Josef Ferstl exklusiv zur Kontroverse um den frühen Saisonstart: "Hinterfragen, warum das gemacht wird"

Josef Ferstl hat im Gespräch mit Eurosport.de zur emotional geführten Debatte um den frühen Saisonstart in Sölden und kurz darauf in Zermatt am Matterhorn Position bezogen. Auf der einen Seite müsse man die Gründe hinterfragen, auf der anderen "sind die Skifahrer aber nicht schuld daran, dass es am Berg so aussieht, wie es aussieht", sagt der 34-Jährige, der 2019 den Super-G auf der Streif gewann.

Ferstl exklusiv zu Sölden-Kontroverse: Das ist mein Standpunkt

Quelle: Eurosport

Josef Ferstl hat keine leichte Zeit hinter sich. Eine Verletzung am Schleimbeutel der linken Hüfte verwandelte die vergangene Saison phasenweise zur Tortur. So habe das "keinen Sinn" gemacht, schrieb der Speed-Spezialist im März auf Instagram.
Sehr viel Sinn ergibt dagegen der Optimismus, mit dem er in die neue Saison geht. Er sei "topfit" und sehe "im Training, dass ich mithalten kann", betont Ferstl.
Der Skisport, gibt der Traunsteiner aber auch zu, durchlebe ob des Klimawandels und des frühen Saisonstarts schwierige Zeiten. Man müsse genau hinschauen und einige Dinge durchaus hinterfragen.
Aus sportlicher Sicht aber ist die Freude auf den Weltcup riesengroß beim Routinier. "Ich kann mir viel zutrauen", unterstreicht Ferstl im Eurosport-Interview:
Man konnte auf Ihrem Instagram-Profil sehen, dass Sie den Sommer genossen haben. Mit dem Sohn am See, beim FC Bayern im Stadion. Wie viel Zeit war wirklich drin?
Josef Ferstl: Ich habe viel Zeit mit der Familie verbracht. Wir haben zwar ein straffes Trainingsprogramm, aber nach der vergangenen Saison war ich verletzt und musste infolge dessen eine Reha absolvieren. Da kann man nicht den vollen Umfang trainieren und es bleibt mehr Raum für die Familie. Es war eine wunderbare Zeit, die ich sehr genossen habe.
Gut zwei Monate mussten Sie aufgrund ihrer Hüftverletzung kürzertreten. Ist das Problem ausgestanden?
Ferstl: Es sieht sehr positiv aus, die Verletzung ist kaum mehr spürbar, ich bin topfit im Moment. Natürlich merke ich, dass mir die zwei Monate der Rehazeit jetzt im Trainingsbetrieb abgehen. Nichtsdestotrotz habe ich sehr gut trainiert und freue mich auf die Saison ...
... die schon am kommenden Wochenende in Sölden mit zwei Riesenslaloms beginnt. Der frühe Zeitpunkt, die Baggerarbeiten am Gletscher, der Klimawandel - es prasselt derzeit viel Kritik auf den Skisport ein. Wie stehen Sie zu dem Thema?
Ferstl: Grundsätzlich muss man hinterfragen, warum das gemacht wird und gut recherchieren. Bei Sölden geht es meines Wissens darum, die Piste zu erhalten, dass sie weiterhin gibt, dass es möglich bleibt, dort Ski zu fahren. Der Klimawandel ist ein Riesenthema, mein klarer Standpunkt dazu: Es ist ein globales Problem! Die Skifahrer sind aber nicht schuld daran, dass der Berg so aussieht, wie er eben aussieht. Wir müssen alle umdenken und da gibt es sehr viel Diskussionsbedarf.
Für Sie persönlich geht die Saison am 11. November mit den Speed-Rennen in Zermatt los. Im Sommer waren Sie bereits dort, welche Eindrücke sind hängen geblieben?
Ferstl: Momentan liegt sehr wenig Schnee am Gletscher, aber es wird alles getan. Es gibt Schneedepots, Gletscher werden abgedeckt. Man versucht, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Wie gesagt: Alle müssen umdenken, denn der Skisport wird das Problem nicht alleine lösen, sondern nur wir alle miteinander. Ein schwieriges und sehr großes Thema. Ich hoffe, dass wir Lösungen finden.
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Welche sportlichen Erkenntnisse konnten Sie von der Piste mitnehmen?
Ferstl: Es hat sich sehr gut angefühlt. Ich habe einen kleinen konditionellen Rückstand, aber das ist aufholbar. Die Saison kann beginnen. Die Techniker fangen in Sölden an, dann kommen wir.
Sie haben vor einiger Zeit betont, wie wichtig der Kopf, das Mentale ist, um einen Lauf vom Start bis ins Ziel sauber durchzubringen. Fühlen Sie sich auch in dieser Hinsicht gewappnet für den Winter?
Ferstl: Ich hatte diese Hüftverletzung, die sich aufgebaut und verschlimmert hat. Dann fängt der Kopf an zu zweifeln, mit Gedanken wie 'schaffe ich das, kann ich mithalten mit den Besten?' Für mich wurde es schwierig, weil ich gemerkt habe, dass ich mit dieser Verletzung nicht vorne mitfahren kann. Dazu musste ich die Saison beenden. Jetzt bin ich wieder topfit und sehe im Training, dass ich mithalten kann.
Es gibt als keine Limits mehr.
Ferstl: Ich kann mir viel zutrauen, denn ich habe früher schon bewiesen, dass ich es kann. Nun geht es darum, diese Dinge in die Saison mitzunehmen, ein gutes Gefühl aufzubauen, denn dann bin ich wieder voll konkurrenzfähig.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Ferstl.
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