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Drei Dinge, die bei FC Arsenal gegen FC Bayern auffielen: Tuchel-Elf steht die Underdog-Rolle

Daniel Rathjen

Update 10/04/2024 um 07:33 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern erarbeitet sich durch ein 2:2-Unentschieden beim FC Arsenal eine gute Ausgangslage für das Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale in acht Tagen in München. Das Ziel, die Champions League zu gewinnen, eint den deutschen Rekordmeister. Gegen die Gunners zeigen die Münchner das, was gefordert wurde - in erster Linie Disziplin. Drei Dinge, die uns im Hinspiel auffielen.

Tuchel über Schiedsrichter erbost: "Das macht uns richtig sauer"

Thomas Tuchel klatsche seine Spieler ab und durfte endlich mal wieder zufrieden sein: Der FC Bayern hat sein schönstes Champions-League-Gesicht gezeigt und darf ungeachtet aller Probleme weiter vom größtmöglichen Triumph träumen.
Die wie verwandelten, leidenschaftlich kämpfenden Münchner errangen im Viertelfinal-Hinspiel bei Premier-League-Tabellenführer FC Arsenal ein 2:2 (2:1) und können auf den ersten Einzug ins Halbfinale seit dem Triple 2019/20 hoffen.
"Das Spiel war extrem intensiv", sagte Bayern-Trainer Thomas Tuchel: "Wir wussten, dass wir leiden müssen, in jeder der vier Halbzeiten. Das wird im Rückspiel nicht anders sein, da geht alles nochmal von vorne los. Wir müssen wieder alles zeigen, was uns heute ausgemacht hat. Aber wir müssen es uns verdienen."
Drei Dinge, die uns im Emirates-Stadion auffielen.

1.) FC Bayern steht die Underdog-Rolle

Bayern ist dominant. Bayern will und hat meistens den Ball. Bayern bestimmt das Tempo. Der Gegner reagiert nur noch. Von wegen! Am Dienstagabend stand die Fußball-Welt im Emirates-Stadion Kopf. Es war der deutsche Rekordmeister, der plötzlich zum Underdog wurde. Noch überraschender: Diese Rolle stand dem FCB richtig gut.
Es spricht für die Qualität der Spieler und das Verständnis des Trainers Tuchel, dass sie sich so darauf einließen. Die Gunners starteten mit dem soliden Selbstbewusstsein eines Premier-League-Spitzenreiters. Der FCB kämpfte nach der Blamage in Heidenheim noch stark mit sich. Aber: Nach dem frühen Rückstand gingen weder Köpfe noch Schultern herunter, Fehler wurden eiskalt bestraft und in Tore umgewandelt. Gereizt funktionieren die Bayern immer noch am besten.
Sowohl der Ausgleich von Serge Gnabry (18.) als auch die Führung durch einen Elfmeter von Harry Kane (32.) resultierten aus Tempogegenstößen ohne Schnörkel. Schnell, direkt, eiskalt. Das ist schlicht hohes Niveau. "Wir sind gefährlich im Umschalten, das machen wir durch die Saison sehr gut", erkannte Tuchel.
Oft hatten die Verantwortlichen betont, dass Bundesliga und Champions League zwei unterschiedliche Wettbewerbe seien. Was die Entschlossenheit angeht, zeigten die Münchner definitiv ihr Champions-League-Gesicht. Sie stärkten sich nicht wie sonst durch gelungene Pässe, sondern durchs gemeinsame Verteidigen.
Im 4-4-2-Block wurde Arsenal gut vom Tor weggehalten, zwischen den Linien wenig zugelassen. Kai Havertz wurde so lange unsichtbar. "Das war eine taktische Meisterleistung", lobte "Prime Video"-Experte Matthias Sammer FCB-Coach Tuchel und sprach von einem der "besten Bayern-Spiele in der Saison".
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Champions League: Serge Gnabry (l.) und Harry Kane jubeln in London - FC Arsenal vs. FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Gegen das 2:2 von Leandro Trossard (76.), genial vorbereitet von Gabriel Jesus, waren sie hingegen machtlos. Es war vielleicht insgesamt etwas zu halbherzig verteidigt, allerdings auch gnadenlos gut gemacht. Dass sich Bayern nie sicher sein kann, ist eine Warnung fürs Rückspiel.

