Vierschanzentournee: Karl Geiger und Markus Eisenbichler wollen angreifen
VonEurosport
Update 28/12/2019 um 19:27 GMT+1 Uhr
Die Wahrheit kann so einfach sein: Karl Geiger und Markus Eisenbichler parlierten gerade detailreich über ihre Ziele für die Vierschanzentournee und den schmalen Grat zwischen Skisprung-Erfolg und Misserfolg, da grätschte Teamkollege Stephan Leyhe grinsend in den Doppel-Monolog. "Das Singen und das Springen, das kann man nicht erzwingen", dozierte der Hesse mit erhobenem Zeigefinger.
Dass die Medienrunde einen Tag vor Tournee-Beginn kurzfristig in großem Gelächter versank, bewies: Trotz des holprigen Saisonauftakts ist die Stimmung im deutschen Team bestens.
"Ich bin megahappy, wie die letzten Wochen verlaufen sind, deshalb bin ich total gespannt, was jetzt dabei herauskommt", sagte Geiger, für den es am Samstag mit der Qualifikation in seinem Wohnort Oberstdorf (ab 16.30 Uhr live bei Eurosport 1 und im Eurosport Player) erstmals ernst wird: "Wenn mir von den ausgezeichneten Sprüngen der bisherigen Wettkämpfe ein paar bei der Tournee rausrutschen können, bin ich total froh."
Vizeweltmeister Geiger ist in Glanzform, Weltmeister Eisenbichler brachte hingegen bislang in diesem Winter herzlich wenig zustande: Im "fliegenden Doppelzimmer", der Wettkampf-WG der beiden so unterschiedlichen, aber freundschaftlich tief verbundenen Flieger, waren Lust und Frust zuletzt sehr ungleich verteilt. Der Tourneezweite sagte:
Skispringen ist einfach eine komplizierte Sportart. Wenn man einen Lauf hat, bleibt man ziemlich drin. Wenn es schwierig läuft, dann kann es etwas länger dauern. Es kimmt eben, wie es kimmt.
Nach den bisherigen Saisonresultaten ist damit nicht Eisenbichler, sondern der zwei Jahre jüngere Geiger zunächst die deutsche Tournee-Nummer eins. Vor allem dem emotionalen Auftakt vor der Haustür fiebert er entgegen: "Es ist toll, vor heimischem Publikum zu springen. Das gibt mir viel zurück."
Geiger denkt nicht an Herausforderrolle
Bei der Tournee will sich der Vizeweltmeister, der in jedem der sieben Saisonspringen bester DSV-Starter war und zweimal auf dem Podest stand, bewusst wenig Druck machen. Und denkt deshalb nicht verstärkt darüber nach, dass er der einzige schwarz-rot-goldene Herausforderer des Favoritentrios mit Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi, Kamil Stoch (Polen) und Stefan Kraft (Österreich), der einzige DSV-Kandidat auf den ersten Gesamtsieg seit Sven Hannawald vor 18 Jahren sein könnte.
"Es gilt, einfach nur Ski zu springen und sich auf die wesentlichen Sachen zu fokussieren", sagte Geiger. Eine Lehre aus dem Vorjahr, als er als frischgebackener Weltcupsieger zur Tournee kam, nur Zwölfter in Oberstdorf und Gesamtelfter wurde.
Geiger und Eisenbichler "wie Yin und Yang"
Nebenbei tat Geiger sein Bestes, um den mitunter hadernden Teamkollegen aufzurichten "Wir sind wie Yin und Yang", sagte der zwei Jahre ältere Eisenbichler: "Karl ist der Denker, ich bin der Gefühlsspringer. Deswegen ergänzen wir uns auch im Zimmer gut. Wir können voneinander lernen."
Auf der Suche nach alter Stärke fand Eisenbichler, dessen bisherige Saison - in sieben Springen viermal den zweiten Durchgang verpasst - ein Desaster war, im Gespräch mit seinem Zimmerkollegen viel Gelassenheit.
"Ich weiß, dass es bei mir sehr schnell gut funktionieren kann", sagte der 28-Jährige, der sich über Weihnachten bei der Familie quasi verschanzte: "Da habe ich total entspannt. Vom 24. bis 26. war das Handy komplett aus - wer mich erreichen wollte, konnte mir den Buckel runterrutschen."
Horngacher: "Tournee ein überragendes Format"
Der neue Bundestrainer Stefan Horngacher, der mit Stoch zweimal die Tournee gewonnen hat, weiß um die Bedeutung des Schanzen-Grand-Slam in seiner sportlichen Heimat. "Man kann sich der Faszination Tournee nicht entziehen. Es ist ein überragendes Format mit einer großartigen Tradition", sagte der Österreicher und Wahl-Schwarzwälder, der auf ein dickes Antrittsgeschenk für seinen neuen Arbeitgeber hofft:
Mein Wunschresultat wäre es, wenn einer meiner Springer auf dem Podest jubeln könnte.
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(SID)
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