US Open: Dominic Thiem muss eine Schwäche abstellen

Dominic Thiem gilt neben Novak Djokovic als Topfavorit bei den US Open, die Generalprobe beim ebenfalls auf der Anlage von Fluhsing Meadows ausgetragenen Masters von Cincinnati setzte der Österreicher aber in den Sand. Ein Grund zur Sorge? Nein, sagt der ehemalige US-Open-Champion Mats Wilander. Thiems Chancen auf den ersten Grand-Slam-Titel stünden hervorragend - wenn er eine Schwäche abstellt.

Dominic Thiem

Fotocredit: Getty Images

Woran man erkennt, dass es ziemlich gut läuft für Dominic Thiem? Es gibt zahlreiche Premieren in seinem Sportlerleben.
"Dominic ist es zuletzt gelungen, viele Dinge zum ersten Mal zu erleben. Er hatte noch nie die 4. Runde der Australian Open überstanden und war Anfang Februar nur einen Satz vom Titel entfernt. Ende der vergangenen Saison reiste er zu den ATP Finals, wo er nie über die Gruppenphase hinausgekommen war - und schrammte im Endspiel nur wenige Punkte am Turniersieg vorbei", erinnert Coach Nicolás Massú an die starken Vorstellungen seines Schützlings vor der Zwangspause infolge der Corona-Pandemie.
Im Unterschied zu allen anderen Topspielern entschied sich Thiem, während des Tour-Lockdowns möglichst viele Show-Events zu spielen. Ob Wien, Belgrad, Biot, Kitzbühel oder Berlin - der Österreicher war dabei und feierte insgesamt vier Turniersiege. 28 Matches in 45 Tagen kamen da zusammen, 25 davon gewann er. Ein Grund, weshalb der 26-Jährige bei Mats Wilander ganz oben auf der Favoritenliste steht.
"Dominic hat mich die letzten Monate wirklich am meisten überrascht", lobt der US-Open-Champion von 1988 den Österreicher im Gespräch mit Eurosport.de. "Wie er in Australien gespielt hat und auch alles, was ich zuletzt von ihm gesehen habe, war wirklich sehr stark."
Thiem habe sich "gezeigt und das Beste aus der ganzen Situation gemacht".

Dominic Thiem: Klatsche nur ein Ausrutscher?

Àlex Corretja sieht den Weltranglistendritten ebenfalls auf bestem Wege, um in New York nach der Krone zu greifen. Thiems deutliche 2:6, 1:6-Pleite vor wenigen Tagen gegen Filip Krajinovic beim Auftaktmatch des verlegten Masters von Cincinnati habe ihn allerdings überrascht, wenngleich die "Niederlage kein Problem" darstelle.
"Er wird sich davon schnell erholen und bleibt einer der Top-Favoriten, zumal der Best-of-Five-Modus wieder eine ganze andere Geschichte ist", sagte der ehemalige Weltklassespieler Corretja zu Eurosport.de: "Thiem wird bei den US Open nur sehr, sehr schwer zu schlagen sein."
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Fehlstart vor US Open: Thiem kriegt richtige Rutsche von Krajinovic

Quelle: Eurosport

Von der Papierform gibt es tatsächlich nur einen Gegner, der noch höher einzuschätzen ist: Novak Djokovic. In Abwesenheit von Titelverteidiger Rafael Nadal und Roger Federer sind der Österreicher und der Serbe auf Platz eins und zwei der Setzliste notiert und können somit erst im Finale aufeinandertreffen.

Becker bei Thiem zumindest skeptisch

Boris Becker, ehemaliger Trainer von Djokovic, muss hier Wilander widersprechen. "Thiem hat das Finale der Australian Open gut gespielt und hätte es auch gewinnen können - aber hat es eben nicht gemacht", sagte Becker zu Eurosport.de: "Dominic hat noch kein Grand Slam gewonnen, Novak schon 17. Da ist schon noch ein Unterschied."
Die klare Niederlage gegen Krajinovic spräche jedenfalls nicht für Thiems aktuelle Verfassung.
"Er war wirklich nicht gut und wusste hinterher gar nicht mal so recht, warum. Dass die Nummer drei der Welt 2:6, 1:6 verliert, ist kein gutes Zeichen", sagte Becker: "In den Exhibitions den Sommer über hat Dominic ohne Frage gut gespielt. Aber richtige Matches sind immer etwas anderes. Und Matchfitness bekommst du nur im Turnier."

Wilander: Daran muss Thiem arbeiten

Für Wilander müsse Thiem vor allem lernen, in den wichtigen Momenten die richtigen Entscheidungen zu treffen. "Was mache ich, wenn es 15:30 steht? Gehe ich auf ein Ass, spiele ich einen Aufschlag mit Kick, baue ich den Ballwechsel auf der Vorhand auf, versuche ich es longline?", sagt der Schwede. "Um da die richtigen Entscheidungen zu treffen, braucht es viele Matches. Es muss jetzt der nächste Schritt sein für Dominic, die ganz wichtigen Ballwechsel noch besser zu spielen."
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Dominic Thiem à l'entraînement à Flushing Meadows.

Fotocredit: Getty Images

Djokovic wisse dagegen "ganz genau, was zu tun ist, wenn es 15:30 steht. Novak sagt sich dann: 'Okay, ich muss jetzt dieses oder jenes tun.' Er hat in solchen Momenten Lösungen parat, die fast immer funktioniert haben während seiner Karriere." Diese Lösungen, ist Wilander sicher, müsse sich Thiem erst noch erarbeiten, wenn es mit dem ersten Major-Triumph klappen soll.
Bislang stand er dreimal in einem Grand-Slam-Finale. Nach zwei Niederlagen bei den French Open 2018 und 2019 gegen Sandplatzkönig Nadal unterlag er auch gegen Djokovic zu Jahresbeginn bei den Australian Open.

Thiem relativiert schon vorher

Wilander glaubt, dass Thiem diese Negativerlebnisse helfen werden. "Ich sehe bei ihm diesen gewissen Ehrgeiz, dass er sich sagt: 'Ich habe in Australien Rafa geschlagen und hätte auch Novak schlagen müssen.' Ich denke, er wird dranbleiben und nicht nachlassen."
Thiem selbst überraschte jüngst mit einer Aussage, die einen eventuellen Erfolg in Flushing Meadows schon im Vorhinein relativiert. Durch das Fehlen einiger Topspieler, so der Tennis-Star im Gespräch mit dem "Standard", werde ein gutes Abschneiden bei den US Open "weniger wert" sein als in Australien.
Man darf sich aber dennoch einigermaßen sicher sein, dass Thiem seine Meinung revidiert, wenn es auch in New York zu einer persönlichen Premiere kommt und er erstmals eine Grand-Slam-Siegestrophäe in Händen hält.
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Nach 67 Minuten ist Schluss: Thiem fertigt Sinner im Finale ab

Quelle: Eurosport

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