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Lucas Braathen: Rücktritt mit 23 Jahren - Norwegens Slalomstar beendet überraschend Karriere vor Saisonauftakt

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VonEurosport

Update 27/10/2023 um 20:04 GMT+2 Uhr

Paukenschlag im alpinen Skisport: Lucas Braathen hat das sofortige Ende seiner Karriere direkt vor dem Saisonstart in Sölden verkündet. Der Norweger teilte auf einer Pressekonferenz im österreichischen Weltcuport mit, dass er seine Laufbahn mit erst 23 Jahren beendet. Braathen hatte im vergangenen Winter trotz einer Blinddarm-OP die kleine Kristallkugel als bester Slalomfahrer der Saison geholt.

Tränen und offene Worte: Braathen nimmt Abschied vom Skisport

"Ich trete zurück", verkündete Braathen am Freitag auf einer Pressekonferenz in Sölden. Ein Paukenschlag, zählte der junge Norweger doch zu den aufsteigenden Stars im Alpinen Ski-Weltcup. Der Gewinn der kleinen Kristallkugel im Slalom in der vergangenen Saison sollte eine neue Ära einläuten - die nun aber vorbei ist, ehe sie an Fahrt aufgenommen hat.
"Zum ersten Mal seit Jahren fühle ich mich frei", führte der 23-Jährige unter Tränen in seinem etwa 20-minütigen Monolog aus. "Jeder, der mich kennt, weiß, dass Freiheit eine meiner größten Quellen für Erfolg und Freude ist."
Diese Freiheit sah Braathen zuletzt immer wieder gefährdet. Damit er seine alpinen Leidenschaft nachgehen konnte, musste er auf viele andere Aspekte seines Lebens verzichten. "Damit ich in diesem System weiterfahren kann, muss ich nicht nur meine Träume aufschieben. Ich musste auch meine Freude aufschieben. Ich bin nicht mehr bereit, das zu tun."
Umso schöner sei es laut Braathen, dass sich in Sölden nun ein Kreis schließt. Am Rettenbachferner errang er vor drei Jahren nämlich seinen ersten Weltcupsieg.

Braathens Vater teilte Entscheidung per SMS mit

"Ich habe es meinen Teamkollegen gestern Abend mitgeteilt. Es war schwierig. Es war scheiße, aber es war auch schön. Ich habe nichts als Unterstützung bekommen", erklärte er. Die endgültige Entscheidung habe er vor ungefähr vier Wochen getroffen. Brisant: Laut seinem Vater Björn Frölich Braathen teilte er dem Verband die Entscheidung seines Sohnes erst kurz vor der Pressekonferenz mit - und zwar per SMS.
Ein Comeback kann sich Braathen aktuell nicht vorstellen. Für eine Rückkehr auf die eisigen Pisten des Weltcups müssten sich viele Dinge ändern.
"Jetzt ist die Antwort nein, aber wenn ich durch ein Wunder herausfinde, dass es eine Möglichkeit ist, müsste es eine ganz andere Welt sein, in die ich zurückkehre", erläuterte er.
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"Das ist mein Baby": Braathen kämpft mit Emotionen

"Respektlose Behandlung": Braathen schießt gegen Verband

Im Rahmen der Pressekonferenz ging Braathen auch den norwegischen Ski-Verband scharf an. In den vergangenen Monaten und Jahren stand der Youngster immer wieder in Konflikt mit seinem Verband - vor allem aufgrund der Vermarktungsrechte an den Athleten.
"Wir fühlten uns extrem provoziert. Es war eine extrem respektlose Behandlung", sagte Braathen. Im Herbst dieses Jahres hatte Braathen an einer Werbekampagne für die Bekleidungsmarke J. Lindeberg teilgenommen. Nach Angaben des Sportdirektors Claus Ryste hatte Braathen dafür keine Erlaubnis.
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Braathen tritt zurück: Die komplette Erklärung des Slalom-Stars

"Ich habe definitiv einen Fehler gemacht", räumte Braathen ein. "Es tut mir leid, dass ich mich auf das Niveau des norwegischen Skiverbandes herabgelassen und sie so behandelt habe, wie sie uns behandeln. Ich habe mich bei Helly Hansen und meinen Teamkollegen entschuldigt", fuhr er fort.
Braathen ist nicht der erste norwegische Skisportler, der mit dem eigenen Verband Streit bekommen hat. Der Skiforbundet zwingt sämtliche Mitglieder seiner Mannschaften dazu, nur auf die von ihm vorgegebenen Ausrüster zurückzugreifen. Alle großen Stars wie Johannes Kläbo, Petter Northug (beide Skilanglauf) oder Henrik Kristoffersen (Ski Alpin) hatten deswegen schon teils heftigen Streit mit dem Verband.
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Lucas Braathen

Fotocredit: Getty Images

Braathen tritt nicht wegen Bitterkeit zurück

Die Öffentlichkeit und auch die Medien stehen in diesen Auseinandersetzung allerdings auf der Seite der Funktionäre. Braathen kritisierte deshalb, dass er "einige Monate lang einer Medienkampagne gegen mich" ausgesetzt gewesen sei, "in der behauptet wurde, ich sei ein Egoist, denke nicht an die Gemeinschaft und sei gierig".
Zuletzt hatte der Verband Braathen für sein Vergehen eine Geldstrafe auferlegt. Diese jedoch hatte er bis Donnerstag nicht bezahlt. Am Freitag dann folgte der Paukenschlag.
Trotz des Zwists mit dem Verband habe er sich nicht aus Bitterkeit für sein Karriereende entschieden: "Ich trete nicht aus Protest zurück."
Vielmehr stand für den Norweger immer der Spaß am Sport im Vordergrund. "Ich habe versprochen, bis zu dem Tag weiterzumachen, an dem es mich nicht mehr glücklich macht", so Braathen.
(mit SID)
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