Angelique Kerber exklusiv: Diese Werte fehlen der jungen Generation im Tennis - ehemalige Nummer eins mahnt zu Geduld

Wo steht das deutsche Damen-Tennis im Jahr 2025? Mit Eva Lys hat zwar eine 23-Jährige bei den Australian Open für Furore gesorgt, eine DTB-Spielerin unter den Top 70 der Welt sucht man jedoch vergeblich. Angelique Kerber mahnt im exklusiven Interview mit Eurosport zu Geduld und vor einem Vergleich mit ihrer Generation. Von der Tennis-Jugend wünscht sie sich derweil mehr Disziplin und harte Arbeit.

Als Angelique Kerber am 12. September 2016 den Tennis-Thron bestieg und erstmals in ihrer Karriere als Nummer eins der Weltrangliste geführt wurde, sah die Welt aus Sicht des Deutschen Tennis Bundes (DTB) noch etwas anders aus.

Kurz zuvor hatte die damals 28-Jährige bei den US Open ihren zweiten Grand-Slam-Titel gewonnen. Mit Laura Siegemund (30.), die in New York im Mixed triumphiert hatte, Annika Beck (38.), Andrea Petkovic (45.) und Anna-Lena Friedsam (50.) rangierten gleich vier weitere deutsche Damen unter den besten 50 der Welt. In den Jahren davor und danach mischten auch Sabine Lisicki und Julia Görges in der Weltspitze mit.  

"Meine Generation war extrem stark", erinnert sich Kerber im exklusiven Interview mit Eurosport gerne zurück – und verweist damit gleichzeitig auf die aktuellen Probleme im deutschen Damen-Tennis: "Für die heutige Generation ist es schwer, da mitzuhalten."

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Denn im Jahr 2025 liest sich der Status quo ganz anders. Kerber erwartet mittlerweile ihr zweites Kind, hat im vergangenen Sommer bei den Olympischen Spielen in Paris ihre hochdekorierte Karriere beendet. Und die neue Generation? Sucht man vergeblich in den Top 70 der Weltrangliste.

Deutscher Tennis-Nachwuchs: Kerber fordert mehr Geduld

Die 23-jährige Eva Lys hat jüngst bei den Australian Open mit ihrem märchenhaften Einzug ins Achtelfinale für Aufsehen gesorgt – als Lucky Loserin, die quasi schon im Flieger nach Hause saß, wohlgemerkt.

Mit Platz 78 der Weltrangliste hat sie mittlerweile auch den Status als deutsche Nummer eins inne. Ob sie das Zugpferd des deutschen Damen-Tennis der nächsten Jahre sein kann, bleibt abzuwarten. "Sie muss erstmal konstant das Jahr über durchspielen", warnt auch Kerber vor verfrühter Euphorie: "Das ist eine neue Herausforderung für sie."

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Quelle: Eurosport

Generell brauche man "ein bisschen Geduld. Ich weiß, dass wir viele junge Talente haben, die vielleicht die zweite oder dritte Generation sind", so Kerber: "Die spielen wirklich gut, müssen sich aber natürlich noch beweisen." Dazu zählt beispielsweise Julia Stusek. Die 16-Jährige belegt aktuell Rang 32 der Juniorinnen-Weltrangliste.

Bis ihre oder vielleicht auch erst die Generation danach auf der WTA-Tour eine Rolle spielen, werden allerdings noch Jahre vergehen. Bis dahin habe man jedoch "immer noch Spielerinnen, die für eine Überraschung gut sind", sagt Kerber: "Sei es eine Laura Siegemund, eine Tatjana Maria, die ganz genau wissen, wie es da oben ist." Und nun eben auch eine Eva Lys.

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Kerber und Petkovic vermissen Disziplin

Von der Jugend wünscht sich Kerber derweil mehr Disziplin und harte Arbeit. "Das ist etwas, das man als Tennis-Profi braucht. Man muss auf vieles drumherum verzichten, muss hundertprozentig diesen Weg einschlagen wollen." Natürlich laufe nicht immer alles glatt, auch mit Rückschlägen müsse man klarkommen. Die Kunst sei es, sich dann "wieder aufzuraffen, zurückkommen und es weiter zu versuchen."

"Das ist etwas, was mir an der jungen Generation noch fehlt", hatte Kerber bereits im Januar gesagt: "Wenn es darauf ankommt, eine weitere Einheit zu absolvieren, ziehen manche zurück, sind verletzt. Einige sind im Kopf doch nicht so 'tough' dabei, um zu sagen: 'Ok, du hast recht, wir schieben noch eine Einheit nach, weil es mich besser macht.'"

Auch Andrea Petkovic vermisst diese Werte. "Angie hat recht, wenn sie sagt, dass es weniger junge Menschen gibt, die diesen Willen haben, über die Schmerzgrenze hinauszugehen", sagt die 37-Jährige im Eurosport-Interview:  "In unserer Generation waren das vielleicht zehn bis fünfzehn und Angelique Kerber hat sich durchgesetzt, weil sie die Beste von uns allen war."

"Mir hat immer die Motivation geholfen, meine Ziele auch irgendwann zu verwirklichen. Auch ein gutes Team zu suchen, das einen über Jahre begleitet", so Kerber: "Das ist das, was der jungen Generation heutzutage fehlt."

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Kerber will Erfahrungen in neuer Rolle beim DTB weitergeben

Deshalb möchte Kerber ihre Erfahrungen auch an die Next Generation weitergeben. Seit Anfang des Jahres ist sie als Beraterin und Mentorin für den DTB im Einsatz.

"Ich bin in engem Austausch mit Rainer (Schüttler, d. Red.) und Torben (Beltz, d. Red.)", sagt sie über ihre neue Rolle. An der Seite von Beltz, der im vergangenen Dezember als Bundestrainer die sportliche Leitung für den Damenbereich im deutschen Tennis übernommen hatte, feierte die 37-Jährige schon als aktive Spielerin ihre größten Erfolge.

Über die beiden sei sie "auch im Austausch mit den Spielerinnen wie Eva, Tatjana und Laura. Und es gibt auch noch andere Spielerinnen, mit denen ich schon in Kontakt war und bin."

Der Plan sei es, in Zukunft gemeinsam mit Teamkapitän Schüttler mit dem deutschen Billie-Jean-King-Cup-Team zu arbeiten und "mit Torben den einen oder andere Lehrgang zu machen".

Doch auch hier fordert Kerber Geduld: "Diese Sachen gehen nicht von heute auf morgen, man muss sie langsam aufbauen. Vielleicht sieht man die Resultate erst in zwei, drei oder vier Jahren. Aber ich weiß, wie es geht – und ich freue mich drauf. Ich habe immer gesagt, ich bleibe dem Tennis treu – und so wird es auch bleiben."

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