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Roger Federer: Der Maestro kämpft an allen Fronten

Tobias Laure

Update 27/03/2020 um 12:42 GMT+1 Uhr

Roger Federer als vielbeschäftigten Mann zu bezeichnen, ist eine maßlose Untertreibung. Der Tennis-Star arbeitet nicht nur am Comeback, sondern bringt sich auch bei der ATP in wichtigen Fragen zur Coronavirus-Pandemie ein. Darüber hinaus bauen sich geschäftliche Hürden auf, die der Superstar mit seinen Partnern meistern muss. Sorgen bereitet Federer indes ein ganz besonderer sportlicher Traum.

Australian Open 2020 | Roger Federer

Fotocredit: Getty Images

Es ist schon ein wenig her, da verwies Tony Godsick in einem Interview mit dem "Tennis Magazin" auf den schlichten Fakt, dass Roger Federer nie Matches abgebrochen und "nie aufgegeben" habe. Der Manager des Schweizers wollte deutlich machen: Federer ist auch ein Kämpfer und nicht nur der Gentleman, der seinen Sport mit ebenso natürlicher wie unnachahmlicher Eleganz betreibt.
Das Jahr 2020 ist eines, in dem der Rekord-Grand-Slam-Champion diese Kämpferqualitäten abrufen muss.
Im Viertelfinale der Australian Open im Januar drohte gar das Undenkbare: Federer stand kurz davor, erstmals in seiner Profi-Laufbahn ein Match nicht beenden zu können. Stattdessen biss er auf die Zähne, wehrte gegen Tennys Sandgren sieben Matchbälle ab und zog ins Halbfinale ein.
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Unfassbare Willensleistung! Angeschlagener Federer wehrt sieben Matchbälle ab

Roger Federer kämpft für Comeback

Und auch jetzt fightet der 38-Jährige wieder. Kurz nachdem er Anfang Februar beim Match in Africa gegen Rafael Nadal einen Zuschauer-Weltrekord aufgestellt hatte, musste er sich einer Operation am rechten Knie unterziehen.
Nun geht es darum, sich für ein Comeback in Form zu bringen, das infolge der Coronavirus-Pandemie komplett unplanbar geworden ist.
Mehr noch: Federer muss sich Sorgen um seinen Olympia-Traum machen, wo er um die Goldmedaille im Einzel kämpfen wollte - die letzte namhafte Lücke in der einzigartigen Trophäensammlung des Weltranglisten-Vierten. Die Spiele von Tokio wurden auf das Jahr 2021 verschoben und es könnte passieren, dass der Schweizer dort seinen 40. Geburtstag feiert.

Corona-Krise: Federer wird aktiv

Als die ATP sich in den vergangenen Wochen Gedanken über die Corona-Krise machen und über Turnierabsagen befinden musste, schaltete sich der Maestro sofort ein. Federer, so berichtete ATP-Vorstandsmitglied Mark Knowles gegenüber dem "Tennis Channel", habe Verantwortung übernommen:
Man könnte denken: Roger wurde am Knie operiert, also wird er sich bestimmt für eine Weile gänzlich von der Tour zurückziehen. Aber so ist es überhaupt nicht. Roger war einer der Ersten, der mit uns in Kontakt stand.
Gemeinsam mit "Novak Djokovic und Rafael Nadal wollte er sicherstellen, dass das Richtige getan wird", so Knowles.
Die ATP entschied letztlich, die Tour bis mindestens 7. Juni zu unterbrechen. Unterdessen spendete Federer zusammen mit Ehefrau Mirka eine Million Schweizer Franken (ca. 945.000 Euro), um von der Pandemie betroffenen Familien zu helfen.

Laver Cup contra French Open - Streit vorprogrammiert

Federers berufliche Verpflichtungen beschränken sich indes schon lange nicht mehr darauf, "nur" ein überragender Tennisspieler zu sein. Seit 2012 ist er zusammen mit Godsick Inhaber der Vermarktungsagentur Team 8, zu den prominentesten Klienten zählt Alexander Zverev. Daneben lanciert Team 8 Events wie den Laver Cup - und da ergibt sich nun ein echtes Problem.
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Rittner kritisiert French Open: "Total egoistisch und bodenlos"

Die Organisatoren der French Open haben vor einer guten Woche im Alleingang entschieden, den Sandplatz-Klassiker in den September zu verlegen. Das Grand-Slam-Turnier findet damit parallel zum Laver Cup in Boston statt - der Sturm der Entrüstung bei den meisten Spielern und Trainern war groß.
Sollte es tatsächlich so kommen, was kaum vorstellbar ist, könnte Federer sogar eine Klage drohen, wenn er trotzdem am Laver Cup teilnehmen würde. Spieler, die sich sportlich für einen Grand-Slam-Wettbewerb qualifiziert haben, müssen prinzipiell antreten und dürfen während dieser Zeit keine anderen Turniere spielen.
Und auch wenn die Unwägbarkeiten und organisatorischen Fragen an Godsick und den Ausrichtern in Boston hängen bleiben, dürfte Federer das Thema umtreiben. Der Laver Cup ist ein Herzensprojekt für die Tennis-Ikone, man will es auf einen Konflikt mit den French Open ankommen lassen.
Der Plan sei es, "den Laver Cup 2020 wie geplant stattfinden zu lassen", hieß es in einer Stellungnahme der Organisatoren. Der TD Garden von Boston, der je nach Event bis zu 19.580 Zuschauern Platz bietet, sei bereits ausverkauft.

Wie schafft Federer das nur?

Derweil ist Federer im vergangenen Jahr auch als Gesellschafter beim Schweizer Laufschuh-Hersteller "On" eingestiegen. Der Basler will dabei mehr geben als nur seinen guten Namen, wie er im Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" erklärte:
Ich sehe mich als Partner. Die Leute bei 'On' sollen mir sagen, wo ich ihnen am besten zur Seite stehen kann.
Es reize ihn ungemein, "mit einem jungen Schweizer Unternehmen zusammenzuarbeiten", so Federer.
Ob der breit gefächerten Aktivitäten des Ausnahmesportlers drängt sich die Frage auf, wie er das alles unter einen Hut bringt? Ganz nebenbei ist Federer ja auch noch Ehemann, Vater von vier Kindern und Bauherr. Die Familie lässt sich derzeit am Zürichsee ein neues Zuhause errichten.
Den Grund kennt natürlich nur Federer selbst, aber mit dem Godsick-Statement, wonach Aufgeben generell nie eine Option war, kommt man der Antwort wohl schon sehr nahe ...
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