French Open 2024: Jannik Sinner erklimmt den Tennis-Gipfel - die coolste Nummer eins der Geschichte?
Jannik Sinner hat es geschafft. Am kommenden Montag wird der Südtiroler Novak Djokovic als Nummer eins der Welt ablösen und damit als erster Italiener den Platz an der Sonne im Männer-Ranking einnehmen. Während sich Italiens Zeitungen, sowie Prominenz aus Sport und Politik ehrfürchtig verneigen, richtet Sinner den Blick unbeirrt auf die kommende Aufgabe im Halbfinale. Cooler geht es kaum.
"Erinnert mich an Nadal": Mit dieser Waffe zermürbte Sinner Dimitrov
Quelle: Eurosport
Als sich der "Kindheitstraum" Sinners erfüllte, stand dieser gerade auf Court Philippe-Chatrier um im Duell mit Grigor Dimitrov den ersten Halbfinalisten von Roland-Garros 2024 auszuspielen - einer kam ihm jedoch unverhofft zuvor.
Die Aufgabe Novak Djokovics, der aufgrund einer Knieverletzung vor dem Viertelfinale gegen Casper Ruud zurückzog, beförderte nicht nur den Norweger als ersten Spieler in die Vorschlussrunde, sondern sorgte auch dafür, dass Sinners Dreisatzerfolg gegen Dimitrov (6:2, 6:4, 7:6 (7:3)) gleichbedeutend mit dem Sprung auf den Tennisthron ist.
Als erster Italiener überhaupt wird der schüchterne Südtiroler am kommenden Montag nach dem French-Open-Finale an der Spitze des ATP-Rankings stehen und ganz Italien ist aus dem Häuschen über seine erste "Numero Uno".
"Herzlich willkommen im neuen Klub, Jannik", rief Becker dem neuen Weltranglistenersten zu, der endgültig zur Sportikone seines Landes aufgestiegen ist.
Becker lobt Sinner: "Kein Ergebnis von nur einem Turnier"
"Ich konnte es erst gar nicht glauben. Es ist das Größte, das ein Tennisspieler erreichen kann", gab der Umjubelte nach dem Match im Gespräch mit Barbara Schett und Tim Henman bei Eurosport zu, richtete anschließend aber sofort wieder den Blick aufs Hier und Jetzt: "Als ich mich mit 13 Jahren für Tennis entschieden habe, habe ich eine Menge Opfer gebracht. Ich habe jeden Tag hart gearbeitet und werde das auch weiterhin tun."
Cool, cooler, Sinner.
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Sinner im Eurosport-Interview: "Kindheitstraum ist wahr geworden"
Quelle: Eurosport
Becker hat ihn selbst erlebt, den Aufstieg in neue Galaxien oder "vom Sandplatz zum Mond", wie es "Corriere dello Sport" am Mittwoch formulierte. Nach seinem Sieg bei den Australian Open im Jahr 1991 wurde er genau wie Sinner heute die erste (und bislang einzige) Nummer eins seines Landes im Männer-Ranking.
Dass Sinner ihm nun nachfolgte, überraschte die Tennisikone nicht. "Das ist kein Ergebnis von einem Turnier oder einer Woche. Du musst zwölf Monate am Stück der beste Spieler der Welt sein und das ist er gefühlt seit dem Halbfinale von Wimbledon im letzten Jahr", sagte der Eurosport-Experte bei Matchball Becker und fügte an: "Es war nur eine Frage der Zeit, wann Jannik Sinner die neue Nummer eins wird."
Sinner: Aus dem Pustertal zum "Gipfel der Welt"
Nach dem Titel bei den Australian Open im Januar hatte sich in dem sportverrückten Land eine Sinner-Mania entwickelt, die nun nur größer wird. Die Squadra Azzurra gratulierte Sinner, Sportministerin Andrea Abodi würdigte ihn als "unseren Stolz" und "weit mehr als die Nummer 1". Die AC Mailand, Sinners Lieblingsklub, schrieb bei X: "Es gibt eine neue Nummer eins in der Stadt. Du bist großartig, Sinner."
Aus einer 3400-Einwohnern-Gemeinde im Pustertal stammend stürmte Sinner zum "Gipfel der Welt" ("Corriere della Sera") - und sorgt in seiner Heimat für einen Boom. "Ich bin glücklich darüber, Teil dieser italienischen Bewegung zu sein", sagte Sinner: "Die Menschen, fangen jetzt immer mehr an, Tennis zu spielen, und das ist schön zu sehen."
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Roland Garros : Top 5 of day 10
Quelle: Eurosport
Deutschland erlebte diesen Aufschwang zu Beckers Zeiten. Italien steht am Anfang einer goldenen Ära. Gleich sechs Profis des Landes, die 23 Jahre oder jünger sind, stehen unter den Top 100 der Welt.
Sinner sogar ganz oben - und das hat neben seiner Power und dem Ballgefühl auch andere Gründe. "Ich kenne ihn schon ein bisschen länger und war schon immer beeindruckt von seiner Mentalität - auch schon vor Jahren", erzählt Becker. "Man sagt das so schnell, aber er ist wirklich bei sich. Er übertreibt nicht. In guten Phasen glaubt er nicht, er ist der König von Paris. In den schlechten Phasen sagt er sich: 'Joa, das war heute nicht so gut.' Er rückt die historische Leistung Nummer eins nicht in den Vordergrund, betont vielmehr, dass er in Paris jetzt noch gut spielen will."
Unaufgeregt und sympathisch an die Spitze
Eine Qualität, die man nicht erlernen kann. Sinners ruhige, fast schüchterne Art verhilft ihm dazu, auch in Momenten großen Drucks nicht zu überdrehen - ganz bei sich zu bleiben. Zusammen mit seinen Trainern Simone Vagnozzi und Darren Cahill, sowie Physio Giacomo Naldi und Fitnesscoach Umberto Ferrara bildet er eine Einheit, die unaufgeregt und auf sympathische Art und Weise die Tenniswelt erobert.
"Vor dem Viertelfinale habe ich mit meinem Team gesprochen. Wir waren uns einig: 'Wenn uns vor zehn Tagen jemand gesagt hätte, dass ich im Viertelfinale von Roland-Garros stehen würde, hätten wir das alle unterschrieben‘“, so der angeschlagen ins Turnier gestartete Sinner über seinen Vorstoß ins Semifinale.
Drei Wochen habe der großgewchsene Rotschopf im Vorfeld von Roland-Garros aufgrund einer Hüftverletzung und Krankheit keinen Schläger angefasst. Er sei "sehr überrascht" noch im Turnier zu sein.
Sinner ganz oben: Daran muss man sich gewöhnen
Überraschen sollte den Südtiroler jedoch nicht, dass er ab der kommenden Woche die Nummer eins ist, denn die jahrzehntelange Ära der "großen Drei" ist längst vorbei.
Roger Federer hat bereits aufgehört, Rafael Nadal befindet sich auf seiner Abschiedstournee, und Djokovic scheint seine Dominanz verloren zu haben.
Der verletzte Meniskus des Serben könnte nicht nur das Aus für Wimbledon in etwas mehr als drei Wochen bedeuten, sondern auch seinen großen Traum von Olympiagold beerdigen.
Die Zukunft des Tennis mit neuen Grand-Slam-Siegern wie Sinner oder Alcaraz hat längst begonnen - und auch Alexander Zverev will an der Spitze ein gewichtiges Wort mitreden.
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(mit SID)
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Sinner über Sprung auf Platz eins: "Besonderer Moment"
Quelle: Eurosport
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