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"Sie sind einfach dagegen": Streit ums Frauenskifliegen wird zum Politikum

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VonEurosport

Update 18/04/2021 um 15:44 GMT+2 Uhr

Der Kampf um das Frauen-Skifliegen wird zum Politikum: Olympiasiegerin Maren Lundby beklagt himmelschreiende Ungerechtigkeit, ein jäher Vorstoß von Norwegens Verband sorgt auch im deutschen Lager für Irritation. Dabei ist der am Samstag veröffentlichte neue Weltcup-Kalender der Frauen auch ohne einen Flug-Wettbewerb ein weiterer großer Schritt zur Gleichberechtigung.

Maren Lundby

Fotocredit: Getty Images

"Die Entwicklung ist auf dem richtigen Weg, aber die Norweger wollen sie noch rasanter haben", sagte Horst Hüttel, zuständiger Sportlicher Leiter im Deutschen Skiverband (DSV), am Sonntag dem SID: "Der Weltverband FIS hat eine Road Map, die Skifliegen für Frauen ab 2022/23 vorsieht. Norwegen wollte aber jetzt schon im Rahmen der Raw-Air-Tournee ein Fliegen haben."
Deshalb kreuzte Norwegens Skisprungchef Clas Brede Braathen in der Kalender-Kommission der FIS mit einem entsprechenden Vorschlag auf, der auf wenig Zustimmung stieß. Von den Topnationen stimmte nur Norwegen für das Flug-Vorhaben, Deutschland in Person des zum Saisonende ausgeschiedenen Bundestrainers Andreas Bauer enthielt sich. So weit, so skandalös, fand Norwegen, die Kritik an den "alten weißen Männern" war schnell formuliert.
"Es ist wirklich unglaublich, sie sind einfach dagegen", zürnte Lundby in der Zeitung "Dagbladet": "Uns wird immer gesagt, dass das Frauenspringen nicht attraktiv genug ist, um die gleichen Rahmenbedingungen wie die Männer zu haben. Aber so ist das auch schwierig zu erreichen."
Aslaug Sem-Jacobsen, Sport- und Gleichstellungs-Sprecherin von Norwegens Zentrumspartei, bekam "fast einen Hitzeausschlag", sagte sie "Dagbladet": "Ich fühle mich provoziert dass ,die FIS einfach die Geschlechter-Gleichstellung nicht berücksichtigt."

Kommission gar nicht zuständig

Hüttel irritiert die nordische Hitzigkeit. Die von Braathen bemühte Kalender-Kommission - in der auch Frauen sitzen und gegen Norwegen stimmten - sei "vom Grundsatz her gar nicht zuständig und in dieser Hinsicht beschlussfähig. Deshalb hat sich auch Andi Bauer für den DSV bei der Abstimmung enthalten."
Ergo: "Die Abstimmung hätte auch 15:0 ausgehen können, das hätte nichts geändert. Braathen wollte eben ein Votum einholen, es ging hierbei auch ein Stück weit um Politik", sagt Hüttel.
Der DSV sei aber auch im Sinne seiner Topathletinnen wie der Olympiazweiten Katharina Althaus absolut für das Frauen-Fliegen: "Das Ganze muss aber wachsen, man muss dem Ganzen eine gewissen Zeit geben. Hinter Platz 20 geht bei den Frauen noch eine Schere auf. Alle Damen von einer Flugschanze springen zu lassen, wäre derzeit fahrlässig."
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Für Hüttel setzt sich die positive Entwicklung des Frauenspringens in der kommenden Saison fort: "Wir haben einen Kalender verabschiedet, der hinsichtlich der Qualität der Schanzen und der Orte so gut ist wie nie zuvor. Die Damen sind in Klingenthal und in Willingen mit den Männern zusammen, und wir springen auf der Großschanze einen Mixed-Bewerb, das gab es so noch nie."
Norwegens Bemühungen in allen Ehren. "Aber wichtiger als das Skifliegen ist, dass die Qualität im gesamten Kalender stimmt. Wenn man das Damenspringen weiterentwickelt, dann kann das eine Entwicklung wie beim Damen-Biathlon werden", sagt Hüttel.
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