2.) Arsenal ist stark, aber anfällig

Wie stark das Arteta-Team ist, ist jetzt wirklich jedem bekannt. Breiter kann eine Brust nicht sein - und der Plan nicht klarer. Alphonso Davies und Eric Dier wurden als Schwachstelle in der Bayern-Verteidigung ausgemacht und konsequent bearbeitet.
Bukayo Saka wirbelte ohne Ende, nach der Arsenal-Führung (12.) gab es bei einigen FCB-Fans sicherlich schon erste Erinnerungen an das desolate 0:4 beim FC Barcelona 2009 auf. Das Selbstvertrauen trägt dieses Team in dieser Saison. Es sucht stets die Offensive, hatte gegen die Bayern mehr Ballbesitz (59 Prozent), deutlich mehr Pässe (527:366), mehr Flanken (10:4) und Torschüsse (13:8).
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Champions League: Buyako Saka trifft zum 1:0 - FC Arsenal vs. FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Arsenals Spieler sind in der Lage, mit viel Flexibilität Chaos beim Gegner zu erzeugen. Zudem ist auch ausreichend Qualität auf der Bank, um wie jetzt gegen Bayern auch spät einen neuen Akzent zu setzen - siehe Trossard.
Der FC Bayern brauchte seine komplette Konzentration und Qualität, um gegen Arsenal zu bestehen. Aber: Es fehlt Arsenal trotz aller Stärke auch etwas Entscheidendes. Es mangelt an Souveränität, eventuell auch an Erfahrung.
Dass, was die Bayern mit Größen wie Manuel Neuer (mutig-lässige Spieleröffnung vor dem 2:1) und Kane (Strafstoß eiskalt verwandelt) auf diesem Niveau ausspielen, kann Arsenal nicht bieten. Ein Nachteil im direkten Vergleich über zwei Spiele.

3.) Nachspielzeit zeigt, was alles drin ist

"Es ist ein extrem guter Gegner", musste Tuchel nach dem Hinspiel feststellen und ergänzte treffend: "Wir brauchen die gleiche Hingabe und Leidenschaft. Der Gewinner geht weiter, es ist erst Halbzeit."
Was alles in dem Duell steckt, zeigten die letzten Minuten: Da hätte auf der einen Seite der eingewechselte Kingsley Coman beinahe den Siegtreffer für Bayern erzielt (90./Pfosten), auf der anderen Seite wollte Arsenal für den finalen Kontakt zwischen Neuer und Saka einen Elfmeter (90.+5).
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Manuel Neuer im Duell mit Buyako Saka - Elfmeter oder nicht?

Fotocredit: Getty Images

Viel Taktieren wird es am 17. April in der Allianz Arena nicht geben, beide Mannschaften haben ihre Karten bereits auf den Tisch gelegt. Serge Gnabry wird wahrscheinlich am Oberschenkel verletzt ausfallen (Tuchel: "Es sieht gar nicht gut aus"), ihn dürfte Kingsley Coman ersetzen.
Arsenal wird wieder den Ball haben wollen, sich mutig und offensiv zeigen, Bayern wird in jedem Bereich voll da sein müssen.
Saka hat im Hinspiel für Gefahr gesorgt, Davies war phasenweise überfordert. Wenn Außenverteidiger Ben White wieder so weit nach vorne zieht und die rechte Seite überlädt, wird es brenzlig. Für diese Position muss sich Tuchel etwas Besseres überlegen.
In der Offensive hat er zudem noch einen Trumpf in der Hinterhand: Thomas Müller. Im Emirates kam der Bayern-Routinier nicht zum Einsatz - kein "Müller-Spiel". Vor heimischem Publikum kann er jedoch ein entscheidender Faktor werden - wie schon im Achtelfinal-Rückspiel gegen Lazio (3:0 nach 0:1).
Eines sollte dem FC Bayern grundsätzlich Mut machen: Das Hinspiel hat gezeigt, dass das Ziel, ins Finale nach Wembley einzuziehen, sämtliche Kräfte bündelt. Egal, was und wer am Ende nicht zusammenpassen mag - die Sehnsucht nach dem Henkelpott eint dann doch. Und als Einheit ist der FC Bayern seit jeher schwierig zu schlagen.
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Tuchel nach Neuer-Einlage baff: "Das haben wir nicht geübt"

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