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Rafael Nadal und Novak Djokovic taumeln, fragliche Youngster: Die French Open sind offen wie nie

Dennis Melzer

Update 14/05/2024 um 14:02 GMT+2 Uhr

Sandplatz-König Rafael Nadal kassierte in Runde zwei beim ATP Masters in Rom die deutlichste Packung auf Asche seit 21 Jahren, Novak Djokovic wurde ebenfalls in der Ewigen Stadt abgefertigt. Während die Altmeister ihre Generalproben für die French Open verpatzten, fehlten zwei Paris-Mitfavoriten im Foro Italico gänzlich. Für Roland Garros ergibt sich somit eine besondere Gemengelage.

In nur 67 Minuten: Underdog düpiert Djokovic

Novak Djokovic begab sich nach seiner krachenden Drittrunden-Niederlage beim ATP Masters in Rom gegen Alejandro Tabilo (2:6, 3:6) auf die Suche nach den Gründen.
"Ich habe mich auf dem Court wie ein anderer Spieler gefühlt, es ist ein bisschen beunruhigend", sagte der Weltranglistenerste im Anschluss auf der Pressekonferenz. Er schob nach: "Ich war völlig neben der Spur, hatte keinen Rhythmus und keine Balance."
Ob der versehentliche Kopf-Flaschentreffer zwei Tage zuvor Djokovic die Balance genommen habe? Womöglich! "Wir müssen ein paar Tests machen", gab der Serbe einigermaßen kryptisch zu Protokoll.
Besagte Tests gilt es freilich abzuwarten, allerdings passte Djokovics schwacher Auftritt ein wenig ins diesjährige Bild. Mitte März war der Grand-Slam-Rekordsieger beim Masters in Indian Wells in Runde drei bereits gegen den italienischen Underdog Luca Nardi gescheitert.

Die wankenden Altmeister

Auf eine Endspiel-Teilnahme wartet der Superstar, der im Vorjahr drei Grand Slams sowie die ATP Finals gewonnen hatte, 2024 noch (zweimal Aus in der dritten Runde - Indian Wells und Rom / zweimal Aus im Halbfinale - Australian Open und Monte Carlo). Kurz vor dem Start der French Open (26. Mai bis 9. Juni live bei Eurosport und Discovery+) scheint der Roland-Garros-Favorit zu taumeln - nicht nur wegen des Flaschentreffers.
Doch Djokovic ist nicht der einzige Altmeister, um den es dieser Tage nicht sonderlich gut bestellt ist. Rafael Nadal, der König von Paris, die Sandplatz-Eminenz, der Asche-Imperator, wankt vor seinem Lieblingsturnier noch deutlich bedenklicher als sein langjähriger Rivale.
Der Spanier erweckt nach seiner langen Verletzungspause nicht den Eindruck, als könne er in der französischen Hauptstadt ernsthaft um den Titel mitspielen. Am vergangenen Samstag kassierte der Spanier im Foro Italico gegen Hubert Hurkacz in der zweiten Runde seine höchste Niederlage auf Sand seit 21 Jahren (1:6, 3:6).
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Rafael Nadal in Rom

Fotocredit: Getty Images

Ein Umstand, der Nadal gar an seiner Teilnahme bei den French Open zweifeln ließ. "Ich habe für Paris zwei Möglichkeiten. Die eine ist zu sagen: 'OK, ich bin nicht bereit, ich spiele nicht gut genug.' Die andere ist zu akzeptieren, wie ich heute bin, und daran zu arbeiten, dass ich in zwei Wochen in einer anderen Form bin", erklärte der 37-Jährige.
Aber: "Die Entscheidung ist heute nicht klar in meinem Kopf. Wir werden sehen, wie ich mich morgen, übermorgen und in einer Woche mental fühle. Wenn mein Verstand in die richtige Richtung tendiert, werde ich in Roland-Garros sein und mein Bestes geben", so Nadal weiter.

