wachs auf seine Latten auf.
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Starke Vorstellung: Strolz hat nach Abfahrt Gold im Visier

Quelle: Eurosport

"Das kann sich keiner vorstellen, was das heißt, wenn man nach dem Training noch im Skiraum stehen muss und die Ski richten muss", erklärte sein ÖSV-Kollege Manuel Feller im Januar. An den Resultaten des 29-Jährigen ändert das vorerst nichts.
Am 9. Januar wendet sich dann das Blatt. Strolz geht im Slalom von Adelboden mit der Startnummer 38 ins Rennen und gewinnt nach neun Jahren sein erstes Weltcup-Rennen. "Endlich hat es sich ausgezahlt", jubelte er glücklich am "ORF"-Mikrofon nach dem Triumph in der Schweiz. "Ich habe immer daran geglaubt, dass ich das Zeug zu einem Weltcupsieg habe. Ich hatte aber so viele Rückschläge, ich begann nachzudenken."
Die verbandsinterne Qualifikation für den olympischen Slalom ist ihm damals sicher, für die Kombination nimmt er den Umweg über den Europacup, die zweite Liga des Skirennsports. Vier Tage nach seinem Sieg in Adelboden sammelt Strolz im italienischen Tarvisio die nötigen FIS-Punkte für die Abfahrt.

Paradedisziplin von Strolz kommt erst noch

In Österreich liegen sie der "geilen Sau aus Vorarlberg" nun zu Füßen.
Der unerwartete Sieg, noch dazu in der selben Disziplin wie sein erfolgreicher Vater, ist fast schon zu kitschig, um wahr zu sein.
Und dennoch passt er perfekt zum Mythos der Olympischen Spielen. Wo sonst wäre eine solche Geschichte möglich gewesen?
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Hier lässt Gold-Mayer Kilde im Super-G eiskalt stehen

Quelle: Eurosport

Doch noch ist die olympische Historie des Johannes Strolz nicht fertig geschrieben. Am 16. Februar steht der Slalom der Männer an, die Paradedisziplin des Vorarlbergers (alle Entscheidungen live im Free-TV bei Eurosport 1 und bei Eurosport auf Joyn!).
Druck hat der 29-Jährige nun keinen mehr, dafür aber eine Menge Selbstvertrauen und eine olympische Goldmedaille. Es würde zur Wirkung der Spiele passen, wenn der lange Zeit Unbekannte auch ein zweites Mal das Stockerl erklimmen könnte.
Schließlich kehrte auch der Vater von Johannes Strolz vor 34 Jahren mit zwei Medaillen nach Österreich zurück.
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