Amanda Anisimova im Damen-Finale der US Open gegen Arena Sabalenka: Der Kampf gegen die eigenen Dämonen
Publiziert 06/09/2025 um 11:00 GMT+2 Uhr
Amanda Anisimova spielt nach Wimbledon ihr zweites Grand-Slam-Endspiel in Folge. Dort trifft sie auf Titelverteidigerin Aryna Sabalenka. Die 24-Jährige hat sich wieder ganz nach oben gekämpft. Ein Weg, der für sie vorgezeichnet war - aber auch früh fundamental erschüttert wurde. Mit positiven Glaubenssätzen und einem aggressiven Spiel hat sich die US-Amerikanerin wiedergefunden.
Trotz Satzrückstand: Anisimova kämpft sich gegen Osaka ins Finale
Quelle: SNTV
Sie spricht vom "Lauf meines Lebens". Im Jahr 2023 auf Rang 359 der Weltrangliste abgerutscht, steht Amanda Anisimova nun im zweiten Grand-Slam-Endspiel hintereinander.
Die US-Amerikanerin trifft im Finale der US Open auf die Titelverteidigerin Aryna Sabalenka (22:00 Uhr im Liveticker).
Es ist die Chance, die Schmach des letzten Finals zu tilgen. Das Wimbledon-Endspiel verlor sie krachend 0:6, 0:6 gegen Iga Swiatek.
Jene Swiatek, die sie nun in New York im Viertelfinale entzauberte.
Das Tennis-Wunder und der tiefe Fall
Die Achterbahnfahrt der Amanda Anisimova begann schon viel früher. 2019 erreichte sie mit nur 17 Jahren das Halbfinale der French Open, verlor damals gegen Ashleigh Barty. Wenig später starb ihr Vater und Trainer Konstantin, Anisimova sagte die Teilnahme an den US Open ab.
Die US-Amerikanerin, die in Freehold Township im Bundesstaat New Jersey geboren wurde, fiel in ein Loch. Tennisspielen fiel ihr schwer. "Ich fand es einfach unfair, dass ich mich immer weiter antreiben musste, als wäre ich kein Mensch", sagte sie später dem "Guardian".
Also legte sie Anfang 2023 nach den Australian Open eine Pause ein, wollte herausfinden, ob der Tennissport das Richtige ist. Sie studierte Psychologie online und fing an zu malen. Die entstandenen Bilder versteigerte sie später für einen guten Zweck.
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Amanda Anisimova bei den French Open 2019.
Fotocredit: Getty Images
Das Comeback und die Erkenntnis
2024 kehrte Anisimova auf den Tennisplatz zurück und erreichte in Melbourne prompt das Achtelfinale. In diesem Jahr feiert die 24-Jährige noch große Erfolge. Im Februar gewann sie das WTA-1000-Turnier in Doha, später zog sie bei den French Open in die Runde der letzten 16 ein.
In Wimbledon schaffte sie es sogar bis ins Endspiel, wurde dort aber von Swiatek mit 0:6, 0:6 vom Platz gefegt. Eine so deutliche Finalniederlage hatte es seit 1911 nicht mehr gegeben. Statt sich zu grämen, war es für Anisimova aber nur der Ansporn, noch mehr zu geben.
"Vom ersten Tag an war sie heiß auf die Revanche", verriet ihr : "Das ist die Einstellung, die es braucht."
Siehe da: Bei den US Open, ihrem Heimturnier, besiegte sie Swiatek im Viertelfinale 6:4, 6:3 und setzte sich auch in einem für sie dramatischen Halbfinale gegen Naomi Osaka (6:7, 7:6, 6:3) durch - dank eines "aggressiven Spiels", auf das sie stets achten würde.
Vor allem aber war es ein Triumph des Willens, auch wenn sie selbst phasenweise nicht dran glauben wollte. "Die meiste Zeit dachte ich, dass es mir entgleitet und ich es nicht ins Finale schaffen würde", meinte die 24-Jährige später.
Sie schaffte es - und wie. "Nach dem Wimbledon-Finale so zurückzukommen, ist ganz besonders für mich", sagte sie: "Ich habe so hart gearbeitet, das zu überwinden. Das heute bewies alles für mich: Ich kann es!"
Für Anisimova geht es um mehr
Die US-Amerikanerin, deren Eltern drei Jahre vor ihrer Geburt aus Russland in die Vereinigten Staaten einwanderten, ist noch immer dabei, zu lernen. Zu lernen, mit sich, dem Tennis, der Außenwelt umzugehen. Aber sie tut es jetzt nur noch für sich, für niemand anderen.
Dabei ist ihr wichtig, offen über ihre mentale Gesundheit zu sprechen. "Ich habe das Gefühl, dass es vielleicht kein Tabuthema mehr ist, und ich finde es sehr gesund und wichtig, dass die Menschen offen darüber sprechen und ihre Gefühle teilen können", sagt sie dem "Guardian".
In schwierigen Spielen, etwa im Halbfinale gegen Osaka, hilft ihr, sich die eigene Stärke vor Augen zu führen: "Ich sage mir immer wieder, dass ich es schaffen kann und dass ich an mich glaube, nicht nur während des Spiels, sondern den ganzen Tag über. Ich versuche wirklich, meinem Gehirn das einzureden, ich versuche, positiv und fröhlich zu bleiben", sagte sie.
Ihr sei wichtig, "sich selbst und seinen Gefühlen treu zu bleiben", führte sie weiter aus. Das trage zum Glück bei. Vielleicht ist das Glück ja auch am Samstag im Finale auf ihrer Seite. Platz vier in der neuen Weltrangliste hat sie schon jetzt sicher.
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