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Australian Open 2024: Jannik Sinner verzückt die Tennis-Welt mit seinem Triumph in Melbourne - A new star is born

Florian Bogner

Update 29/01/2024 um 11:21 GMT+1 Uhr

Jannik Sinner holt bei den Australian Open mit einer epischen Aufholjagd im Finale gegen Daniil Medvedev seinen ersten Grand-Slam-Titel und begeistert damit die Eurosport-Experten Boris Becker und Nick Kyrgios. Beide zeigen sich vor allem von der Reife des erst 22 Jahre alten Südtirolers beeindrucken und prophezeien: Dieser Sinner wird für die arrivierten Top-Stars 2024 zu einem großen Problem.

Sinner am Tag nach Triumph: "Begreife langsam, was ich geschafft habe"

Jannik Sinner hatte den Norman Brookes Challenge Cup im Arm, aber Südtirol in seinen Gedanken. "Da, wo meine Eltern gerade sind, hat es 20 Grad minus. Es ist besser, hier in der Sonne zu rennen", sagte der strahlende Sieger der Australian Open 2024 und erntete dafür Lacher der mit 15.000 Zuschauern vollbesetzten Rod Laver Arena.
Der Italiener sah im Endspiel von Melbourne gegen den Russen Daniil Medvedev nach 3:6, 3:6-Zwischenstand schon wie der Verlierer aus, zeigte dann aber die Nervenstärke eines Champions und drehte die Partie in 3:44 Stunden noch in ein 3:6, 3:6, 6:4, 6:4, 6:3.
Mit diesem Husarenstück kürte sich der 22-Jährige nach Dominic Thiem, Medvedev und Carlos Alcaraz zum vierten Grand-Slam-Sieger-Neuling der Nach-Federer-Ära. Er ist außerdem der erste Italiener seit 48 Jahren und einem gewissen Adriano Panatta (French Open 1976), der eins der vier großen Tennis-Turniere gewinnt.
"Ich bin so stolz auf mich", sagte Sinner bei Eurosport: "Ich weiß noch gar nicht, was hier passiert ist."
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Finale: Sinner mit Mega-Comeback gegen Medvedev - Highlights

Sinner wackelt, aber fällt nicht

Zwei Sätze lang beherrschte Medvedev, der schon 2022 das Finale von Melbourne nach 2:0-Satzführung gegen Rafael Nadal verloren hatte, das Geschehen. "Ich habe meinen Matchplan überhaupt nicht durchziehen können", berichtete Sinner später, "er hat mich ganz schön über den Platz gescheucht."
Statt seiner Favoritenrolle nach dem tollen Halbfinalsieg über Titelverteidiger Novak Djokovic gerecht zu werden, drohte Sinner angesichts des großen Drucks seines ersten Grand-Slam-Finals und der Angriffslust seines Gegners zusammenzubrechen - doch er hielt Stand.
Bei 5:4 gelang es ihm, die einzige Breakchance des dritten Satzes herauszuspielen und prompt zum Satzgewinn zu nutzen - der Wendepunkt.
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31 Schläge! Sinner lässt liegen - und holt Satz drei dann doch

"Irgendwie habe ich die kleine Chance, die sich geboten hat, genutzt, und dann hat sich das Match gedreht", berichtete Sinner danach glücklich: "Ich wusste: Je länger das Match dauert, desto größer werden die Chancen für mich. Ich bin wirklich sehr froh, dass ich es geschafft habe. Das muss ich jetzt erstmal verarbeiten."

Sinner mit herausragender Bilanz gegen Top-Spieler

Die Sache mit dem Druck sei ohnehin nichts Schlimmes, sondern etwas Positives. "Druck hat man als Profi immer, aber der Druck ist etwas Gutes, ein Privileg", sagte er: "Nicht viele Spieler haben die Möglichkeit auf diesem Level zu spielen. Er lässt dich aber auch dran glauben, dass du es packen kannst."
Auch wenn Sinners Finalsieg ein hartes Stück Arbeit war, so kam er doch verdient. Kein anderer Spieler dominierte die Szene in den letzten Monaten so wie der Mann aus Sexten bei Innichen nahe der österreichischen Grenze.
Mit dem Erfolg über Medvedev hat Sinner zehn seiner letzten elf Matches gegen Top-5-Spieler gewonnen. Nur bei den ATP Finals Ende 2023 zog er gegen Djokovic den Kürzeren. Mit dem Finaleinzug in Turin und dem folgenden Davis-Cup-Triumph hatte der Südtiroler aber schon signalisiert, dass mit ihm 2024 zu rechnen ist - und nun bereits die Ernte eingefahren.
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Große Emotionen nach Matchball: Sinner am Ziel seiner Träume

"Das ist ein Quantensprung für ihn", freute sich Nick Kyrgios bei Eurosport mit. "Ich hatte ihn für einen Grand-Slam-Sieg 2024 auf dem Zettel, aber wie reif und erwachsen er hier aufgetreten ist, war beeindruckend", sagte der derzeit verletzte Australier anerkennend.