Nadals physische Hypothek zu groß

Ist Nadal in Paris mit von der Partie, dann ist er ein Kandidat auf die Krone - so gestaltete sich die Situation zumindest in den vergangenen Jahren, trotz merklicher physischer Probleme. Diesmal, vor seinem mutmaßlich letzten Karriereauftritt an der Seine, scheint die Hypothek aber zu groß.
Seit 2005 gab es mit Roger Federer (2009) und Stan Wawrinka (2015) nur zwei Roland-Garros-Sieger, die nicht Nadal (14 Titel) oder Djokovic (drei Titel) hießen, in der diesjährigen Ausgabe stehen die Sterne für das Durchbrechen der Dauerdominanz für die Konkurrenz aber aus den bereits skizzierten Gründen so gut wie lange nicht mehr.
Mehr noch: Das Favoritenfeld ist offener denn je. Und das liegt nicht nur an den strauchelnden Routiniers, sondern auch an zwei weiteren Titelkandidaten, über deren Form aktuell ein Fragezeichen steht: Jannik Sinner und Carlos Alcaraz. Die beiden jungen Shootingstars mussten ihre Teilnahme in der Ewigen Stadt verletzungsbedingt absagen.

Alcaraz hofft, Sinner bangt

Australian-Open-Sieger Sinner gab beim Masters in Madrid Anfang Mai aufgrund von Hüftbeschwerden auf, Alcaraz zog sich bei seinem Heimturnier in Spanien ein Muskelödem im Arm zu. Die Absage in Rom sei eine Vorsichtsmaßnahme, immerhin wolle Alcaraz in Paris "zu 100 Prozent schmerzfrei spielen."
Während die Nummer drei augenscheinlich fest mit einem Auftritt in Roland Garros plant, ist Sinners Teilnahme noch offen. Sein Team sei Medienberichten zufolge zwar optimistisch, öffentlich gab es aber noch kein grünes Licht. "In Roland Garros werde ich nur spielen, wenn ich zu 100 Prozent fit bin", stellte der Südtiroler unlängst klar: "Ich möchte nicht drei Jahre meiner Karriere wegwerfen, nur um schnellstmöglich wieder auf dem Platz zu stehen."
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Jannik Sinner

Fotocredit: Getty Images

Ein Altstar-Duo in der Schaffenskrise und zwei ungewisse Youngster - das könnte die große Chance der mittleren Generation um Alexander Zverev, Stefanos Tsitsipas, Andrey Rublev und Daniil Medvedev sein, die bis auf Letztgenannten (US Open 2021) nach wie vor auf einen Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier wartet.
Medvedev, das machte der Russe zuletzt in einem exklusiven Interview mit Eurosport noch einmal deutlich, spielt im Gegensatz zu Zverev, Tsitsipas und Rublev nicht gerne auf Sand. In Roland Garros war für Medvedev bei sieben Teilnahmen fünfmal in Runde eins Endstation, der 27-Jährige kam nie über das Viertelfinale hinaus. Bis dato steht lediglich ein Masters-Triumph auf dem unliebsamen Untergrund zu Buche (Rom 2023).

Generation Zverev im Fokus

Zum Vergleich: Deutschlands Nummer eins Zverev und Tsitsipas holten jeweils drei Sandplatz-Masters, Rublev kommt auf zwei Titel, der Letzte in Madrid liegt nur wenige Tage zurück. Zwar kassierte Zverev ebenda mit seinem überraschenden Achtelfinal-Aus einen kleinen Dämpfer für Roland Garros, bei der Generalprobe in Rom macht der Hamburger aber wieder einen deutlich frischeren Eindruck.
Es laufe "gut", sagte Zverev nach seinem souveränen Drittrundensieg über Luciano Darderi am Sonntagabend. Aber, so Zverev weiter: "Die Gegner werden schwerer werden." Nach Nadals und Djokovics Aus könnten sie Tsitsipas, Rublev oder - trotz Sandplatz-Phobie - Medvedev heißen. Sie alle sind nämlich noch im Rennen.
Nicht nur in Rom, auch in Roland Garros dürfte sich Zverev - Stand jetzt - vor allem mit seinen Altersgenossen um La Coupe des Mousquetaires duellieren. Ein Sieg wäre ein Ausrufezeichen der vermeintlichen "Lost Generation" - sowohl an die alte Garde als auch an die jungen Wilden.   
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