French Open: Novak Djokovic nur noch einen Schritt vom historischen Coup entfernt - 23. Grand-Slam-Titel als Ziel
VonTobias Laure
Update 10/06/2023 um 21:22 GMT+2 Uhr
Novak Djokovic ist nur noch einen Sieg vom historischen Ziel entfernt: dem alleinigen Grand-Slam-Titel-Rekord. Schlägt der Serbe am Sonntag Casper Ruud im Finale der French Open und holt den 23. Major-Titel, hat sich die leidige GOAT-Debatte (vorerst) erledigt. Djokovic wäre der Größte der Tennisgeschichte. Dass ihm Ruud noch einen Strich durch die Rechnung macht, ist eher nicht zu erwarten.
Novak Djokovic steht zum 34. Mal im Endspiel eines Grand-Slam-Wettbewerbs. Die schwachen Vorleistungen, die Kritik nach politischen Botschaften während des Turniers, die regelmäßigen Pfiffe des Pariser Publikums, die immer jünger und besser werdende Konkurrenz - der 36-Jährige trotzt allem und allen.
"Ich habe während der ganzen Sandplatzsaison gesagt, dass ich in Roland-Garros den Zenit erreichen und mein bestes Tennis spielen will. Jetzt kommt alles zum richtigen Zeitpunkt zusammen", erklärte Djokovic im Eurosport-Interview.
Zufall? Wohl kaum. Djokovic folgt vor den Major-Events immer einem klaren Plan.
Unerwartete Niederlagen in der Vorbereitung - wie vor diesen French Open in Monte-Carlo, Banja Luka und Rom - mögen ärgerlich sein, aus dem Rhythmus bringen sie ihn nicht. Djokovic erreichte bei den vergangenen acht Grand-Slam-Veranstaltungen, an denen er teilnahm, sieben Mal das Finale.
"Es geht ihm jetzt nur noch um die 23", sagt sein ehemaliger Trainer Boris Becker bei Eurosport. Auf dieses Ziel ist alles ausgerichtet im Djokovic-Lager. Der Serbe will Rafael Nadal den (noch) gemeinsam gehaltenen Grand-Slam-Rekord entreißen - und das ausgerechnet in dessen Wohnzimmer Roland-Garros.
Wilander: Djokovic hat Probleme bei Alcaraz ausgelöst
Es war mehr als beeindruckend, wie Djokovic im Halbfinale dem leicht favorisierten Carlos Alcaraz im ersten Satz die Grenzen aufzeigte. Und auch die Tatsache, dass der 16 Jahre jüngere Spanier zu Beginn des dritten Durchgangs schwere Probleme bekam, ist der Cleverness und der Aura des Superstars geschuldet.
"Ich hatte Krämpfe vor lauter Nervosität und Anspannung, weil ich gegen eine Legende wie Djokovic gespielt habe", gab Alcaraz zu. "Wenn jemand gegen Novak spielt und sagt, er spüre keine Anspannung, dann lügt er."
Der Belgrader weiß um seine Wirkung und Klasse, ist dazu besser als jeder andere in der Lage, das Spiel zu deuten. "Meines Erachtens ist Carlos fast zu viel gelaufen", befand Becker. Das habe Djokovic gesehen und seine Strategie entsprechend angepasst.
"Novak hat die Schwäche seines Kontrahenten offengelegt. Die Probleme bei Alcaraz wurden durch Djokovic, und nur durch ihn, ausgelöst", erläuterte der dreimalige French-Open-Champion Mats Wilander bei Eurosport.
Becker: Djokovic wie "ein guter Schachspieler"
Der Weltranglistendritte spiele und bewege sich ökonomischer, gerade wenn er selbst der Erschöpfung nahe sei. "Novak ist in solchen Situationen einfach geschmeidiger und liest das Spiel besser", ergänzte Wilander.
Becker adelte Djokovic im Vorfeld es Endspiels gegen Casper Ruud (Sonntag ab 15:00 Uhr im Ticker) als "guten Schachspieler". Tatsächlich wirkt es oft so, als ob der zweifache Paris-Sieger immer ein paar Züge vorausdenke.
Eine wichtige Frage im Finale wird sein, inwieweit Ruud sich von der Größe des Spiels und vor allem der seines Gegners beeindrucken lässt. Aus norwegischer Sicht ist zu befürchten, dass Ruud so seine Schwierigkeiten haben wird.
Ruud zeigt Riesenrespekt vor Finalaufgabe
"Es wird hart. Vergangenes Jahr ging es gegen Rafa, dieses Jahr geht es gegen Novak. Was soll man da sagen? Das sind zwei der schwersten Gegner in der Geschichte des Tennis", sagte der 24-Jährige nach seiner Dreisatz-Gala im Halbfinale gegen Alexander Zverev. Er werde "wieder der Underdog" sein.
Vor einem Jahr führte das zu einer krachenden 3:6, 3:6, 0:6-Niederlage im Endspiel gegen Rafael Nadal. Ins Duell mit Djokovic geht Ruud mit einer Bilanz von 0:4 aus dem direkten Vergleich. Eine Statistik, die nicht dazu taugt, Optimismus zu schüren.
Djokovic stellte derweil nach dem Halbfinale vor allem eines klar: "Es ist noch nicht vorbei." Der Serbe will die historische Mission zu einem erfolgreichen Abschluss bringen - und es spricht vieles dafür, dass ihm das auch gelingt ...
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