Becker: "Da werden noch viele Titel hinzukommen"

Eurosport-Experte Boris Becker umschrieb rund um das Finale gerne die fantastische Reise, die Sinner seit seinem ersten großen Match, dem US-Open-Drama gegen Carlos Alcaraz 2022, hingelegt habe.
Vom Challenger-Sieger über den Titel bei den NextGen und erste Erfolge auf der ATP-Tour hat sich Sinner auf Weltranglistenplatz vier vorgeschoben und nun den ersten Grand-Slam-Titel geholt.
Seine Trennung von Trainer Riccardo Piatti im Frühjahr 2022 war mutig, unter Simone Vagnozzi und Darren Cahill gelangen ihm jedoch die nächsten, raumgreifenden Schritte.
"Ich glaube auch nicht, dass das schon das Ende der Reise für Jannik Sinner ist, was Grand-Slam-Siege angeht", sagte Eurosport-Experte Boris Becker: "Das ist erst der Anfang, da werden noch viele Titel hinzukommen."

Sinner ging schon mit 14 Jahren von zuhause weg

Becker wie Kyrgios begeisterte vor allem die Ruhe und Sachlichkeit, mit der Sinner den Triumph hinnahm. "Er hat das Ding hier gewonnen und bleibt trotzdem bescheiden. Das zeigt, aus welchem Holz er geschnitzt ist", sagte der Australier.
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Kyrgios zu Sinner: "Wenn's was zu Trinken gibt, ruf mich an!"

"Er hat nicht zu euphorisch, zu übertrieben gefeiert", meinte Becker. "Für ihn war es fast schon normal, dass er irgendwann mal ein Grand Slam gewinnt und das war heute der Fall. Das ist eine ganz tolle Einstellung!", freute sich der sechsmalige Grand-Slam-Sieger mit dem deutschen Muttersprachler mit.
Sinner selbst reflektierte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel seinen Weg vom Nobody zum Major-Sieger. "Ich bin mit 14 zuhause weg und musste schnell erwachsen werden. Ich musste lernen, mir mein eigenes Essen zu kochen und Wäsche zu waschen." Danach sei alles im Rückblick sehr schnell gegangen.
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Sinner vom Erfolg geschockt: "Ich muss das erst verarbeiten"

"Ich habe mit 17 mein erstes Challenger gewonnen, dann irgendwann mein erstes ATP-Turnier. Man lebt im Moment, will sich aber stetig verbessern. Dabei merkst du gar nicht, wie schnell alles geht", sagt er: "Jetzt mit dieser Trophäe zu sitzen, fühlt sich fast unwirklich an, weil sie eine der größten Dinge ist, die man in unserem Sport gewinnen kann."

Sinner wird für Djokovic und Co. zum Problem

Für die kommenden 1000er Turniere und Grand Slams hat sich Sinner damit jetzt schon zum Mitfavoriten gemacht. In der am Montag erscheinenden neuen Weltrangliste bleibt der Südtiroler zwar auf Rang vier, hat aber mit 8310 Punkten nur noch 1545 Zähler Rückstand auf die Nummer eins Djokovic.
"Das ist ein Mordsbonus, den er hier gesammelt hat", sagte Becker über Sinners Zugewinn von 1820 Punkten in Melbourne: "Ich glaube, für ihn wird es in der Weltrangliste noch weiter nach oben gehen. Medvedev, Djokovic und Alcaraz müssen gewarnt sein."
Kyrgios versteifte sich sogar zu einer noch gewagteren These. "Was für ein Kämpfer! Jetzt wo er den einen Titel hat, wird er unaufhaltsam sein. Er wird sich damit nicht zufriedengeben."
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Sinner im Eurosport-Interview: "Jodelst Du uns was vor!?"

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