French Open: Musetti schießt Linienrichterin ab - Erinnerungen an Djokovic, Becker findet Verwarnung richtig
Lorenzo Musetti ist bei den French Open 2025 im Viertelfinale nur knapp einer Disqualifikation entgangen. Der Italiener schoss im zweiten Satz wie ein Fußballer eine Linienrichterin mit einem Tennisball ab. Diese wurde dabei zum Glück nicht verletzt. Wohl auch deswegen beließ es der deutsche Schiedsrichter Timo Janzen bei einer Verwarnung. Für Boris Becker die richtige Entscheidung.
Musetti schießt Linienrichterin mit Fuß ab - Tiafoe fordert Verwarnung
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Was war passiert? Musetti lag bei seinem Sieg gegen Frances Tiafoe im zweiten Satz 3:5 hinten, wirkte genervt. Als er nach dem Seitenwechsel nach einem Zuwurf eines Balljungen einen Tennisball nicht zu greifen bekam und dieser auf dem Boden herumsprang, kickte der Italiener ihn frustriert weg.
Der Schuss missriet völlig und traf eine Linienrichterin an der hinteren Spielfeldbegrenzung im Brust- bzw. Halsbereich. Diese ließ sich jedoch nichts weiter anmerken. Musetti entschuldigte sich sofort verbal und mit erhobenem Schläger.
Sein Gegenüber Tiafoe, der die Szene mitbekommen hatte, ging derweil mit offenem Mund und fragender Gestik auf Stuhlschiedsrichter Timo Janzen zu, der sofort eine Verwarnung an Musetti wegen unsportlichen Verhaltens aussprach.
Musetti wandte sich danach nochmal mit erhobenem Racket entschuldigend Richtung Publikum um, damit war die Sache dann auch erstmal erledigt.
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Viertelfinale: Musetti stoppt Tiafoes Lauf - Highlights
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Erinnerungen an Djokovic-Vorfall 2020 bei US Open
TV-Zuschauer fühlten sich jedoch sofort an eine Szene von den US Open 2020 erinnert, als Novak Djokovic für eine ähnliche Szene disqualifiziert wurde.
Der Serbe hatte damals einen Ball scharf mit dem Schläger unbeabsichtigt auf eine Linienrichterin geschossen, die dabei am Hals getroffen wurde und unter Schmerzen zu Boden ging.
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Djokovic trifft Linienrichterin - der Eklat von 2020 in voller Länge
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Für Eurosport-Experte Boris Becker waren diese beiden Szenen jedoch nicht vergleichbar - und eine Verwarnung in diesem Fall die richtige Entscheidung.
"Der deutsche Schiedsrichter hat seine Aufgabe heute hervorragend gelöst. Du kannst doch Musetti wegen sowas nicht disqualifizieren. Die Verwarnung ist richtig, aber das kannst du nicht mit Djokovic vergleichen", befand der 57-Jährige.
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Das sagt Becker zum Musetti-Schuss auf die Linienrichterin
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Tiafoe zweifelt Entscheidung an
So sah es natürlich auch Musetti. "Ehrlich, es war wirklich ein unglücklicher Zufall", sagte der 23 Jahre alte Italiener später: "Ich war erschrocken, ich wollte wirklich niemanden verletzen. Deswegen bin ich sofort hingegangen und habe mich natürlich entschuldigt. Die Verwarnung war richtig. Ich denke, dass der Schiedsrichter gesehen hat, dass es keine Absicht war. Deswegen hat er mich weiterspielen lassen."
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Musetti schießt Linienrichterin mit Fuß ab - Tiafoe fordert Warning
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Tiafoe sah das auf seiner Pressekonferenz nach dem Match allerdings anders. "Er hat das getan und nichts ist passiert. Das ist skurril", sagte der US-Amerikaner, der Janzens Entscheidung, nur eine Verwarnung auszusprechen, "nicht konsequent" nannte.
Zu Forderungen nach einer Disqualifikation Musettis im Netz meinte indes Becker: "Das Internet muss sich auch mal wieder beruhigen. Die wollen alle päpstlicher sein als der Papst. Aber man muss mal die Kirche im Dorf lassen. Das war eine Verwarnung, aber längst kein Platzverweis."
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Tiafoe findet: Nicht-Disqualifikation für Musetti "nicht konsequent"
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Wilander und Courier finden Entscheidung richtig
Dieser wäre aber durchaus möglich gewesen. "Nach dem Regelbuch kann es eine Disqualifikation geben, wenn man aus Frust einen Ball wegschlägt oder -tritt und dieser dabei einen Balljungen, Linienrichter oder Schiedsrichter trifft", erklärte Eurosport-Experte Tim Henman.
"Das war nicht gut", sagte Eurosport-Experte Mats Wilander: "Ich hätte ihn nicht disqualifiziert, aber es war trotzdem nicht in Ordnung. Der Ball war zwar sehr weich geschlagen, aber das spielt keine Rolle - es hat gereicht, um jemanden zu treffen."
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Musetti räuig: "Ein unglücklicher Zufall"
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Jim Courier meinte hingegen, dass es "durchaus eine Rolle" spiele, "wie hart der Ball war. Das ist der entscheidende Punkt. Die Absicht ist unerheblich - ob man es wollte oder nicht, ist irrelevant."
Entscheidend sie, ob dabei jemand verletzt wird. "Zum Glück hat er den Ball nicht richtig getroffen - das war einer der schlechtesten Schüsse, die ich je von einem Italiener gesehen habe. Es sah eher wie ein amerikanischer Schuss aus", scherzte der French-Open-Sieger von 1991 und 1992 bei Eurosport.
Henman spricht aus Erfahrung
Ernsthafter fügte Courier hinzu: "Technisch gesehen darf man bei einem Treffer disqualifizieren, aber es braucht auch Fingerspitzengefühl - und ich denke, der Schiedsrichter hat richtig entschieden."
Henman sprach derweil durchaus aus Erfahrung - er selbst wurde 1995 in Wimbledon in einem Doppel-Match wegen eines vor Wut mit dem Schläger weggeschossenen Balles, der ein Ballmädchen am Kopf traf, disqualifiziert.
Auch die Musetti-Szene hätte Janzen laut Henman "als disqualifikationswürdig auslegen können. Aber wäre Musetti dafür disqualifiziert worden, hätte er sich zu Recht auch ungerecht behandelt fühlen können".
Musetti hat Glück
Unterm Strich stehe aber auch: "Wenn man einen Ball wegtritt, sollte man ein besserer Fußballer sein und ihn in die richtige Richtung schießen - oder man riskiert eben genau so etwas."
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Henman zu Musettis Linienrichter-Vorfall: "Nach dem Regelbuch ..."
Quelle: Eurosport
Anders als bei Henman und Djokovic, die zum Frustabbau ihren Schläger benutzten, war Musettis Ball aber nicht besonders scharf geschossen - und brachte die Linienrichterin auch nicht aus der Fassung.
Henman selbst meinte noch zu seinem Missgeschick vor ziemlich genau 30 Jahren: "Es war mein Fehler. Ich habe die Verantwortung übernommen und dem Ballmädchen am nächsten Tag einen schönen Blumenstrauß geschenkt. Seitdem sind wir befreundet."
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"Ist das zu glauben!" Musetti gewinnt irren Ballwechsel
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